WALDDORFHÄSLACH. »Ich kann’s immer noch nicht glauben.« Obwohl die ersten drei Wochen abgedreht und die Szenen im Kasten sind, ist der Nachwuchsschauspieler Marc Weinmann immer noch überwältigt von seinem persönlichen Durchbruch: Er hat sich eine Hauptrolle in einer der erfolgreichsten deutschen Fernsehserien »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« (GZSZ) hart erarbeitet.
Der aus Walddorfhäslach Stammende stand schon früh auf der Bühne: Als kleiner Junge sang er im Walddorfer Liederkranz, spielte – unter anderem auch eine Hauptrolle – in den Musicalproduktionen des HAP Grieshaber Gymnasiums im BZN, belegte zu Schulzeiten den Kurs »Literatur und Theater« und begann dann 2017 sein Schauspielstudium in Köln.
Dabei waren die Darstellenden Künste nicht sein einziger Berufswunsch: »Ich haderte immer zwischen den Naturwissenschaften und der Schauspielerei«, erzählt der 23-Jährige im Gespräch mit dem GEA.
Nach der Schule reiste er durch Asien und Ozeanien. Eins war ihm aber immer klar: »Ich muss es zumindest einmal probieren und habe mich dann sofort deutschlandweit an mehreren privaten Schauspielschulen beworben.« Entschieden hat er sich letztendlich für die »film acting school cologne« in Köln – laut Weinmann eine für ihn »sehr passende Schule«, da sie die Ausbildung in Film und Theater ermöglicht.
Neue Herausforderungen
Für nicht GZSZ-Zuschauer: Die Rolle Luis Ahrens verabschiedete sich von seiner Set-Familie vor rund zwei Jahren, um zu einer Auslandsreise nach Ozeanien aufzubrechen, und kehrt jetzt wieder an den Berliner »Kiez« zurück. Eine Gemeinsamkeit weisen die beiden also schon auf, denn Weinmann reiste auch durch Australien und Neuseeland.
»Ein wenig aufgeregt bin ich schon«, gibt Weinmann zu, »immerhin wurde ich gerecasted: Die Zuschauer kennen mich zwar nicht, aber die Rolle Luis dafür umso besser«. Eine Herausforderung, der sich der Nachwuchsschauspieler stellen muss. Weinmann hat einen »großen Respekt« vor der Zuschauerresonanz und ist sich bewusst, das »GZSZ ein etabliertes Format ist, dass täglich auf verschiedenen Sendeplätzen und Ausspielwegen von rund drei Millionen Menschen verfolgt wird«. Er ist trotzdem »unglaublich dankbar für diese Chance« und sieht seine Aufnahme in die Serie als ein mögliches »Sprungbrett, um gesehen zu werden« und hofft nun in der Branche richtig Fuß zu fassen.
Tatkräftig steht ihm dabei seine Agentur »red carpet actors« zur Seite und unterstützt ihn beispielsweise bei Vertragsverhandlungen oder dient als erste Anlaufstelle für Interessenten. Auch bei seinem jetzigen Job bei RTL unterstützen sie Weinmann.
Disziplin, Ausdauer und Geduld
Und was macht ein Schauspieler, wenn – wie so oft – keine Angebote reingeflattert kommen? »Sich nach Jobs umschauen«, antwortet Weinmann prompt, »und versuchen, nicht verrückt zu werden«, schmunzelt er. Disziplin, Ausdauer und jede Menge Geduld seien die wichtigsten Tugenden eines jeden Nachwuchsschauspielers. Weinmann weiß, worauf er sich einlässt: »Nach dem Studium wartet nicht die ganze Welt auf dich und überschüttet dich mit Angeboten. Im Gegenteil: Es gibt so viele Schauspieler auf Jobsuche und so viele, die dir auch noch ähnlich sehen.«
Sein Geheimrezept um dem »Schauspieler-Loch«, vergleichbar mit der Arbeitslosigkeit, zu entkommen: Datenbanken checken, Namen lernen und deutsche Filme schauen. In Datenbanken sind nahezu alle deutschen Schauspieler registriert. Dort finden Caster und Produktionen schnell Informationen zu äußeren Merkmalen wie Alter, Größe, Augenfarbe sowie verschiedene Bilder und Videos der darstellenden Künstler. »Eine Datenbank ist wie eine fortlaufende Bewerbung und sollte immer aktuell sein«, erklärt Weinmann. Wenn also beispielsweise nur Videos von ihm als schüchterner Junge zu sehen sind, wird ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Caster für die Rolle des Badboys in Betracht ziehen.
