KOHLBERG. Das Brennhäusle in Kohlberg hat lange ein Schattendasein geführt und erstrahlt nun in neuem Glanz. Die Wiedereröffnung des Kleinods der Jusigemeinde nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen haben die Kohlberger gefeiert. Das Brennhäusle, direkt neben der im Jahr 1579 erbauten historischen Kelter, ist deswegen so wertvoll für die Gemeinde, weil sie mit dem Erwerb des Gebäudes das damit verbundene Brennrecht erhielt. Sie ist somit im Besitz »des einzigen gemeindeeigenen Brennrechts im gesamten Biosphärengebiet Schwäbische Alb«, erklärte Bürgermeister Thomas Franz dieses Alleinstellungsmerkmal.
Damit werde außerdem eine Versorgungslücke in Kohlberg geschlossen, durch die Weiterverarbeitung von Obst. »Vom Baum zum Most, zum Brand«, so Franz.
Kein Geld für Renovierung
Aus dem Arbeitskreis Kelter heraus entstand der Slogan »Geistreiches aus Kohlberg«, um die Destillate zu vermarkten, die selbstverständlich an diesem kleinen Festtag probiert werden konnten. Sogar ihre Entstehung konnten die Besucher erleben, denn Günther Keppeler, der die gewerbliche Abfindungsbrennerei seit 2012 von der Gemeinde Kohlberg gepachtet hat, veranstaltete ein Schaubrennen. Jeder konnte sehen, wie Äpfel »flüssiges Obst« werden und sogar dabei den »Geist« im Brennhäusle sogar riechen.
Alle Beteiligten sind froh, dass das Brennen wieder möglich ist, war es doch 2022 untersagt worden, weil dringend notwendige Renovierungsmaßnahmen erforderlich wurden. »Durch das undichte Dach gab es Schimmelschäden«, so Franz. Geld dafür stand nicht zur Verfügung durch die Konsolidierungsmaßnahmen für den Gemeindehaushalt.
»Aus der Mitte des Gemeinderats kam die Idee zur gemeinsamen Renovierung des Most- und Brennhäusles mit Gemeinderäten, ehrenamtlichen Helfern, Bürgern und Handwerkern«, so Franz. Die Aktion zur Erhaltung von Brennhäusle und Brennrecht sei Beweis für einen tollen Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement. Das neue Schmuckstück mitten im Ort trage außerdem zur Aufwertung des Ortskerns bei.
Franz dankte insbesondere dem damaligen Gemeinderat Andreas Queck für die Koordination der Arbeiten, dem Handwerker Volker Keppeler für die fachliche Bauleitung und Günter Arnold vom Arbeitskreis Kelter, der sich auch für das Projekt »Kohlberger Brennhäusle« eingesetzt hat und mit Aktionen wie Themenabenden zu »Geistreiches aus Kohlberg« die Vermarktung von Streuobstprodukten fördert und dabei Spenden sammelt.
»Der Bestand vieler Obstbäume im Biosphärengebiet rund um den Jusi kann nur dann erhalten werden, wenn zur aufwendigen Pflege der Bäume auch interessante Möglichkeiten und Anreize zur Verwertung der Ernteerträge erhalten bleiben. Dazu gehört neben dem Verzehr der Früchte und der Verarbeitung zu Saft, Most, Kuchen, Konserven oder Dörrobst auch die Herstellung hochwertiger Obstbrände«, erklärte Günter Arnold.
Mehr Aufmerksamkeit
»Weniger diskutieren, weniger fordern, mehr Initiative« nannte er als Leitmotiv für das hohe Engagement um brennende Probleme zu lösen. Auch er wies darauf hin, wie sehr das »neue« Brennhäusle die Ortsmitte aufwertet. Er habe schon gehört, dass jemand sagte: »Ach da ist das Brennhäusle, das hab ich vorher gar nicht gesehen«, beim Anblick der neuen, hellen Fassade mit einprägsamem Logo. Vorher fiel es kaum auf im Schatten der Kelter.
Erich Held, der zusammen mit Hans Gneiting die erste Generation Brennmeister für die Gemeinde bildete, um das Brennrecht zu erhalten, erinnert sich an die Zeit als das Brennhäusle fast verfallen und das Brennrecht damit verloren gewesen wäre. »Der damalige Bürgermeister Frank Buß hat sich sehr für den Erhalt eingesetzt«, so Held zu den Anfängen der Renovierungspläne 2008. Damals war der AK Kelter noch kein Verein, hat sich für die Keltersanierung eingesetzt und dafür viele Spenden gesammelt. Nun ist auch das Nachfolgeprojekt Renovierung Brennhäusle handwerklich erfolgreich abgeschlossen. Jeder kann jetzt zu weiterem Erfolg beitragen, indem er »Geistreiches aus Kohlberg« kauft. Nächste Veranstaltung mit Verkostung ist am 24. Oktober im Feuerwehrgerätehaus zum Thema »Schokolade und Destillate«. (GEA)