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Kleintierzucht in Neuhausen: Ein Hobby, das Zeit braucht

An Nachwuchs mangelt es beim Neuhäuser Kleintierzüchterverein nicht. Zu Besuch bei den Menschen, die das ganze Jahr über mit den Tieren zu tun haben, die an Ostern im Vordergrund stehen.

Alles sicher im Griff hat der Nachwuchs bei den Kleintierzüchtern Neuhausen.
Alles sicher im Griff hat der Nachwuchs bei den Kleintierzüchtern Neuhausen. Foto: Bernd Ruof
Alles sicher im Griff hat der Nachwuchs bei den Kleintierzüchtern Neuhausen.
Foto: Bernd Ruof

METZINGEN-NEUHAUSEN. Es herrscht Hektik in der Stadt, die letzten Einkäufe werden getätigt, schließlich steht ein Fest mit langem Wochenende vor der Tür und die Speisekammer soll gut gefüllt sein: Ostern wird gefeiert. Doch fragt man auf der Straße nach, was es denn mit dem Osterhasen auf sich hat, was er mit dem Osterfest zu tun hat und warum er die Eier bringt, herrscht weitgehend Ratlosigkeit. Nicht so bei den Neuhäuser Kleintierzüchtern, die ihr Vereinsdomizil im Kies haben. Die Zuchtanlage ist nur einen Steinwurf entfernt. An der Oster-Quelle sozusagen, finden sich in den Volieren und Verschlägen Geflügel und Hasen. Gezüchtet werden dort die mit Gefieder und die mit dem flauschigen Fell. Für die Eier sind allerdings die Hennen zuständig.

Warum gerade der fortpflanzungsfreudige Feldhase zum beliebtesten Eierlieferanten umdefiniert und selbst zum Verzehrobjekt aus Zucker oder Schokolade wurde, ist nicht endgültig geklärt. Einige Historiker sagen, der Hase sei mythologisch vorbelastet. So hoppelte er als heiliges Tier der griechischen Liebesgöttin Aphrodite hinterher. Mit dem christlichen Osterfest habe er eigentlich gar nichts zu tun. Papst Zacharias war das allzu paarungsbereite Tier so suspekt, dass er 751 den Verzehr von Hasenfleisch verbot.

Symbol des Lebens

Warum der Hase dennoch nicht aus dem Osterfest wegzudenken ist, hat nach Meinung der Volkskundler damit zu tun, dass der Hase als Symbol des Lebens die zur Osterzeit erwachende Natur versinnbildlichen soll. Dazu passt symbolisch das seit dem 13. Jahrhundert traditionell rot gefärbte Osterei: als Farbe des Lebens, der Freude und als Symbol für das Blut Christi.

»Bis zum Bau unserer Anlage haben die Vereinsmitglieder zu Hause gezüchtet«

In der seit 1989 von den Mitgliedern in Eigenregie errichteten Anlage in Neuhausen ist Ostern beim GEA-Besuch bereits eingezogen: Einige der zwölf Häusle sind mit Ostereiern geschmückt und der Nachwuchs hilft mit, so gut er kann. Gegründet wurde der Verein schon 1956 – nächstes Jahr feiert man 70-jähriges Jubiläum. »Bis zum Bau unserer Anlage haben die Vereinsmitglieder zu Hause gezüchtet«, sagt Marco Campo, der schon in jungen Jahren durch die Anlage streifte und dort von Wilhelm Rall, der schon seinen Ruhestand genießt, quasi an die Hand genommen wurde und die ersten Streichelerfahrungen mit Hasen und Geflügel machte.

Auslauf für die Hasen hinter dem eigenen Häusle: Rudolf Weiblen freut sich, dass es ihnen schmeckt.
Auslauf für die Hasen hinter dem eigenen Häusle: Rudolf Weiblen freut sich, dass es ihnen schmeckt. Foto: Bernd Ruof
Auslauf für die Hasen hinter dem eigenen Häusle: Rudolf Weiblen freut sich, dass es ihnen schmeckt.
Foto: Bernd Ruof

Marcel, Sohn von Thilo Reusch, dem Vorsitzenden des Vereins, gefällt besonders das schöne Fell der Tiere. Er übernimmt auch ohne Murren schon Verantwortung und füttert sie: »Das macht Spaß.« Schwester Emma lässt sich zwar noch gerne von Mama Christine auf dem Arm tragen, aber das Küken hält sie bereits sicher und ohne Angst in der Hand.

»Wir hatten auch schon 128 Mitglieder«

»Wir haben eine eigene Jugendgruppe im Verein«, erzählt Rudolf Weiblen, der dem Ausschuss angehört und seit 1963 im Verein ist. Er kam über den Vater zum Züchten - wie bei den meisten Mitgliedern wurde die Leidenschaft für Geflügel und Hasen von Generation zu Generation weitergegeben. Aber auch bei den Erwachsenen mangelt es nicht an aktiven Mitgliedern. »Derzeit gehören rund 90 dem Verein an. Wir hatten auch schon 128 Mitglieder«, weiß Marco Campo.

Im Frühjahr noch mehr Arbeit

Obwohl es ein zeitaufwendiges Hobby ist, wie Campo gesteht, will er es nicht missen: Zwei Stunden am Tag sind einzuplanen, dann muss gefüttert, müssen die Ställe und Gehege gesäubert werden. »Jetzt im Frühjahr, wenn die Küken kommen, ist es noch ein bisschen mehr Arbeit«, so Campo. »Doch es ist die schönste Zeit des Jahres, die Tiere aufwachsen zu sehen.« Er erklärt: »Hasen sind viel aufwendiger in der Zucht als Hennen.«

Im Herbst geht es laut Rudolf Weiblen auf die Ausstellungen, die von Kreis- bis zu Bundesebene reichen, und bei denen die Neuhäuser Züchter durchaus erfolgreich abschneiden. So erhielt Marco Campo beispielsweise 2023 bei der Kreisschau in der Kategorie Groß- und Zwerggeflügel mit Zwerg-Rheinländer die Bundesplakette. Zu den Highlights im Jahreskalender gehört die Jungtierschau im August mit dem Göckelesfest. Da werden nicht die eigenen verzehrt - sondern welche aus dem Bayerischen importiert und mit der eigenen Gewürzmischung saftig gegrillt und verkauft, um die Vereinskasse aufzubessern.

Das Fest mit Ausstellung dient laut Wilhelm Rall als Werbemaßnahme für neue Mitglieder. Wer Feuer gefangen hat und vielleicht von den Kleintierzüchtern einen Gockel, eine Henne oder einen Hasen erwerben will, um selbst zu züchten oder aus Liebhaberei Tiere halten will, benötigt aber vorher eine Tierhalterbetriebsnummer vom Veterinäramt. Damit alles seinen geregelten Weg geht und aus dem Ei was werden kann.

»Hasen sind viel aufwendiger in der Zucht als Hennen«

Warum aber wurde das Ei im Christentum zum Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus? Von außen wirkt es kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit stand das Ei symbolisch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesus Christus am Ostermorgen von den Toten auferstand. Und was hat es mit dem Verstecken auf sich? Angeblich missfiel der Kirche das Eier-Verschenken zu Ostern. Deshalb sollen die Menschen sie irgendwann versteckt haben. Allerdings handelt es sich hierbei um eine Legende, Fakten gibt es dazu nicht. Dafür ist bis heute die Freude am Finden der Eier riesengroß! (GEA)