METZINGEN. Viel zu lachen gab es 2024 nicht gerade, betrachtet man das allgemeine und politische Geschehen national oder gar global. Insofern war es ein guter Versuch des Veranstaltungsrings Metzingen (VRM), gleich zum Jahresauftakt den rund 200 Besuchern in der Stadthalle ein Lachen zu entlocken.
Das Paket, das der VRM schnürte, hätte unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite Christian Bumeder, alias Bumillo, gebürtiger Oberbayer, der sich auf gesellschaftliche und technologische Veränderungen fokussierte, auf der anderen Kathi Wolf, selbst ernannte »Klapsenbeste«, die sich mit ihrem abgeschlossenen Psychologiestudium durch die Pandemie brachte und ansonsten einen gelungenen Spagat zwischen Stand- up-Comedy und politischem Kabarett hinlegte.
Seit 2007 steht der studierte Germanist und Theaterwissenschaftler Bumillo auf der Bühne, zunächst bei Poetry Slams, mittlerweile mit seinem vierten Soloprogramm "Raus aus dem Haushaltsloch". Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Der Vater von zwei Töchtern, mit einer Lehrerin verheiratet, steht nicht nur auf den Brettern, die die Welt bedeuten, auch seinen Mann im Haushalt der Bu-meders. "Für private Haushaltsführungen ist er nicht zu buchen, aber seine Erfahrungen fließen, manchmal provozierend progressiv, mal entwaffnend ehrlich in sein Programm ein.
Komisch und entlarvend
Understatement ist sein Ding: Sein »Allerweltsgesicht«, sein Kampf mit den überflüssigen Pfunden, die Dank Weight-Watchers-Diät und einem verlängerten weißen T-Shirt unter dem schwarzen Pullover (»macht schlank«) sind seine Themen. Ebenso spielen die Gefahren im Haushalt mit 10.000 Toten im Jahr – im Straßenverkehr dagegen »nur« 3.000 – eine Rolle und münden in den Rat, auf dem Weg in den Keller doch besser das Auto zu nehmen.
Gesellschaftliche Veränderungen, das Rollenverständnis von Mann und Frau, spießt der 43-Jährige gelungen an eingespielten Werbeclips der 60er- und 70er- Jahre auf. Das waren noch Zeiten, als der Mann zur Arbeit ging und die Frau zu Hause überlegte, was sie kochen und anziehen kann. Der Werbespruch »Kuchen macht uns Männer sanft und verträglich« führt dem meist älteren Publikum vor, wie schnell sich die Welt in den letzten 50 Jahren gedreht hat.
Wo Männer und Frauen allerdings noch meilenweit voneinander entfernt sind, macht er anhand der Spülmaschinen-Einräumer:Innen klar: Während Frauen dem Besteckschubladen-Team zuzuordnen sind, gehören die Männer zu den Besteckkorb-Anhängern, in den Messer, Gabel, Löffel von oben hineingepfeffert werden.
Richtig komisch sind seine entlarvenden Aufspießungen der modernen Werbesprache, wenn mit einem Smart Water geworben wird, "elevated bei tiny bubbles – "die beste Umschreibung für einen Furz in der Badewanne". Alles in allem ein vergnüglicher erster Teil, bei dem allerdings nicht alle Pointen zündeten.
Härter, schneller, direkter dann Kathi Wolf, aus Weißenhorn bei Ulm, die inzwischen bereits im bayerischen Fernsehen bei Django Asül zu sehen war. Wolf: »Ja ich bin wirklich Psychologin, viele in der ersten Reihe schauen schon weg …«
Ehrlicherweise» bekennt sie, dass sie das Studium nur aufgenommen hatte, bis ihr ein Therapieplatz zugewiesen werden konnte. Die höchste Dichte für Therapeuten herrscht in Berlin. «Da gibt es ja auch eine große Anstalt für besonders schwere Fälle: 700 Fälle, die vier Jahre therapiert werden müssen. Darunter ein Kanzler mit Gedächtnisverlust, eine schizophrene Linke, eine grüne Partei mit Realitätsverlust, die glaubt, sie sei noch eine Ökopartei und eine AfD mit Rechenschwäche, die zwölf Jahre für das tausendjährige Reich hält. »Nur die FDP hat keine Störung, sie ist selber eine.«
Jede Menge Spitzen gegen Berlin
Köstlich ihr Besuch einer Esoterikmesse – die Shopping Mall für Verstrahlte. Während bei vielen Messen, die Politiker ja Schlange stehen, ist dies dort für sie schwer vorstellbar: "Friedrich Merz am Ayurveda-Stand, Alice Weidel beim Sieg-Heil-Praktiker, Olaf Scholz beim Handlesen. Jeder der politischen Elite be-kommt sein Fett weg.
Ein klares Bekenntnis legt Kathi Wolf in Sachen Feminismus ab: »Mehr Frauen in die Politik.« Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin werde angefeindet, wenn sie tanzt, »keiner regt sich aber auf, wenn Friedrich Merz wie ein afghanischer Derwisch herumspringt oder Donald Trump mit der Hamsterrolle auf dem Kopf das tut«.
Zum guten Schluss macht sie aus der Bundesregierung eine »Hundesregierung« mit Scholz als Mops, Merz als altdeutschem Schäferhund, Habeck als Husky, Baerbock als Spitz, der sein Geld für Fellpflege ausgibt, einer Königspudelin Sarah und dem Windhund Lindner. Die AfD dagegen geht als echtes Wildtier durch – als Fuchs. Aber der »Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, die AfD …«
Mit dem Lied: »Gegen Weltschmerz hilft kein Medikament, aber es hilft, wenn man AfD-Plakate verbrennt«, verabschiedet sich die »Klapsenbeste« vom Metzinger Publikum, das begeistert Beifall klatscht.
Hinterher bekennt sie, dass sie eigentlich vom Schauspiel kommt, mittlerweile auch im Fernsehen gefragt ist, im Fernstudium Psychologie studierte, was zur Erkenntnis führte: »Humor ist eine Therapieform«. (GEA)