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Aktuell Jubiläum

Kfz-Meisterschule in Metzingen besteht seit 50 Jahren

1973 ging die Vollzeit-Kfz-Meisterschule an der Gewerblichen Schule des Kreises Reutlingen im Gebiet Längenfeld in Metzingen in Betrieb. Das hat sie groß gefeiert. Im Alltag stehen ständige Herausforderungen an.

Angehende Kfz-Meister setzen in der Werkstatt der Gewerbeschule Metzingen ein Getriebe zusammen: (von links) Jana Rutow,  Bernd
Angehende Kfz-Meister setzen in der Werkstatt der Gewerbeschule Metzingen ein Getriebe zusammen: (von links) Jana Rutow, Bernd Waldherr (Lehrer), Tizian Wandel, Alexandra Conzelmann, Benjamin Welsch und Andreas Richter Foto: Markus Pfisterer
Angehende Kfz-Meister setzen in der Werkstatt der Gewerbeschule Metzingen ein Getriebe zusammen: (von links) Jana Rutow, Bernd Waldherr (Lehrer), Tizian Wandel, Alexandra Conzelmann, Benjamin Welsch und Andreas Richter
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Die Mercedes Pagode war schon vor 50 Jahren ein Hingucker. So alt wie der elegante Klassiker, den das Autohaus Heusel der nahen Gewerbeschule des Kreises Reutlingen im Gebiet Längenfeld für einen Tag überlassen hat, ist auch die Kfz-Meisterschule der Gewerbeschule. 1973 wurde sie gegründet, ein Jahr, nachdem die dortige Werkstatt fertiggestellt worden war.

  • Feier

Tief in die Siebzigerjahre eingetaucht hat die Gewerbeschule die über 200 Besucher zur Feier des Jubiläums ihrer Kfz-Meisterschule in der schulischen Turnhalle. Schülerinnen und Schüler des dreijährigen Berufskollegs Mode präsentierten Stoffe im typischen Orange, Nierentische machten den Retro-Look perfekt. Aus den Boxen sangen die Sex Pistols und andere Ikonen der Siebziger. Eine Ausstellung erinnerte an die Ölkrise, die Diskussion um Paragraf 218 oder das Attentat bei den Olympischen Spielen in München 1972. Gleich vier Abteilungen der Schule haben den Feier-Tag mitgestaltet. »Da ist ein richtiges Miteinander entstanden«, blickt Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn zurück. Die Meisterschüler Thomas Fink und Manuel Jakob moderierten gekonnt den Festakt, bei dem Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn genauso sprach wie Landrat Dr. Ulrich Fiedler, Dominik Kugler vom Regierungspräsidium Tübingen, Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Roland Arnold, Chef des Spezialautoherstellers Paravan aus Pfronstetten-Aichelau, der Gehandicapten Autos auf den Leib schneidert. Draußen auf dem Schulgelände lockte nicht nur die Mercedes-Pagode, sondern auch ein VW Bulli, ein Käfer, eine Vespa und eine Honda zogen die Blicke auf sich.

Bulli, Käfer, Pagode: Bestens gepflegte Oldtimer beim Feier-Tag »50 Jahre Kfz-Meisterschule Metzingen«.
Bulli, Käfer, Pagode: Bestens gepflegte Oldtimer beim Feier-Tag »50 Jahre Kfz-Meisterschule Metzingen«. Foto: Schule
Bulli, Käfer, Pagode: Bestens gepflegte Oldtimer beim Feier-Tag »50 Jahre Kfz-Meisterschule Metzingen«.
Foto: Schule
  • Autospende

Paravan war es auch, der der Gewerbeschule einen elektrogetriebenen VW ID.3 gespendet hat. Das Fahrzeug wird in Zukunft für die Kfz-Meister-Ausbildung und -Prüfung eingesetzt. »Der Wandel in der Automobilindustrie ist überall spürbar und tiefgreifend«, betonte Roland Arnold bei der Fahrzeugübergabe in Metzingen. »Für die Ausbildung ist so ein Fahrzeug unabdingbar und wir sind sehr dankbar, dass die Paravan GmbH uns mit dieser Spende unterstützt«, würdigte Gewerbeschulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn den großen Dienst der Mobilitätstüftler von der Schwäbischen Alb an der Schule.

