DETTINGEN. Ein Leben ohne Musik? Für Matthias Beck undenkbar, sie ist Berufung und Passion zugleich für ihn. Er kennt die unterschiedlichsten Facetten von Musik: Der 63-Jährige ist studierter Blockflötist und Trompeter hat den Meister als Metallblasinstrumentenmacher. Auch organisiert er regelmäßig Konzerte und lädt andere renommierte Künstler ein oder spielt auch selbst. Und er leitet ehrenamtlich den Dettinger Posaunenchor. Immer wieder begleitet er in seinem Heimatort Beerdigungen musikalisch. Matthias Beck ist vor allem auch Chef eines Musikhauses mit zehn Mitarbeitern, das seit nunmehr 50 Jahren existiert. Gegründet hat es Vater Werner Beck, ausschlaggebend war die große Leidenschaft für Blockflöten von Sohn Matthias.
Musik spielte im Hause Beck schon immer eine große Rolle, doch die Familie sah sich in der Tradition der Kunsthandwerker: »Bei uns wurde etwas mit den Händen erschaffen«, erzählt Matthias Beck. Seit 1879 verdienten die Becks ihr Geld als Drechsler. Als Matthias Becks Mentor Hans-Jürgen Hufeisen, vom Vater ebenso geschätzt wie vom Sohn, das Thema Studium ansprach, habe sich die Begeisterung der Eltern in Grenzen gehalten: »Mein Vater sprach von brotloser Kunst.« Noch etwas sprach dagegen: Matthias Beck war damals gerade mal 14 Jahre alt und besuchte die Realschule, hatte also kein Abitur. Doch er nahm die Herausforderung an, zog mit Abschluss der Mittleren Reife die Aufnahmeprüfung für die Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart durch – der junge Dettinger ergatterte sich den einzigen Studienplatz im Fach Blockflöte. Mit 16 Jahren stieg er ins Studium ein, seine Eltern zollten ihm Respekt: »Ab dem Moment wurde ich von ihnen zu 100 Prozent unterstützt.«
Mit 16 Jahren zum Studium
Matthias Beck setzte noch einen drauf: Die Blockflöte war zwar sein favorisiertes Instrument, Trompete konnte er jedoch auch seit seinem neunten Lebensjahr. Professor Heribert Rosenthal hörte ihn spielen. Dessen Kommentar hat der Dettinger bis heute nicht vergessen: »Beck, sie müssen Trompete im Hauptfach studieren.« Gesagt, getan – es ging für Matthais Beck wieder in den Prozess einer Aufnahmeprüfung. Beide Hauptfächer hat er erfolgreich mit Bestnoten abgeschlossen.
Ein Leben als Profimusiker lag vor ihm. In der Württembergischen Philharmonie Reutlingen gewann er Orchestererfahrung und selbst seinen Wehrdienst absolvierte Matthias Beck als Trompeter beim Heeresmusikkorps 1 in Hannover. Viel Klassik sei gespielt worden, eher weniger Marschmusik: »Wir hatten tolle Konzerte«, blickt Beck auf diese Zeit mit großen Auftritten als Solotrompeter zurück. Doch dann habe er sich an einem Punkt gesehen, an dem er sich entscheiden musste und er habe sehr lange überlegt: Karriere als Orchestermusiker oder selbstständiger Handwerker mit einem eigenen Betrieb. Denn zu diesem Zeitpunkt war das Musikhaus Beck schon längst keine reine Blockflöten-Verkaufsstelle mehr.
Das Angebot um Blechblasinstrumente erweitert
Vater Werner Beck, ein über die Region hinaus anerkannter Kunsthandwerker, hatte es 1975 eher aus Zufall gegründet. Auf einer Messe habe er, so die Erinnerung des Sohnes, einen Stand neben dem renommierten Blockflötenhersteller Moeck gehabt. Man kam ins Gespräch, Werner Beck erzählte von seinem Blockflöte spielenden Sohn und der Handel war perfekt: In der Badstubengasse wurden künftig nicht nur Holzarbeiten, sondern auch Blockflöten verkauft. Das Angebot wuchs und wurde um Blechblasinstrumente erweitert. Sein Vater sei sehr weitsichtig gewesen und habe immer gemeint, er wolle nicht nur verkaufen, sondern auch Serviceleistungen angeboten – so wurden zu reparierende Instrumente zu den Fachbetrieben gefahren.
Immer wenn er in Dettingen gewesen sei, habe er mitgearbeitet und das gibt Matthias Beck zu: Das Handwerk habe durchaus seinen Reiz gehabt. Also packte Matthais Beck noch einen drauf, lernte den Beruf des Metallblasinstrumentenmachers bei Hassl in Rüsselsheim und Dank einer Sondergenehmigung, weil er die Ausbildung mit 1,0 abgeschlossen hatte, machte er auch noch gleich den Meister. »Im Studium war ich der jüngste, in der Ausbildung der älteste«, erzählt der Multi-Musiker.
Musikinstrumente selbst gebaut
Mit dem Musikhaus ging es Schlag auf Schlag weiter, irgendwann wurden auch Holzblasinstrumente verkauft. 1988 eröffnete Werner Beck dann die Werkstatt. Zunächst wurden Blechblasinstrumente repariert und später auch gebaut. Mit Matthais Becks Gesellenstück spielte der weltbekannte Trompeter Gábor Tarkövi erfolgreich bei den Berliner Philharmonikern vor, das öffnete dem kleinen Betrieb aus Dettingen das Tor zur internationalen Welt der Musik: Zu vielen Musikern pflegt Matthias Beck einen sehr guten Kontakt, sie spielen mit Instrumenten aus der Werkstatt in der Ermstalgemeinde. Seit 1992 befindet sich das Musikhaus Beck in der Metzinger Straße in Dettingen und wächst seither ständig. 1996 hat Matthias Beck den Betrieb übernommen und macht das, was seinen Vater immer ausgezeichnet hat: Er zeigt Weitblick, tüftelt und entwickelt ständig neues.
Eigener YouTube-Kanal
In der Coronazeit baute das Musikhaus einen eigenen Youtube-Kanal auf, der bis heute existiert und seine Begeisterung für Musik teilt Matthias Beck und sein Team mit Kunden aus ganz Deutschland und darüber hinaus. »Wir suchen und finden für jeden das ideale Instrument«, benennt er das Motto. »Wir beraten auf Augenhöhe, fundiert und seriös«. Da werde kein Unterschied zwischen, Anfänger, Laienmusiker oder Profi, mehr noch: Das Musikhaus nimmt den Eltern das Risiko womöglich umsonst ein Instrument zukaufen, weil das Interesse daran erlischt und bietet ein Rückkaufgarantie an. Das Ziel von Mattias Beck ist ganz klar eines: »Ich möchte Menschen für die Musik begeisterten und sie für alle zugänglich machen.« Er selbst nimmt sich trotz der Faszination immer wieder gerne eine Auszeit, fotografiert leidenschaftlich gerne: »Das muss sein.« (GEA)
Am Samstag, 28. Juni, 19.30 Uhr, ist im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Musikhauses Beck das renommierte Kühnl Trombone Quartett in der Stiftskirche zu Gast. Karten gibt es unter www.musikbeck.de/ events oder an der Abendkasse. (GEA)