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Metzingens neue Umweltbeauftragte heißt Sarah Laib

In den Fußstapfen ihres Opas: Was die 27-Jährige antreibt und wie sie die Einwohner für mehr Grün im Garten und in der Stadt begeistern will.

Rings um Metzingen erblühen die Obstbäume. Die Pflege der landschaftsprägenden Streuobstwiesen hat Sarah Laib im Auge.
Rings um Metzingen erblühen die Obstbäume. Die Pflege der landschaftsprägenden Streuobstwiesen hat Sarah Laib im Auge. Foto: Manfred Grohe
Rings um Metzingen erblühen die Obstbäume. Die Pflege der landschaftsprägenden Streuobstwiesen hat Sarah Laib im Auge.
Foto: Manfred Grohe

METZINGEN. Hinten blühen die Schlehen. Vorne auf der Bank auf dem Wippberg strahlt Sarah Laib. »Perfektes Wetter!«, findet die 27-Jährige. Seit Dezember ist sie Umweltbeauftragte der Stadt Metzingen. Nach-Nachfolgerin des legendären Wolfgang Zimmermann, der über 30 Jahre lang städtischer Umweltberater war. Laib ist noch in der sechsmonatigen Probezeit.

Ist er inzwischen im verdienten Ruhestand, hat sie die Zukunft noch vor sich. Erst Ende September hat die Biologin an der Universität Hohenheim ihren Master gemacht: über Zecken und die von ihnen verbreiteten Krankheiten Borreliose und FSME. Sarah Laib hat sich nach ihrem Uni-Abschluss schnell bei der Stadt Metzingen beworben. Und ist eingestellt worden. Ein Praktikum im Bereich Tier- und Landschaftsökologie hatte ihr Interesse am Stellenprofil geweckt.

»Hier leben mein Freund, meine Eltern und Freunde. Ich möchte in Metzingen bleiben «

In der Sieben-Keltern-Stadt ist sie aufgewachsen und aus ihr will Sarah Laib auch nicht weg. »Hier leben mein Freund, meine Eltern und Freunde.« Und hier haben auch ihre Großeltern gelebt. Ihren Opa Hans Laib hat die junge Frau beruflich fast beerbt: »Er war der Leiter des städtischen Obstbaubetriebs und Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins.« Noch heute stehen Bäume, die er gepflanzt hat. Auch am Wippberg. 60 bis 70 Jahre alt sind sie jetzt. »Er hat mich an das Thema herangeführt. Wir haben selbst eine kleine Streuobstwiese.« Nach wie vor gerne draußen ist Sarah Laib, die noch eine Schwester und einen Bruder hat, auch mit ihren Eltern auf Spaziergängen. »Wir haben richtig tolle und vielfältige Natur in Metzingen«, lobt sie. Etwa am und auf dem Roßfeld mit seinen naturnahen Wäldern.

Spielten Äpfel, Birnen oder Nüsse zu Opa Hans Laibs Zeiten noch eine größere Rolle bei der Lebensmittelversorgung der Metzinger, geht es beim Wirken seiner Enkelin Sarah oft um den Erhalt des prägenden Landschaftsbilds mit den Streuobstwiesen. Die zählen zu den europaweit größten ihrer Art, sind aber in ihrem Bestand bedroht, weil Pflegeaufwand und Ertrag für die Baumbesitzer oft in keinem angemessenen Verhältnis mehr stehen. »Es gibt eine Streuobst-Schnitt-Förderung«, erläutert die Biologin, was nicht jeder weiß. Anträge gehen ans Regierungspräsidium Tübingen. »Ich koordiniere.« Will heißen, engagierte Wiesenbesitzer können Kontakt mit ihr aufnehmen.

