Logo
Aktuell Gesundheit

Lebensretter: Werner Bergmann aus Bad Urach hat mehr als 150 Mal Blut gespendet

Werner Bergmann aus Bad Urach hat mehr als 150 Mal Blut gespendet und hat damit schon sehr vielen Menschen geholfen. Wie es dazu gekommen ist und was der 71-Jährige noch vorhat.

Werner Bergmann aus Bad Urach hat 150 Mal Blut gespendet. Wenn er vom Wohnzimmer auf seine Terrasse geht, kann er zum Hohenurach
Werner Bergmann aus Bad Urach hat 150 Mal Blut gespendet. Wenn er vom Wohnzimmer auf seine Terrasse geht, kann er zum Hohenurach aufschauen. Foto: Andreas Fink
Werner Bergmann aus Bad Urach hat 150 Mal Blut gespendet. Wenn er vom Wohnzimmer auf seine Terrasse geht, kann er zum Hohenurach aufschauen.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Das erste Mal hat er nie vergessen. Dabei hatte Werner Bergmann alles im Kopf, nur nicht Blut zu spenden. »Ich war mit meiner Frau im Krankenhaus bei der Geburt des ersten Kindes«, sagt der 71-Jährige. »Ich wusste nicht, wo ich warten soll.« Dann ging er halt zum Blutspenden. War gar nicht schlimm, hat nur kurz gepiekst, dann lief der kostbare Lebenssaft. Irgendwann war die Tochter da und ein neuer Blutspender auch. Mittlerweile ist Werner Bergmann bei Nummer 156.

Am 18. Oktober ist er zusammen mit 169 weiteren Blutspenderinnen und -spendern für diese herausragende Leistung ausgezeichnet worden - für insgesamt 27.000 Blutspenden. »Ich finde es beeindruckend, dass Sie dabeigeblieben sind und vielleicht ja auch immer wieder andere motiviert und animiert haben, mitzumachen«, sagte Staatsrätin Barbara Bosch, die Präsidentin des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg und Aufsichtsratsvorsitzende des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg - Hessen zu den Geehrten in der Stuttgarter Phoenixhalle.

Wie die frühere Reutlinger Oberbürgermeisterin betonte, werden jeden Tag allein in Baden-Württemberg rund 2.000 Blutspenden für Kranke und Verletzte benötigt - in Deutschland über 15.000. Nur zwölf Prozent werden bei Verletzungen aus Straßen-, Sport-, Berufs- und Haushaltsunfällen gebraucht. Der größte Teil - 19 Prozent - werden bei der Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt, 16 Prozent bei Herzerkrankungen, 16 Prozent bei Magen- und Darmerkrankungen. Blut ist deshalb so unendlich kostbar, weil es nach wie vor nicht möglich ist, es künstlich herzustellen.

Das wissen Menschen wie Werner Bergmann. Der 71-Jährige macht kein großes Federlesen daraus. »Man muss sich's vornehmen und durchziehen«, sagt er, »das ist alles.« Nicht ganz. »Man muss es auch konsequent weiterverfolgen.« Das macht er treu und brav. Er nutzt jede Gelegenheit, sein Blut zu spenden. Männer dürfen sechs Mal im Jahr, Frauen vier Mal.

Blutspender werden regelmäßig im Gemeinderat geehrt. Vor fünf Jahren wurde Werner Bergmann für 125 Spenden geehrt. »Die 150 würde ich schon gern noch erreichen«, hatte er 2019 gesagt, »alles weitere ist dann Zugabe.« Vor fünf Jahren wäre jetzt in seinem Alter Schluss gewesen. Diese Zeiten sind vorbei: Das DRK hat die obere Altersgrenze mit der Änderung des Transfusionsgesetzes im März 2023 aufgehoben. Seither darf grundsätzlich jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren Blut spenden. Man geht ja nicht einfach so zum Aderlass: Bevor die Nadel in die Armvene kommt, wird man von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht.

Dieser regelmäßige kleine Medizin-Check ist ein positiver Nebeneffekt bei einer Blutspende, weiß Werner Bergmann. Und: »Weil wir regelmäßig einen halben Liter abgeben, wird das Blut häufiger erneuert als bei anderen«, sagt er, »das hält fit.« Fit ist der 71-Jährige nicht nur wegen seiner vielen Spenden, sondern auch, weil er sich das ganze Leben bewegt und damit etwas für seine Gesundheit getan hat.

Es läuft. Symbolbild zum Thema Blutspenden.
Es läuft. Symbolbild zum Thema Blutspenden. Foto: Michael Matthey/dpa
Es läuft. Symbolbild zum Thema Blutspenden.
Foto: Michael Matthey/dpa

Ganz früher hat er gerungen - wie es sich für einen Kerl aus Aschaffenburg gehört. Von 14 bis 32 war er aktiv dabei, später machte er als Kampfrichter mit Bundeslizenz mit. »Ich habe bis in die 2. Liga gepfiffen«, sagt Werner Bergmann. Nebenher war er Radfahren, das tut er mit seiner Frau heute noch. Beim TSV gibt's keine aktive Tischtennis-Mannschaft mehr, bei der Hobbymannschaft spielt er aber immer noch mit. Dann noch der AOK-Rückensport. »Man muss nach sich schauen«, sagt er.

Werner Bergmann, der seit 2009 in Bad Urach lebt, hilft anderen nicht nur durch sein Blut. Seit Corona schafft er bei der Diakonie bei »Essen auf Rädern« mit. Als Minijobber fährt der Rentner auch noch eine Woche im Monat Kinder nach Mössingen.

Jetzt, wo die Altersgrenze aufgehoben ist und Werner Bergmann durch die hohe Ehrung noch beflügelter ist, sagt der 71-Jährige: »Die 200 wäre natürlich schön.« Wenn man gesund bleibt, ist das machbar. Aber ausgerechnet jetzt muss er pausieren. Die Hüfte. In der Albklinik Münsingen hat er sie machen lassen, die zweite schon. Bei der OP hat er kein Blut gebraucht, alles lief wie am Schnürchen. »Zwei Stunden danach hat mich der Physiotherapeut aus dem Bett geholt und auf die Beine gestellt - sensationell.« Werner Bergmann kann's immer noch kaum glauben, wie perfekt das alles lief. Der Physiotherapeut war ebenso restlos begeistert davon, wie schnell dieser Patient wieder auf die Beine kam. Sobald Bergmann wieder darf, wird er Blut spenden. »Wenn's geht - warum denn net?« (GEA)

Die nächsten Blutspenden-Termine

Wer schon lange mal (wieder) Blut spenden wollte und Werner Bergmann damit ein bisschen nacheifern will, hat in den nächsten zwei Wochen in der Region gleich fünf Gelegenheiten: Mittwoch, 5. November, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Gutenberghalle in Riederich; Freitag, 7. November, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Festhalle in Bad Urach-Wittlingen; Montag, 10. November, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Rienzbühlhalle in Grafenberg; Donnerstag, 13. November, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Turnhalle in Römerstein-Böhringen; Freitag, 14. November, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Gemeindehalle in St. Johann-Würtingen.

Die Spenden laufen nur mit Online-Terminreservierung. (GEA)

www.blutspende.de