BAD URACH/DETTINGEN. Sie ist 15, er 16 Jahre alt. Sie will Staatsanwältin werden, er Arzt. Zwei junge Menschen, die beide wissen, warum sie was werden wollen: um Menschen zu helfen, wie sie unisono sagen. Beide besuchen das Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach, beide werden als junge Talente von der Baden-Württemberg-Stiftung unterstützt. Zwei vielseitig interessierte Jugendliche, die anders als viele andere in dem Alter, beharrlich und zielstrebig ihren Weg verfolgen.
Die 15-jährige Bad Uracherin Dilara Yavuz ist in Frankreich geboren, ihre Eltern stammen aus Portugal. Schon früh habe sie gewusst, später Jura studieren zu wollen, sagt sie gegenüber dem GEA. Warum gerade Jura? »Das weiß ich selbst nicht so genau.« Sie weiß nur eins, dass es für sie das Richtige ist.
Zunächst dachte sie noch, eines Tages als Rechtsanwältin zu arbeiten, doch inzwischen hat sie sich für die andere Seite entschieden, für die der Staatsanwältin. Mit dem Wunsch, jungen Menschen helfen zu wollen, Menschen die eine Dummheit begangen haben, in einem Alter, in dem oft unüberlegt gehandelt wird. »Ich möchte dazu beitragen, dass Jugendlichen eine zweite Chance eingeräumt wird.« Die 1er-Schülerin findet, dass häufig in solchen Fällen, von der Staatsanwaltschaft zu strenge Urteile gefordert werden.
150 Euro bekommen die Stipendiaten pro Monat für Bücher und andere notwendig Anschaffungen. Bis zum Abitur. Zudem einmalig 800 Euro beispielsweise für den Kauf eines Laptops. Geld, das, wie Dilara Yavuz einräumt, vieles leichter mache. Doch viel wichtiger seien für sie die im Rahmen des Stipendiums angebotenen Workshops und Seminare, »um sich weiterzuentwickeln«, wie sie betont.
»Ich habe im Rahmen des Stipendiums schon viele interessante Menschen kennengelernt«
Sie war kürzlich in der Experimenta in Heilbronn, was mit Jura nun gar nichts zu tun hat, dafür aber mit zwei weiteren ihrer Leidenschaften: mit Physik und Chemie. Auch Technik gehört dazu. »Das finde ich sehr spannend«. Was sie zwar ausgesprochen interessiert, ihre berufliche Zukunft sie aber dennoch in der Justiz sieht. Ach ja: Soziologie und Psychologie sind Bereiche, für die sie sich ebenfalls begeistert, was einer Staatsanwältin aber auch zugutekommen kann.
Fotios Kemalis, 16 Jahre alt, dessen Eltern aus Griechenland kommen, wohnt in Dettingen und besucht die 11. Klasse. Bis vor Kurzem war er noch unentschieden, wohin ihn sein weiterer Lebensweg führen soll. Doch inzwischen steht fest, er möchte Medizin studieren. Seit seine Schulnoten das hergeben. »Wenn’s so weitergeht, reicht es«, sagt er. Auch für ihn ist die finanzielle Unterstützung des Stipendiums hilfreich, wie er betont, doch viel wichtiger sei das Drumherum. Die Workshops und Seminare, beispielsweise zum Thema Zeitmanagement, das er kürzlich besucht hat und durchaus als nützlich einstuft.
Überhaupt: »Ich habe im Rahmen des Stipendiums schon viele interessante Menschen kennengelernt«, hebt er hervor, was Fotios Kemalis als bereichernd bezeichnet. Er ist wie Dilara Yavuz vielseitig interessiert. Handball, Theater und vieles andere mehr. Wenn er vor geraumer Zeit gefragt worden wäre, was er mal machen will, hätte er noch gesagt, etwas mit Mathematik. Doch inzwischen weiß er, dass es Medizin sein muss. Wie gesagt, von den Noten her reicht’s.
Dilara Yavuz und Fotios Kemalis sind darüber hinaus im Graf-Eberhard-Gymnasium im Schulalltag engagiert: als Klassensprecher, sie zudem als Nachhilfementorin, er als Streitschlichter. Auf die Möglichkeit eines Stipendiums wurden beide von der Schule aufmerksam gemacht, woraufhin sie sich dafür beworben haben. Die Stipendiaten sind alle miteinander vernetzt. »Wir helfen uns gegenseitig«, erklärt Dilara Yavuz. (GEA)
BADEN-WÜRTTEMBERG-STIFTUNG
»Junge Talente« auf ihrem Weg in die Zukunft
Bei »Talent im Land« unterstützen die Baden-Württemberg-Stiftung und die Josef-Wund- Stiftung begabte Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife Hürden zu überwinden haben.
Bereits seit 2003 erhalten besonders talentierte Jugendliche finanzielle Förderung, Beratung bei der Berufsorientierung sowie attraktive Bildungsangebote. Sie haben laut Baden-Württemberg-Stiftung in ihren jungen Jahren bereits großes Engagement gezeigt oder Auszeichnungen für ihre Leistungen erhalten. Sie sind vielseitig interessiert und haben oftmals bereits klare berufliche Ziele vor Augen. So auch Dilara Yavuz und Fotios Kemalis.
Derzeit gibt es 53 Stipendiaten im Land im Alter zwischen 13 und 19 Jahren. (GEA)