DETTINGEN. Wischen statt Schreiben: Aus dem Alltag verschwindet die Handschrift immer mehr, dabei ist sie eine Kunst. Die wird von der Dettingerin Tina Holder intensiv gepflegt, ihre Leidenschaft fürs schöne Schreiben gibt sie mit Begeisterung in Kursen weiter. Bislang führte sie Erwachsene in die Kunst ein, seit einem halben Jahr arbeitet sie auch mit acht Mädchen zusammen, und die ließen sich gerne von Tina Holders Enthusiasmus anstecken. So sehr, dass die Werke von Anna-Lena, Anne, Charlotte, Elisa, Emma, Hannah, Jane und Linh nun in der Bücherei ausgestellt sind.
Jede der jungen Künstlerinnen steuerte zwei kalligraphische Arbeiten bei, dazu kommen zwei Gemeinschaftswerke. Und selbstverständlich gibt es auch Arbeiten von Tina Holder selbst zu sehen, die sich sehr über den Rahmen freut: Vor der Erfindung des Buchdrucks habe es mindestens ein Jahr gedauert, bis ein Buch fertig war. Deren Wert habe einem heutigen Einfamilienhaus entsprochen: »Hier stehen also ganz viele Schätze«, meinte sie beim Blick in die Bücherei. Mit 15 Jahren habe sie die Kunst des schönen Schreibens entdeckt, aus verschiedenen Gründen seien ihre Federn in Schränken verschwunden.
Ein Buch im Wert eines Einfamilienhauses
2020 habe sie dann ihre Leidenschaft wieder aufgenommen und befinde sich auf einer Reise, die noch lange nicht zu Ende sei und auf der sie immer wieder Neues entdecke: 14 Schriftarten beherrscht Tina Holder inzwischen, es gebe noch bedeutend mehr. Sie komme bei jedem Text, den sie schreibe, zur Ruhe: »Ich werde fokussiert und konzentriert«, beschreibt sie ihre Faszination. »Die Inhalte gehen durch die Hand ins Herz.« Ihre erste Ausstellung ist ein Streifzug durch ihr kalligraphisches Schaffen, die Texte seien immer lesbar – auch wenn man manchmal ganz genau hinsehen müsse.
Der Ausflug in die Welt der Schrift hatte den Kalligräfchen sehr viel Spaß gemacht, sie arbeiteten unter anderem mit Finelinern, Bandzugfedern, Parallelpens und sogar mit Schaschlikspießen. Weil’s so schön war, wollen sie auch weitermachen, und das klappe auch, wie Tina Holder den jungen Künstlerinnen bei der Ausstellungseröffnung zu deren großen Freud mitteilte. »SCHRIFTbilder – Schrift als Kunstform« ist noch bis zum 31. Januar zu den Öffnungszeiten der Bücherei zu sehen.