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Lobende Worte aus Brüssel für den Landkreis

Zu Gast in Dettingen: Generaldirektorin für Migration und Inneres der EU-Kommission besucht Integrationszentrum

Mirjam Koch (rechts), Integrationsbeauftragte des Landkreises, führte durch das Zentrum und informiert die Generaldirektorin für
Mirjam Koch (rechts), Integrationsbeauftragte des Landkreises, führte durch das Zentrum und informiert die Generaldirektorin für Migration und Inneres der Europäischen Kommission Paraskevi Michou. Zwischen den beiden steht Dolmetscherin Johanna Roose-Stähle, hinter dem Trio Referenten und Abgeordnete aus Bund und Land. FOTO: BÖRNER
Mirjam Koch (rechts), Integrationsbeauftragte des Landkreises, führte durch das Zentrum und informiert die Generaldirektorin für Migration und Inneres der Europäischen Kommission Paraskevi Michou. Zwischen den beiden steht Dolmetscherin Johanna Roose-Stähle, hinter dem Trio Referenten und Abgeordnete aus Bund und Land. FOTO: BÖRNER

DETTINGEN. Der Kaffee war gekocht, das Fingerfood stand bereit, und vor der Tür hatte man zu Ehren des Gastes eine passende Beflaggung gewählt: Zwei große Fahnen der Europäischen Union wehten im kalten Dettinger Januarwind. In den warmen Räumen des Integrationszentrums Ermstal vertrieben sich derweil der baden-württembergische Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha, Abgeordnete aus Bund und Land, Landrat Thomas Reumann, Bürgermeister Michael Hillert sowie die Mitarbeiter des Hauses die Zeit.

Drei Meilensteine im Kreis

Alle waren gekommen, um Paraskevi Michou, Generaldirektorin für Migration und Inneres der Europäischen Kommission, das Vorzeigeprojekt des Landkreises zu präsentieren. Als die Griechin dann mit einiger Verspätung aus Brüssel in Dettingen eintraf, wurde sie von allen Anwesenden herzlich begrüßt. Nicht überall innerhalb der Europäischen Union sei die Stimmung gut, wenn es um Integration gehe, sagte Michou und erklärte auf Englisch: »Migration ist ein schwieriges Thema und wird von den Mitgliedern sehr unterschiedlich behandelt und bewertet.«

Mit der Einrichtung von drei Integrationszentren habe der Landkreis Reutlingen aber gezeigt, dass er die Eingliederung geflüchteter Menschen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sehe, lobte Michou. Manne Lucha konnte dem nur zustimmen und bezeichnete den Pakt für Integration, mit dem das Land die Kommunen finanziell unterstützt, als einen Meilenstein. »Aus Geflüchteten sollen Mitbürger werden, aus Betroffenen Beteiligte«, verkündete der Grünen-Politiker.

Als ab August 2015 der Landkreis Reutlingen plötzlich immer mehr Flüchtlinge unterzubringen hatte, kam im Landratsamt schnell die Frage auf, wie die Menschen mit einer Bleibeperspektive am besten ganzheitlich betreut werden könnten.

Ämter und Behörden auf allen Ebenen waren zuständig: Für manche Themen gab es mehrere Ansprechpartner, für andere gar keine. »Um Parallelstrukturen zu vermeiden, haben wir uns entschlossen, drei Integrationszentren zu gründen«, erläuterte Landrat Thomas Reumann bei der Führung durchs Haus. Neben dem Standort Dettingen befinden sich die beiden anderen in Reutlingen und Münsingen. Dort können die Geflüchteten Kontakte in die Wirtschaft knüpfen, um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden.

Auch eine psychosoziale Beratungsstelle wurde eingerichtet, ebenso eine Rückkehr-Beratung für diejenigen, die zurück in ihre Heimatländer wollen oder müssen. Regen Zulauf finden die Sprachkurse. Besonders beliebt ist der Kurs für Mütter. Während die Frauen deutsche Vokabeln pauken, werden ihre Kindern im Nebenraum professionell betreut. »Seitdem wir das Angebot haben, kommen viel mehr Frauen zum Unterricht«, wusste der Landrat zu berichten. Wer im Alltag Probleme mit der deutschen Sprache hat, einen Brief nicht versteht oder Unterstützung beim Bewerbungsschreiben benötigt, kann sich an einen Übersetzer wenden. Ein Pool aus insgesamt 90 ehrenamtlichen Dolmetschern, die 40 verschiedene Sprachen beherrschen, steht im Landkreis zur Verfügung.

Einzigartig innerhalb der EU

»Hier wird das Konzept, dass das Land lokale Strukturen fördert, beispielhaft gelebt«, freute sich Lucha über die hohe Akzeptanz des Dettinger Integrationszentrums. Auch Paraskevi Michou, die auf Einladung des Ministers ins Ermstal kam, begrüßte das Konzept und hob seine Einzigartigkeit innerhalb der EU hervor: »Das Zentrum ist ein Vorbild.« Für die Generaldirektorin bleibt die Migration auch in der Zukunft eine Herausforderung, die nicht kleiner wird. (tbö)