Vor blühenden Schlehen auf dem Wippberg: Metzingens noch neue Umweltbeauftragte Sarah Laib. foto: Pfisterer
Vor blühenden Schlehen auf dem Wippberg: Metzingens noch neue Umweltbeauftragte Sarah Laib. foto: Pfisterer
Vor blühenden Schlehen auf dem Wippberg: Metzingens noch neue Umweltbeauftragte Sarah Laib. foto: Pfisterer

Sarah Laib geht es auch darum, mehr Grün und Blumenbunt in die stark versiegelte Innenstadt zu bringen und das Bewusstsein für bereits vorhandenen Bewuchs zu schärfen. »Der große Naturgarten-Wettbewerb ist mein erstes eigenes Projekt«, sagt sie. Bis zum 13. Juli können sich Gartenbesitzer aus Metzingen, Neuhausen und Glems bei Laib melden. »Wir zeichnen die schönsten Naturgärten aus.«

Es wird einer der eher wenigen Anlässe sein, bei dem die städtische Umweltbeauftragte mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen wird, »Der Schwerpunkt ist beim Verwalten und Projektmanagement.« Etwa, wenn es um die Biotopverbundplanung geht, zu deren Aufstellung die Kommunen gesetzlich verpflichtet sind. Oder um die Umweltverträglichkeitsprüfung bei Bauvorhaben.

»Es hat mich schon immer interessiert, wie Leben funktioniert. An der Schule war Bio mein Lieblingsfach«

Tiere und Pflanzen haben die Frau mit dem offenen Gesicht schon als Kind gereizt, »Ich habe Regenwürmer von der Straße aufgehoben und auf die Seite gesetzt.« Am Gymnasium war Bio ihr Lieblingsfach. »Es hat mich schon immer interessiert, wie Leben funktioniert.« Und so sind ihr heute »Feuchtgebiete superwichtig«, in denen die Gelbbauchunke oder der Feuersalamander leben könnte. Es geht um den Erhalt der Artenvielfalt.

Lebensräume für Tiere können aber auch in Blühstreifen an Straßenrändern entstehen, deren Einsäen Laib beim städtischen Bauhof anregen könnte. Die Beratung von Bauherrn vor zu viel Flächenversiegelung fällt ebenfalls in ihr Gebiet. »Es kann zum Beispiel um Bepflanzungen im Garten, um Dach- oder Fassadenbegrünungen gehen.« Oder um die Vermeidung der weder natur- noch klimafreundlichen Schottergärten. Wer möchte, kann mit Sarah Laib einen Beratungstermin vereinbaren. Mit Martin Nagel, dem heutigen Leiter des städtischen Obstbetriebs, oder dem Metzinger Revierförster Jürgen Dufner könnte die Umweltbeauftragte über klimaresistentere Baumarten sprechen.

»Ich bin mit offenen Armen empfangen worden und kann immer mit meinen Fragen kommen«

All das kann einer intakten Natur dienen und damit dem Überleben der Menschen, die auf diese angewiesen sind. »Jeder Tag ist unterschiedlich«, wertschätzt Sarah Laib an ihrer ersten Arbeitsstelle, »man lernt immer Neues dazu.« Vermittelt von geduldigen Chefs wie Alexander Bollheimer, dem ebenso fachkompetenten wie erfahrenen, ruhigen Fachbereichsleiter Stadtplanung. »Die Kollegen vom Bereich Planen und Bauen sind total nett. Ich kann jeden immer um Rat fragen.«

Selbst Chefin war die junge Frau auch schon: Sie hat den Markungsputz Ende März organisiert und geleitet. Essen, Trinken und Materialien bereitgestellt, sich mit Kollegen abgesprochen. Und sich bei der Schar der unverzichtbaren Ehrenamtlichen bekanntgemacht. Sie, die in ihrer Freizeit gerne wandert und umweltbewusst mit dem E-Bike zu Außenterminen fährt, ist vielen in der Stadt schon ein vertrautes Gesicht. Eine aus Metzingen, die in Metzingen bleiben möchte. Und eine für Metzingen. (GEA)

S.Laib@metzingen.de

07123 395-2213