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Aktuell Wald

Klimaresistente Douglasie soll Fichte in Pliezhäuser Wälder ersetzen

Pliezhäuser verabschieden in der Gemeinderatssitzung das Forsteinrichtungswerk für die nächsten zehn Jahre

PLIEZHAUSEN. Kurz und schmerzlos verlief die Sitzung des Pliezhäuser Gemeinderats am Dienstagabend. Schon nach etwas mehr als einer Stunde war im öffentlichen Teil alles gesagt.

Das fehlende Geld in der Pliezhäuser Gemeindekasse spielte bei der Bürgerfragestunde eine wichtige Rollen. Die Sprecherin des Gesamtelternbeirats wollte wissen, warum auf der Homepage keine Stellenausschreibungen für die Kindertagesstätten zu finden seien. Zumal im Altersbereich von 0 bis drei Jahren (U3) die Betreuung um 14 Uhr ende, Frauen mit einem Kind im jüngeren Alter und einem im Alter zwischen drei und sechs Jahren (Ü3), wo eine längere Betreuung gewährleistet sei, deswegen nicht arbeiten könnten. Sie plädierte für eine Aufstockung der Zeiten im U3-Bereich und für eine Erhebung des Bedarfs, wobei sie ihre Unterstützung zusagte.

»Für das Kindergartenjahr 2025/2026 sind alle Stellen besetzt«, betonte Steffen Sautter, Leiter des Ordnungs- und Sozialamts. Er konstatierte durchaus einen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften, dagegen spreche der Finanzmangel der Kommune, deren Haushalt im ersten Entwurf vom Landratsamt verweigert worden sei. Vieles, so Sautter, wäre wünschenswert, scheitere aber am Geld. Deshalb mache es auch keinen Sinn, eine Bedarfserhebung durchzuführen. Ins gleiche Horn stieß auch Bürgermeister Christof Dold: »Wir werden uns im Rahmen unserer Klausurtagung dem Thema widmen, momentan gibt es jedoch keine befriedigenden Antworten für die Eltern.«

Absegnen des Betriebsplans

Nach dem Waldumgang des Gemeinderats im Mai, bei dem vor Ort schon die Probleme angesprochen wurden, ging es nun, um das Absegnen des im zehn Jahre fortgeschriebenen Betriebsplans, der von 2025 bis 2034 Gültigkeit hat. Dieses sogenannte Forsteinrichtungswerk beinhaltet das Erfassen des Waldzustandes, die mittelfristige Planung der Holzbewirtschaftung und die damit verbundene Kontrolle im Waldbetrieb. Erstellt wird es von der Höheren Forstbehörde in Freiburg. Forstbereichsleiter Michael Herb präsentierte zusammen mit Revierförster Thomas Vorwerk die wichtigsten Eckdaten des Forsteinrichtungswerks.

Herb betonte die drei Säulen des Waldes: Der soziale Aspekt als Erholungsort und Brennholzreservoir für die Bürger, die ökologische Funktion mit dem Schutz von Alt- und Totholzbäumen, der Teilnahme am klimaangepassten Waldmanagement mit entsprechenden Flächenstilllegungen und der Dokumentation des bereits bestehenden Waldrefugiums. Die dritte Säule ist die ökonomische, die zwar eine Kostendeckung anstrebt, aber Defizite aus Gründen des Klimawandels in Kauf genommen werden. Dazu soll der Wald verjüngt werden, hauptsächlich durch die klimaresistenteren Eichen, und der Nadelholzanteil soll erhalten bleiben.

86 Prozent beträgt laut Herb der Laubholzanteil, nur 14 Prozent machen die Nadelhölzer aus, hauptsächlich Fichte. Seinen Worten zufolge ist der Nadelholzanteil stark gesunken in den letzten zehn Jahren, ebenso wie die Zahl der Eschen, die durch die Pilzkrankheit (»Eschentriebsterben«) weiter dezimiert würden und durch andere Baumarten wie Hainbuche, Kirsche, Eiche oder Douglasie ersetzt werden sollen.

70.000 Euro investiert

Der Holzeinschlag soll in den nächsten zehn Jahren mit 5,3 Kubikmetern pro Hektar jährlich in etwa gleich bleiben wie in der vergangenen Dekade. Der Zuwachs durch Neuanpflanzungen steigere sich auf sieben Kubikmeter pro Hektar.

Auf Nachfrage von Kathrin Henne (Freie Wähler) bekräftigte Herb, dass die Douglasie zwar kein heimisches Gewächs sei, aber sich als sturmstabiler in Zeiten des Klimawandels erwiesen hätte und zudem weniger Wasser benötige. Nicht unter Wert verkaufen will die Gemeinde das Grundstück in der Jakobstraße 24 mit einem 1956 erbauten Wohnhaus darauf, wie Hauptamtsleiter Stefan Adam betonte. Einst von der Kommune erworben, um Flüchtlinge unterzubringen. Der Kaufpreis betrug damals 255.000 Euro, 70.000 Euro wurden in das Gebäude investiert. Zur Deckung des Haushalts ist nun ein Verkauf geplant zum Preis von 415.000 Euro. Für die Versteigerung sind Privatpersonen wie auch Vereine, Stiftungen, GmbHs zugelassen. Laut Adam ist man optimistisch, den gewünschten Preis zu erzielen.

Matthias Katollas (Unabhängige Wählervereinigung) äußerte Bedenken, dass jemand Grundstück und Haus zu Spekulationszwecken kaufen und leer stehen lassen könnte. Diesem Vorgehen juristisch einen Riegel vorzuschieben, sei quasi unmöglich, meinte Dold. Der Bürgermeister hofft darauf, dass entweder jemand das bestehende Gebäude renoviert und selbst nutzt oder abreißt und etwas Neues darauf baut.

Ohne Diskussion mit zwei Nein-Stimmen verabschiedeten die Räte die Vergabe von drei Gewerken zur Schaffung von Wohnraum für Geflüchtete in der Tübinger Straße 81. (ber)