Die  Paravan GmbH hat der Gewerbeschule Metzingen einen VW ID.3 gespendet. Paravan-Geschäftsführer Roland Arnold übergibt den Sc
Die Paravan GmbH hat der Gewerbeschule Metzingen einen VW ID.3 gespendet. Paravan-Geschäftsführer Roland Arnold übergibt den Schlüssel an Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn. Links Heiner Dolmetsch, Leiter der Kfz-Meisterschule, rechts Landrat Dr. Ulrich Fiedler. Foto: Paravan
Die Paravan GmbH hat der Gewerbeschule Metzingen einen VW ID.3 gespendet. Paravan-Geschäftsführer Roland Arnold übergibt den Schlüssel an Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn. Links Heiner Dolmetsch, Leiter der Kfz-Meisterschule, rechts Landrat Dr. Ulrich Fiedler.
Foto: Paravan
  • Herausforderungen

Die immer weiter voranschreitende Elektronisierung bis hin zum vollelektrischen Auto ist eine der Haupt-Herausforderungen für die Kfz-Meisterschule Metzingen. »Seit 2017 kann man bei uns die kompletten Stufen der Ausbildung System- und Hochvolttechnik absolvieren«, zeigt Meisterschulleiter Heiner Dolmetsch den Trend hin zur E-Mobilität auf. Kamen im Gründungsjahr der Schule 1973 die Autos noch weitgehend mechanisch daher, kam nach und nach immer mehr Elektronik dazu, bei Fahrer-Assistenzsystemen genauso wie bei An- und Abschaltautomatik. »Heute sind viele Autos fahrende Computer.« Da heißt es für das achtköpfige Kollegenteam, sich ständig fortzubildend - auch was die immer mehr spezialisierten Fehlerauslesesysteme angeht. »Ihnen wird nicht langweilig«, kommentiert Dolmetsch lakonisch. Die Gewerbeschule kooperiert mit der Hochschule Nürtingen und hat jüngst auch die »Zukunftswerkstatt 4,0« aus Esslingen besucht, deren Geschäftsführer Prof. Dr. Stefan Reindl beim Festakt der Metzinger Meisterschule über die E-Mobilität gesprochen hat. Mit der System- und Hochvolttechnik - es geht um Spannungen von bis zu 400 Volt - beschäftigen sich die Meisterschüler in der Werkstatt und der Theorie bisher »nur« zu einem Viertel, der überwiegende Teil gehört (noch) den herkömmlichen Antriebsarten. Aber auch Hybridtypen, Erdgasautos und Wasserstoffbetrieb sind Themen und nicht zuletzt »die Oldtimerbranche. Sie boomt«, sagt Dolmetsch.

  • Vernetzung und Ruf

Mit rund 30 Ausbildungsbetrieben aus der Region kooperiert die Metzinger Kfz-Meisterschule. »Wenn Sie bei bhg in Neuhausen ein Auto kaufen, können Sie auf einen ehemaligen Meisterschüler treffen«, erzählt Heiner Dolmetsch. Die Metzinger Meisterschul-Absolventen sind bis in den Raum Stuttgart begehrt. »Immer wieder rufen Firmen an und suchen jemand, der den Betrieb übernimmt.« Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn ist froh über den weithin guten Ruf ihrer Kfz-Sparte. »Mund zu Mund spricht er sich herum.« Über 1.500 Kfz-Spezialisten haben im Lauf der 50 Jahre in Metzingen ihren Meister gemacht: in Vollzeit mit Theorie und Praxis an der Gewerbeschule - und am Wochenende oft in der heimischen Werkstatt der Eltern - oder in Teilzeit, also an zwei Tagen pro Woche. Stabil 30 Meister-Absolventen pro Jahr zählt die Kfz-Schule. Die Handwerkskammer Reutlingen nimmt Meisterprüfungen direkt vor Ort ab. »Meist waren solche Schüler hier, die schon immer gerne geschraubt haben«, weiß Kfz-Meisterschulchef Dolmetsch, der selbst seit 1982 vier Jahre im Längenfeld Schüler war, allerdings in der Metallsparte. Seine Chefin, Schulleiterin Susanne Lauffer-Dietborn, ist dem Landkreis als Schulträger dankbar, dass er die oft notwendigen technischen Zuwächse ermöglicht. »Wir sind ständig im Anpassungsprozess.« Das Team der Kfz-Abteilung schaut laufend auf die Trends in Wirtschaft und Wissenschaft, um up to date zu sein. Und das ist mehr als im Zeitalter der Mercedes Pagode. (GEA)