METZINGEN. Ella Herzig (18) hat ihr Abitur am Metzinger Dietrich-Bonhoeffer- Gymnasium in diesem Jahr mit Bravour bestanden und könnte mit ihrer musikalischen Begabung Musik studieren oder andere Fächer wählen. Das macht sie aber noch nicht. Vielmehr hat sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden, das sie in Spanien verbringen wird.
Damit beginnt die jetzt noch 18-Jährige gleichzeitig ihr neues Lebensjahr, denn ein paar Tage nach ihrem Geburtstag fängt die Reise in eine neue Lebenswelt an. Beim Gustav-Adolf-Werk Württemberg hat sie sich erfolgreich für einen Einsatz in Spanien beworben. »In der Kleinstadt Jaca in den Pyrenäen, werde ich im Pilgerhaus ›Casa Mamré‹ bei der Gästebetreuung mithelfen, Kindern Englischunterricht geben, mich in der Gemeinde und dem Seniorenzentrum engagieren und andere Aufgaben übernehmen«, erklärt sie Einzelheiten. Die weiß sie aus drei mehrtägigen Seminaren, an denen sie zusammen mit anderen Freiwilligen teilgenommen hat, um sich intensiv auf die große Reise vorzubereiten. »Eigentlich wollte ich nach Nordeuropa oder sogar Südamerika, aber es fügte sich anders«, freut sich Ella auf die neue Aufgabe. Ihre Mutter freut sich, dass der Einsatzort doch nicht so weit weg ist, wie es hätte sein können, nah genug für einen Besuch mit dem Auto zu erreichen. So könnte die Familie vielleicht doch Weihnachten oder Ostern gemeinsam feiern.
Dazu gehört sicher auch gemeinsam zu singen, vermutlich dann spanische Lieder, wobei Ella bisher nur ein paar Worte in dieser Sprache kennt, aber als Sprachtalent wird es ihr nicht schwerfallen vor Ort schnell in der Landessprache kommunizieren zu können.
Musik und Sprachen sind für sie sehr wichtig, Physik und Chemie waren nie ihre Lieblingsfächer. Das Musiktalent scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein, denn vom Opa – der frühere Metzinger OB Gotthard Herzig – bis zu den Brüdern spielen alle wenigstens ein Instrument, und das in der Stadtkapelle. Gänsehautgefühl kommt übrigens auf, wenn Ella mit ihrer begnadeten Stimme singt. Das war mehrfach der Fall bei Konzerten der Stadtkapelle oder im Gymnasium. Auch ihre Soli bei den Boni-Teens klingen vielen noch in den Ohren.
"Ella hatte schon immer nur Musik im Kopf", verrät ihre Mutter auf Nachfrage. So wäre es durchaus denkbar, dass ein Musikstudium folgen könnte. "Aber ob ich das Hobby zum Beruf machen möchte, weiß ich noch nicht genau, der Berufswunsch ist noch offen", so Ella über ihre Zukunftspläne, die sich vielleicht im Lauf des FSJ konkretisieren werden. Zufälle gibt es für sie nicht, sie spricht von Fügungen. Eine davon ist es, dass sie jetzt am "Camino", dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela" Dienst machen wird, denn der Glaube spielt auch eine wichtige Rolle in ihrem Leben.
Projekte in Lateinamerika
Schon als Kommunionkind wurde sie mit vier anderen Mädchen Ministrantin in St. Bonifatius, blieb konsequent dabei und ist jetzt Ehrenministrantin, weil sie ihr Amt abgegeben hat im Hinblick auf ihre einjährige Abwesenheit. Ihre beiden Brüder haben sozusagen bei ihr gelernt wie viele andere Ministranten auch.
Ella freut sich auf Spanien und neue Erfahrungen, denkt aber auch daran, dass alles finanziert werden muss, denn sie selbst braucht nichts zu bezahlen. »Da das Gustav-Adolf-Werk nicht nur viele Gemeinden in Lateinamerika, Europa und Asien und deren Projekte unterstützt, sondern auch die gesamten Kosten für den Freiwilligendienst und die Vorbereitung darauf übernimmt, ist es wichtig diese Projekte zu unterstützen. Wir können Werbung für die GAW-Arbeit machen und dazu beitragen, dass die Kosten für Unterkünfte, Anreise und Verpflegung der Freiwilligen nicht allein von diesen selbst erwirtschaftet, sondern mit Spenden getragen werden können«, erklärt sie, warum sie sich über Spenden freut, die nicht für sie persönlich, sondern für das Gustav-Adolf-Werk bestimmt sind.
»Damit jeder weiß, wofür das Geld verwendet wird, schreibe ich ab September alle drei Monate einen Bericht über meine Erfahrungen und Erlebnisse in Spanien und der Gemeinde in Jaca«, verspricht sie. »¡Muchas gracias y hasta pronto!« (GEA)