DETTINGEN/ REGION. Sie haben getestet, verfeinert und immer wieder ausprobiert, was der warmen Barbecue-Soße den letzten Kick geben könnte. Am Ende war’s die Pflaumenmarmelade, die bei der Jury wohl für das ultimative Geschmackserlebnis gesorgt hatte: Das Black Forest Barbecue Team um die Metzgermeister Stephan Schlecht aus Dettingen, Marcus Schneider aus Pliezhausen sowie Heinz und Doris Schaal aus Tübingen-Pfrondorf haben 86 Teams aus aller Welt hinter sich gelassen und beim 35. Jack Daniels World Championship den ersten Platz in der Kategorie warme Barbecue Soße geholt – das ist der Weltmeistertitel. Stephan Schlecht kann’s knapp zwei Wochen nach dem Triumph immer noch kaum fassen. Bei der Preisverleihung sei er einfach nur eins gewesen: total perplex. »In dem Moment checkt man nicht, was passiert«, erinnert er sich an den Triumph. Vor einem Jahr hatte sein Team bereits in der Kategorie Porc den achten Platz geholt: »Das war schon unvorstellbar, der erste Platz ist nun eine ganz andere Dimension.«
Teamwork spornt zu Höchstleistungen an
Teamchef Heinz Schaal aus Tübingen-Pfrondorf kennt das Gefühl, im Jahr 2000 holte er sich bereits einen Weltmeistertitel und hörte danach nie auf, bei Grillwettbewerben mitzumachen. Das Miteinander reizt ihn, die Kameradschaft: »Es gibt doch nichts Schöneres gerade in der jetzigen Zeit, wenn jeder auf den anderen neidisch ist.« Das Teamwork sporne laut Neuling Marcus Schneider zu Höchstleistungen an, trotz des konzentrierten Arbeitens mache der Wettbewerb sehr viel Spaß: »Das ist eine so super Truppe, es hat alles harmoniert.«
Die Pflaumenmarmelade sorgt für den fruchtigen Kick
Nur die warme Barbecue Soße, die habe laut Stephan Schlecht zunächst etwas geschwächelt, 20 Zutaten und Gewürze sind darin verarbeitet – was genau, ist ein Geheimnis. Den im Süden der USA beliebten Southern-Style wollte das deutsche Team treffen, dafür hat der Metzger- und Küchenmeister vom Traditionsgasthaus »Rössle« in Dettingen bereits im Vorfeld viel getan. Zum Beispiel die You Tube Videos einer Jurorin ganz genau analysiert: »Ich habe geschaut, worauf sie bei Barbecue Soßen wert legt.« Denn eines ist klar: »Du triffst den Geschmack oder nicht.« Für den amerikanische Partner Ken Wood, der den deutschen seinen Foodtruck zur Verfügung gestellt hatte, fehlte bei der Hammer-Soße, so sein Urteil, tatsächlich noch etwas: ein fruchtiger Kick für die Zunge. Ganz weit weg von Supermärkten und frischem Obst musste die Pflaumenmarmelade fürs Frühstück herhalten – ein Volltreffer. »Damit haben wir den Geschmack der Jury erwischt«, meint Stephan Schlecht lachend. Und dass ein deutsches Team im Stammland der Barbecue Soßen den Weltmeistertitel holt, das habe ihnen viel Respekt verschafft.
So langsam realisiert der Dettinger, was da in den kleinen Kaff Lynchburg in Tennessee passiert ist. Gerne schaut er sich das Video von der Siegerehrung an: Ein lauter Schrei ist zu hören – das sei er gewesen, meint Schlecht grinsend. Die Schaals, Marcus Schneider sowie die beiden namensgleichen Mitstreiter Martin Kohler – der eine aus Freudenstadt, der andere aus Malmsheim -, die Schlecht-Töchter Nina und Maralena sowie Andreas Baral, Helfer fürs alles im Team, stürmen im Video wie die Wilden nach vorne. Freudestrahlend, überglücklich, jubelnd – der anstrengende Tag bei 27 Grad war da komplett vergessen: Um fünf Uhr war’s losgegangen, liefen die ersten Smoker an und Grills an – gegrillt wird nur auf Holzkohle. Sieben Gerichte bis in zu einem Dessert gilt es vorzubereiten, die müssen in einem bestimmten Zeitfenster an die Jury gegeben werden. Was da nicht fertig ist, kommt nicht in die Wertung. Dabei geht’s in erster Linie um eines: das perfekte Fleisch ohne Beilage und anderen Schnickschnack. Für das Black Forest-Team war dessen Beschaffung ein Problem, die Supermärkte in der Umgebung wurden abgegrast – die Qualität war nicht immer top.
Gegrillt wird nur auf Holzkohle
Bei aller Freunde über den Titel geht fast unter, dass das Black Forest Team in der Kategorie Cooking from the Homeland einen mehr als respektablen 15. Platz erreicht hat. Da ging’s auch um die Präsentation, durfte die Kalbshaxe mit Garnele in Szene gesetzt werden. Selbst Käsespätzle hat Stephan Schlecht ins Gericht eingebaut - der US-Jury hat’s geschmeckt. Klar, wird das Black Forest Team nächstes Jahr im Oktober wieder nach Tennessee reisen, um an der Weltmeisterschaft teilzunehmen – der Titel motiviert. Auch Neuling Marcus Schneider ist angefixt: »Ich möchte dabeibleiben.« Ein Problem ist jedenfalls gelöst: Ken Wood hat angeboten, die Deutschen beim Fleischkauf zu unterstützen. Die Weichen sind gestellt, um auch in anderen Kategorien noch weiter nach vorne zu kommen.