Unter Namenlernen versteht sich primär das Informieren über wichtige und bekannte Regisseure, Schauspieler und Fachpersonen der Branche. »Ich habe irgendwann angefangen mir Karteikarten zu schreiben und diese dann zu auswendig zu lernen«, sagt Marc Weinmann und schmunzelt. Er möchte immer auf dem Laufenden sein und hat dabei einen Trick, um die deutsche Filmwelt besser verstehen: Viele Filme und Serien anschauen. »Allgemein versuche ich immer am Ball zu bleiben, mich weiterzubilden und selbst kleine Projekte zu realisieren«.
Schauspieler müssen jederzeit und überall erreichbar sein: »Das ist manchmal echt nervig«, gibt Weinmann zu. Als ihn jedoch der Anruf und die Einladung zum E-Casting, vergleichbar mit einer Videobewerbung, von RTL ereilten, hat sich das Warten für ihn gelohnt.
Warten und Hoffen
Eigenständig nahm er dafür die ihm zugeschickten Szenen auf und sendete sie an die Caster. Weinmann hinterließ einen bleibenden Eindruck und so folgte das Live-Casting direkt im Anschluss. »Man weiß nie, wie viele Schauspieler zu einem E-Casting eingeladen werden. Bestimmt Hunderte. Aber dann die Einladung zum Live-Casting in Berlin zu bekommen, war wirklich eine Ehre.«
Ein Live-Casting für Rollen bei GZSZ ähnelt einem normalen Drehtag: Szenen werden verteilt und teils mit »etablierten« GZSZ-Schauspielern vor der Kamera gespielt. Nebenbei gibt es immer Regieanweisungen und am Ende wird das Ganze geschnitten. »Danach heißt es Warten und Hoffen«, so Weinmann. Die Caster, die Redaktion und verschiedene Instanzen der Produktion bekommen die Szenen vorgelegt und am Ende steht die Entscheidung: Marc Weinmann wird Luis Ahrens. Schneller als gedacht zieht der Nachwuchsschauspieler nach Berlin und die Dreharbeiten beginnen.
Ein Arbeitstag geht meist von 8.30 bis 18.45 Uhr. Die in der Vorwoche verteilte Disposition – vergleichbar mit einem Stundenplan – enthält genaue Angaben beispielsweise über Szenen, Uhrzeiten, Pausen. Montags ist Probentag. An diesem Tag werden Szenen, die dann von Dienstag bis Freitag im Innen- sowie Außendreh in die Kiste kommen gemeinsam mit Coaches durchgesprochen. »Meist gibt es ein sehr großes Pensum an Szenen, die pro Woche gedreht werden müssen, gleichzeitig aber auch sehr wenig Zeit«, erklärt Weinmann. Für Szenen aus dem Innendreh hat das Team meist eine halbe, für Szenen im Außendreh eine volle Stunde Zeit.
»Das gesamte Produktionsteam inklusive der Schauspieler ist wie eine große Familie. Alle sind sehr vertraut miteinander.« Das erleichterte ihm, schnell eine Routine am rasanten Set zu erlangen. »Es kommt natürlich immer mal vor, dass eine Szene nicht, wie von den Regisseuren gewollt, auf Anhieb klappt. In solchen Momenten fängt einen das Drehteam perfekt auf – niemand setzt einen unter Druck«, so Weinmann. »Wenn so was mal vorkommt, helfen uns unsere Coaches unheimlich und stehen uns mit Tipps und Tricks beiseite.« Auch allgemein hat der 23-Jährige während den bisherigen Drehs viel über sich und seine Grenzen gelernt.
Am Montag, 27. September, ist Weinmann dann erstmals ab 19.40 Uhr auf RTL in seiner neuen Rolle zu sehen. Ob er – wie schon sein Vorgänger – die Zuschauer begeistern kann, wird sich zeigen. (GEA)
INFORMATIONEN ZUR SERIE
»Gute Zeiten, schlechte Zeiten« wird seit 29 Jahren täglich von Montag bis Freitag um 19.40 Uhr beim deutschen Privatsender RTL gezeigt. Themen sind Intrigen, Familiendramen, Hass und dramatische Liebesgeschichten. (bin)