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Klimaschutzagentur: Pliezhausen ist auf dem Weg zur Wärmeplanung

Pliezhausen beteiligt sich an einer Stelle bei der Klimaschutzagentur. Etwas Wichtiges ist aber noch unklar

Pliezhausen plant ein Nahwärmenetz. Diese Biogasanlage von Nahwärme Ehestetten ging bereits 2018 ans Nahwärmenetz.
Pliezhausen plant ein Nahwärmenetz. Diese Biogasanlage von Nahwärme Ehestetten ging bereits 2018 ans Nahwärmenetz. Foto: Privat
Pliezhausen plant ein Nahwärmenetz. Diese Biogasanlage von Nahwärme Ehestetten ging bereits 2018 ans Nahwärmenetz.
Foto: Privat

PLIEZHAUSEN. Die Gemeinde Pliezhausen geht beim Klimaschutz einen Schritt voran: Sie beteiligt sich an der landkreisweiten Klimaschutzkoordinationsstelle im Landkreis Reutlingen. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin soll dann für jede der sieben Gemeinden - auch Pliezhausen - 30 Arbeitstage im Jahr zur Verfügung stehen. »Das können wir aber nur machen, wenn wir eine Förderung dafür bekommen«, sagte Uli Hasert, der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur des Kreises Reutlingen, am Dienstagabend im Gemeinderat Pliezhausen. Zu diesem Zeitpunkt war noch offen, ob es trotz der Finanzierungslücke im Bundeshaushalt Fördergelder geben wird. »Diese sind aktuell eingefroren«, sagte Hasert. Er sei aber optimistisch, dass es für zwei Stellen Fördergelder geben werde und eine jeweils für sieben Gemeinden zuständig sein werde. Die Gemeinde Pliezhausen zahlt für die befristete Stelle von 2024 bis 2028 jeweils 3.500 Euro für die Stelle. Das haben die Räte einstimmig beschlossen.

Uli Hasert umriss die Aufgabe, für die schon Kandidaten in den Startlöchern stünden: »Alle 11.000 Kommunen in Deutschland müssen eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. Was die genau machen müssen, wissen sie noch nicht. Das ist bei jeder Kommune gleich.« Vom Bund würde, wenn es dazu kommt, eine Stelle im Landkreis Reutlingen gefördert. Der Vorteil: »Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.« Und die Person sieht Hasert nicht als jemanden, der oder die am Schreibtisch sitzen, sondern die Kommunen bei der Wärmeplanung unterstützen würde. Dabei sei die Gemeinde auch auf die Bürger angewiesen: »Sie als Gremium können den Verbrauch für drei bis fünf Prozent der Gebäude direkt verringern und für die anderen müssen Sie die Bürger einbinden.« Er hat die Erfahrung gemacht, dass es für kleine Kommunen extrem schwer sei, Leute für die Wärmeplanung zu akquirieren und die Stellen zu finanzieren. Die Wärmeplanung soll Öl- und Gasheizungen ersetzen und so klimaschonend Häuser heizen.

Den Bedarf abfragen

An die Gemeinderäte hatte Hasert eine Bitte: »Setzen Sie Aufgabenschwerpunkte. Wir schaffen nicht alles gleichzeitig.« Aktuell berate die Klimaschutzagentur bereits Walddorfhäslach, Bad Urach und Pfullingen. Den Anfang hätten bereits Reutlingen und Metzingen gemacht. »Das sieht dann so aus, dass die Gemeinde die Bürger nach Bedarfen und Verbräuchen fragt.« Dann gebe es manche Haushalte, die später abspringen und andere kämen noch dazu.

Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold sagte, es sei »höchste Eisenbahn, sich auf den Weg zu machen« mit der kommunalen Wärmeplanung und nicht auf die Förderung zu warten. »Ich glaube aber auch, dass wir die Fördermittel noch bekommen.«

Unterschiedliche Betreiber

Gemeinderat Bernd Kugel (FWV) fragte, wie die Versorger zu den Plänen der Wärmeversorgung stünden. Hasert sagte, dass Energieerzeugung letztlich ein Markt sei. In Reutlingen-Reicheneck erzeuge die Fair-Energie Wärme und betreibe auch das Netz. Ein Gegenbeispiel sei Mehrstetten. Dort habe die Gemeinde ein eigenes Netz aufgebaut und erstelle sogar die Abrechnungen für die angeschlossenen Haushalte selber.

Andreas Keinath (CDU) lobte die neue Stelle: »Das ist eine einwandfreie Sache. Das wird den Kreis voranbringen.« Dann wollte er noch wissen, ob sich alle Kreise so engagierten. »Ich habe den Eindruck, dass der Kreis Reutlingen der Klimachampion ist.« Uli Hasert sagte, dass die Klimaschutzagenturen in den Kreisen Reutlingen, Tübingen und Zollern-Alb kooperierten. Und auch die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg KEA bringe sich mit den Kreisen zusammen ein. »Wir versuchen alle, das Gleiche umzusetzen.« Allerdings habe er den Eindruck, dass übergeordnete Ebenen vieles bei den Kommunen abladen würden.

Susanne Stetter (SPD) wollte wissen, woher die Energie für die Nahwärme in Pliezhausen konkret kommen soll. »Wir produzieren ja nicht in großem Stil Energie hier.« Hasert gab einen Ausblick auf die Zukunft: »Das wird sehr heterogen. Es wird nicht mehr so sein, dass alle Kommunen an das Kraftwerk Altbach angeschlossen sind. Stattdessen kommt die Energie aus Flüssen, Abwasser, Biogas und Geothermie.« (GEA)