METZINGEN. Schüsse fallen im Luna Filmtheater. Kein Grund sich zu erschrecken. Fünf Autorinnen der Mörderischen Schwestern, einem Kriminetzwerk aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Schriftstellerinnen, stellen ihre Kurzkrimis vor. Es ist die Premierenlesung aus der Anthologie »Schwabens Abgründe – Kurzkrimis aus Baden-Württemberg«, die im Februar im Silberburg Verlag erschienen ist. In den 22 Kurzkrimis wird gemordet, gemeuchelt, um die Ecke gebracht und beseitigt. Herausgegeben haben die mörderischen Geschichten Mareike Fröhlich und Maribel Añibarro.
Zehn Minuten liest jede Autorin, bevor ein lauter, immer schneller werdender Herzschlag ertönt und ein Schuss fällt. Den Anfang macht Maribel Añibarro mit ihrem Kurzkrimi »Assassine«. Hinter hohen Mauern und verschlossenen Türen lebt am Stuttgarter Killesberg in einer der Villen die junge »Assassine«. Sie wurde von ihrer Familie zur Auftragskillerin ausgebildet und übernimmt ihren ersten Job. Dabei hält sie sich nicht an die vorgegebenen Regeln. Añibarro ist freie Lektorin, coacht Autoren und leitet die Regiogruppe Stuttgart der Mörderischen Schwestern.
Weiter geht es mit der Autorin Martina Uhl. Diese machte in ihrer Kindheit häufig Urlaub bei ihrer Tante Helga in Donnstetten. Die Erinnerungen inspirierten sie zu der Geschichte »Der französische Gockel«. Der Hahn ist nicht der Einzige, der auf unnatürliche Weise vom Leben zum Tode befördert wird.
Grusel ist programmiert
Die Esslingerin Sarah Kempfle ist Lehrerin für Sport und Deutsch. »Der Enkeltrick« ist ihre dritte veröffentlichte Geschichte. Sie fasziniert, wie eine Geschichte ganz anders endet, als man anfangs annimmt. Am Ende ist der angebliche Verlierer der Gewinner. Nach der Pause liest Julia Hofelich. Sie veröffentlichte bereits mehrere erfolgreiche Kriminalromane um die Rechtsanwältin Lynn Geller. Die Autorin war früher Anwältin und schreibt spannend und kompetent über dieses Metier. In ihrem Kurzkrimi »Täter« kämpft eine etwas unterbemittelte Mutter um das Sorgerecht für ihr Kind. Alles hat sich gegen sie verschworen.
Den Schluss bildete die Autorin Mareike Fröhlich. Sie wandert gerne im Ländle. Bei einer Wanderung im Remstal kam ihr die Idee zu »Muttersöhnchen«. Wie Maribel Añibarro überlegte auch sie, was sich hinter den verschlossenen Türen der beeindruckenden Villen abspielen könnte. Grusel ist programmiert. Dem einen oder anderen läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als sie ihre Geschichte vorliest. Ein junger Mann »zeigt« seiner Mutter, was ein Rasiermesser aus Kohlenstoffstahl, vergoldetem und serriertem Erl, Kullenrücken und Ebenholzgriff an Körperteilen anrichten kann. Mareike Fröhlich sitzt im Vorstand der Mörderischen Schwestern. Sie ist Lektorin, bildet diese aus und coacht Autoren. Unter anderem gibt sie auch Vorleseseminare.
Die Journalistin Uschi Kurz moderiert den Abend. Sie hat bereits mehrere Krimis veröffentlicht und trug mit der Geschichte »Der Frosch« zur Anthologie bei. Sie arbeitet als Redakteurin beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen. Tatort ihres Kurzkrimis ist Kirchentellinsfurt.
Die amerikanische Sängerin und Songwriterin Sally Grayson sorgt mit ihrer Gitarre für die nötige Entspannung zwischen den einzelnen Lesungen. Am Ende geht es fürs Publikum ans Mitmachen: Heulen wie ein Hund ist angesagt.
Sandra Linsenmayer vom Veranstaltungsring Metzingen freut sich sichtlich über die gelungene Lesung. Trotz Corona war sie fast ausverkauft. (GEA)