METZINGEN. Fast 90 Veranstaltungen im Jahr, macht im Schnitt fast zwei pro Woche. Eintritt frei, der Spendenhut geht rum. Ein Team von acht bis zehn Leuten stemmt das Ganze, fast komplett ehrenamtlich. Das Konzept des Kulturforums Metzingen geht auf. Und trotzdem kommen die Aktiven an ihre Grenzen. »Vor allem im Auf- und Abbau-Team werden zusätzliche Leute gebraucht«, macht Susanne Hoppenkamps deutlich, neben Dr. Harald Hug im Vorstand des »KuFo« und dort unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Denn von den bisherigen Schaffigen, die freitagabends den Gehweg an der Eisenbahnstraße absperren und Stühle und Stehtische hinstellen, sind gleich zwei krankheitsbedingt momentan nicht dabei. Der Altersschnitt im Gesamtteam ist zudem recht hoch. »Wir suchen händeringend zusätzliche Helfer«, macht Hoppenkamps deshalb klar.
»Wir suchen händeringend Helfer für Auf- und Abbau«
Fehlen der Crew also vor allem jüngere Leute, kommt sie finanziell über die Runden. »Mit den Spenden und Zuschüssen von Stadt und Landkreis trägt es sich«, sagt Hoppenkamps. Dazu kommen die Beiträge der derzeit 94 Mitglieder, deren Zahl wächst. Der Kreis gibt dem KuFo 3.300 Euro im Jahr - seit der Coronazeit. Mit dem Geld sollten Kulturtreibende, denen die Einnahmen wegen der Lockdowns weggebrochen waren, über Wasser gehalten werden.
Die Stadt finanziert dem KuFo seit Anfang des Jahres zudem eine Minijob-Stelle, macht 9.000 Euro im Jahr. Die nimmt Elke Kapp im Thekendienst wahr. Hoppenkamps ist dem auch für die Kultur zuständigen Ersten Bürgermeister Patrick Hubertz für das Entgegenkommen dankbar. Wer das kleine KuFo-Team personell unterstützen will, kann sich per E-Mail melden (Adresse siehe unten).

Und dennoch klafft weiterhin eine Lücke in der Bezuschussung der Kulturtreibenden in der Stadt: Bekommt das KuFo 2.560 Euro Vereinskostenzuschuss im Jahr und 2.840 Euro Infrastrukturkosten (das Gebäude ist gemietet) und erhält der ebenfalls sehr rührige Kulturverein z.B. Glems 15.000 Euro und ebenfalls 9.000 Euro für einen Minijob, wird der Veranstaltungsring Metzingen, der klassische Konzerte, Theater und andere Hochkultur vor allem in der Stadthalle organisiert, mit vergleichsweise üppigen 89.000 Euro im Jahr bedacht. Der VRM besteht seit 70 Jahren und nimmt der Stadtverwaltung einen Teil der Kulturarbeit ab. Kulturforum (sechs Jahre) und Kulturverein z.B. Glems (34 Jahre) sind deutlich jünger, machen aber beide deutlich mehr Programm.
»Wir bekommen unheimlich viele Künstlerbewerbungen«
Beim KuFo waren es 2024 genau 89 Veranstaltungen mit 4.200 Besuchern - darunter als Zentral-Act wie üblich der Spendenlauf "Laufend Gutes tun". Rekord. Das eher behelfsmäßig wirkende Gehweg-Flair mit Großbildschirm für die, die nicht auf die Bühne schauen können, kommt an. Im Jahr 2023 hatten 70 Veranstaltungen zu Buche geschlagen, in den neun Nicht-Lockdown-Monaten 2022 waren es 45. »Wir bekommen unheimlich viele Künstlerbewerbungen«, sagt Susanne Hoppenkamps deutlich. Die Programmplanung für 2026 ist längst angelaufen, mit viel Herzblut.
Nur ein Bruchteil der Bewerbenden kann von Programmmacher Harald Hug berücksichtigt werden. Das gilt auch für die besonders beliebten Sommer-Open-Airs, bei denen die Bands auf der KuFo-Terrasse, ihr Publikum auf dem Gehweg entlang der Eisenbahnstraße Platz finden. Das Crossover-Programm geht vom 27. Juni bis 5. September (siehe Infokasten). Den Traum, die ganze Eisenbahnstraße vor dem Haus für ein Open-Air zu sperren, hat sich das Kulturforum unter Mithilfe der Stadt nur einmal erfüllt, zur Feier des Fünfjährigen. Die Riesenfete mit drei Bands kam gut an, war aber auch ein Riesenaufwand für die Ehrenamtlichen. Eine Wiederholung ist daher nichts als Zukunftsmusik. (GEA)
Sommer Open Air
Zehnmal geht's beim Sommer Open Air freitags vor dem oder im Kulturforum Metzingen in der Eisenbahnstraße ab, fast immer im Wochenrhythmus. Beginn ist jeweils um 19 Uhr - bei jedem Wetter. Los geht's am 27. Juni mit Mixtape, die für entspannten Rock-Pop stehen. Am 11. Juli spielen die Zydeco Playboys groovenden Latin-Rhythm&Blues, am 18. Juli macht der Alb Express Party-, Tanz- und Volksmusik. "Let's get loud" verbinden am 25. Juli argentinischen Tango mit den Stimmen der metSingers.
Am 1. August gastieren Mojopack mit Blues, Rock, Funk and Soul vor dem KuFo, am 8. August macht die Wild Country Band handgeschabte Country Musik. »Get back« bringen am 15. August den Sound der Sechziger zurück, das Joe Vox Acoustic Trio führt am 22. August relaxed zurück in die Jetztzeit. Die Primebeats machen am 29. August Rockabilly-Musik und zum Abschluss swingt am 5. September Iris Oettinger. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. (GEA)