NEUFFEN. Auf geschichtsträchtigem Boden, auf der Burg Hohenneuffen, feierte ein Kinofilm Premiere, der zumindest von jedem Bewohner im Ländle gesehen werden sollte. »Was die Alb uns erzählt« lautet der Titel. Naturfilmer Dietmar setzt damit dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb ein Denkmal und gewährt faszinierende Einblicke in die Landschaft, seiner Tiere und Bewohner.
Der frühere Krankenpfleger, der in Belsen geboren wurde, in Mössingen am Albtrauf lebt, sein Hobby schon vor Jahren zur Profession gemacht hat und dabei weit in der Welt herumgekommen ist, gerät beim Erzählen über die Schwäbische Alb selbst ins Schwärmen: »Wir haben ein Juwel hier«, so Nill. »Es gibt nicht nur KI, es gibt auch unsere Natur« und dabei meint er das Biosphärengebiet: Eine von der UNESCO ausgezeichnete Modellregion, zu der Teile der Landkreise Reutlingen, Esslingen und des Alb-Donau-Kreises gehören.
Die Premierengäste auf dem Hohenneuffen sahen am Montagabend einen rund 35-minütigen Ausschnitt des 90 Minuten dauernden Kinofilms, der am 6. September in Mössingen das erste Mal im Open-Air-Kino der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.
Der Tagungsort war damals wie heute mit Bedacht gewählt. Der weite Blick ins Land sollte die Vertreter der Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden bei der Dreiländerkonferenz 1948 beeindrucken. "Einen passenderen Ort, um zu zeigen wie schön die Schwäbische Alb ist, gibt es nicht, meinte Marion Leuze-Mohr (Erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen), die den erkrankten Neuffener Bürgermeister Matthias Bäcker vertrat, bei der Begrüßung.
Viele Drohnenaufnahmen
Sie dankte dem aus Belsen stammenden Mössinger für seinen besonderen Blick: »Während wir oft den Blick in die Weite schweifen lassen, schauen sie ganz genau hin und liefern uns wunderbare Albbilder«, betonte Leuze-Mohr, die hofft, dass trotz »Älbler-Understatement« der Film zum Blockbuster wird.
Thekla Walter, baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft betonte die Quintessenz des 2008 ausgewiesenen Biosphärengebiets, nämlich den Schutz der Natur mit wirtschaftlichen und touristischen Entwicklungen in Einklang zu bringen. Sie sprach vom Naturschatz Schwäbische Alb. Der Film mache diese "schöne und positive Erfolgsgeschichte" für andere Menschen zugänglich, die hier nicht lebten. "Der Anspruch des Films soll sein, die Begeisterung hinauszutragen, denn "Bilder berühren oft mehr als tausend Worte", so Umweltministerin Walker.
Und diese Bilder faszinierten von der ersten Sequenz an einer Drohnenaufnahme des Hauff’schen Märchenschlosses Lichtenstein, über das goldfarbene, von der Morgensonnen beschienene, Wolken wabern.
Es ist der detaillierte Blick, den Nill jede Sekunde dem Betrachter schenkt, sei es bei der Fauna und Flora auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz mit dem aufgegebenen Dorf Gruorn, der trotz zahlreicher Kampfmittel im Boden in einen Dornröschenschlaf verfallen ist und zum Paradies der Biodiversität wurde.
Der Film macht die Zuschauer mit Pflanzen und Lebewesen vertraut, die kaum noch jemand kennt – von der Ackerhummel und dem Alpenbock über den Dickkopfmantel bis hin zum Frauenschuh eine der prächtigsten Orchideen. Und über allen zieht majestätisch der »Charaktervogel« der Schwäbischen Alb, der rote Milan seine Kreise. Fast witzig mutet dagegen an wie ein Specht, ein Nest ausräumt, weil er dort selbst einziehen will.
Grandios auch die Drohnenaufnahmen der Großen Lauter, die sich von der Quelle bis zur Mündung in die Donau seit rund zehn Millionen Jahren über die Schwäbische Alb schlängelt. Und immer wieder folgt der Totalen der Blick ins Detail, der Staunen hervorruft angesichts der Schönheit der Wiesen, Wälder und Tierwelt. Dass solche Bilder nicht von ungefähr kommen, erzählt Nill hinterher: Drei Jahre hat es gedauert von der ersten Aufnahme bis zum endgültigen Schnitt und der Fertigstellung.
Hoffen auf Erfolg
Lang anhaltenden Applaus spendete das sichtlich beeindruckte Publikum. Andrea Bähr, Abteilungsleiterin Umwelt, beim Regierungspräsidium Tübingen sprach von einem »Gesamtkunstwerk für Auge, Ohr und Herz«.
Beim anschließenden Gespräch auf der Sonnenterrasse des Hohenneuffen zeigt sich Dietmar Nill zuversichtlich, dass sein Film ein Erfolg werden wird: »Ich bin überzeugt, dass die Kinos voll werden.« (GEA)