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Jugendarbeit in Wannweil auf einem guten Weg

Matthias Stedile hat die Jugendarbeit in Wannweil in einer denkbar schlechten Zeit übernommen. Wie er jetzt im Gemeinderat berichtet hat, bewegt sich hier aber was.

Matthias Stedile ist der Wannweiler Jugendleiter. Das Archivbild zeigt ihn mit einem Eimer Farbe bei der Einrichtung des neuen J
Matthias Stedile ist der Wannweiler Jugendleiter. Das Archivbild zeigt ihn mit einem Eimer Farbe bei der Einrichtung des neuen Jugendtreffpunkts beim Standort »In der Au«. Foto: Norbert Leister
Matthias Stedile ist der Wannweiler Jugendleiter. Das Archivbild zeigt ihn mit einem Eimer Farbe bei der Einrichtung des neuen Jugendtreffpunkts beim Standort »In der Au«.
Foto: Norbert Leister

WANNWEIL. Matthias Stedile ist seit November 2021 für die Jugendarbeit in Wannweil zuständig. Als der jetzt 26-Jährige noch Soziale Arbeit an der Internationalen Hochschule in Leinfelden-Echterdingen studierte, hatte die Gemeinde die Studienkosten übernommen und ihm ein Taschengeld gegeben. Im Gegenzug kümmerte sich Stedile von Mittwoch bis Freitag um die Jugendarbeit in Wannweil.

Ein guter Deal in den Augen der Bürgervertreterinnen und -vertreter sowie des Bürgermeisters. Als Stedile im November 2021 anfing, lag die Jugendarbeit in Wannweil de facto brach - der Jugendtreff im Keller des Alten Schulhauses war nur noch eine Erinnerung. Matthias Stedile, der aus Köngen stammt und bei seinem Bundesfreiwilligendienst im Jugendhaus am Bahnhof in Nürtingen erste Erfahrungen sammelte, fing also bei Null an. In einer Gemeinde, die nur eine Grundschule hat und in der sich die Jugendlichen naturgemäß danach zerstreuen, besonders schwer. Dann kam auch noch die Pandemie, die fast alles runterfuhr oder auf Null zurück setzte.

Sein Büro hat Matthias Stedile in der Hauptstraße 18. Nicht nur ein PC-Arbeitsplatz, sondern auch eine Möglichkeit, sich mit Kindern und Jugendlichen zu treffen. Wobei ein klassisches Jugendhaus etwas anderes ist, weil über dem Jugendbüro Leute wohnen und deshalb hier niemand richtig Party machen kann. »Es funktioniert aber gut«, sagt Bürgermeister Dr. Christian Majer, »hier gibt's keinen Stress.« Das ist noch nicht alles: Zusammen mit dem Wannweiler Bauhof wurde ein neuer Draußen-Standort am Radweg Richtung K'furt »In der Au« geschaffen. Hier kann bei gutem Wetter gekickt und gegrillt - oder einfach nur gechillt - werden.

Wenn denn jemand kommt. Das war am Anfang nicht immer ganz einfach - Matthias Stedile konnte sich nicht unbedingt darüber beklagen, überrannt worden zu sein. Aber es wird besser, wie der Jugendbetreuer jetzt im Gemeinderat betonte. »Beim Sommerfest hatten wir mit 25 Leuten einen Besucherrekord.« Neulich, bei der Lagerfeuerparty, waren sogar um die 30 Jugendliche da. Die 16plus-Gruppe, was Stedile besonders freut. »Ein wichtiger Schritt zur Selbstverwaltung«, sagt er. Ein Punkt, der hier besonders stark gefragt ist. In einer Gruppe, die zwischen dem Wunsch nach Eigenverantwortung und dem Bedarf nach Strukturen pendelt. Ein klassisches, aber anspruchsvolles Feld für einen Jugendarbeiter.

»Ein wichtiger und wertvoller Baustein in der Kinder- und Jugendarbeit«

Bei den 12- bis 16-Jährigen gibt's andere Herausforderungen: Die Pubertiere haben ganz unterschiedliche Interessen, die nicht ganz einfach unter einen Hut zu kriegen sind. Was immer mal wieder zu Konflikten führen kann. Die Motivation, sich selber einzubringen, ist ebenso schwankend wie die Teilnehmerzahlen. Wenn sich Matthias Stedile mit den Sechs- bis Zwölfjährigen beschäftigt, trifft er auf ganz unterschiedliche Entwicklungsstadien. Hier kann die Aufmerksamkeit ganz schnell wechseln. Wenn dann noch fehlender Respekt vor Regeln und soziale Defizite dazukommen, ist das Können des Jugendarbeiters gefragt.

Mit dem Abschluss seines Studiums der Sozialen Arbeit ist Matthias Stedile zu einem festen Teil der Wannweiler Verwaltung geworden. Der 26-Jährige hat eine 50-Prozent-Stelle, arbeitet also 18 Stunden. Nicht nur in seinem Büro oder »In der Au«, sondern auch in der Uhlandschule, um nur ein Beispiel zu nennen. »Herr Stedile hat eine Stelle als pädagogische Fachkraft«, sagt Bürgermeister Christian Majer, »er weiß, dass er auch in der Schulkindbetreuung oder im Kindergarten eingesetzt werden kann.« Was Stedile auch tut: Er ist Teil des vier-bis fünfköpfigen Teams der Mittagsbetreuung an der Uhlandschule.

In der Gemeinde hat Stedile das Kelly-Insel-Projekt vorangetrieben, betont der Bürgermeister. Die Kelly-Inseln sind ein Kinderschutz-Konzept, bei dem bestimmte Orte in der Umgebung von Kindern als »sichere Zufluchtsorte« gekennzeichnet werden. Es handelt sich dabei nicht um echte Inseln, sondern symbolische »Schutzorte« – also Orte, wo Kinder im Notfall Hilfe bekommen können. »Darauf bin ich ziemlich stolz«, gibt der Jugendarbeiter zu.

»Auch wenn's mal scheiße läuft, lernt man was draus«

»Ein wichtiger und wertvoller Baustein in der Kinder- und Jugendarbeit in Wannweil«, fasst Bürgermeister Christian Majer die Arbeit von Matthias Stedile zusammen. Mit ihm und dessen direktem Vorgesetzten, Hauptamtsleiter Jonas Baier, ist er im wöchentlichen Austausch. Er solle sich nicht entmutigen lassen, wenn das Interesse der Jugendlichen mal wieder zu wünschen übrig lasse, sagt Majer im Gemeinderat zu Stedile, »da werden wir noch mehr Kraft darauf verwenden«. Demnächst wird der Jugendbetreuer beim Treffen mit den Vereinen dabei sein, um für seine Arbeit die Werbetrommel rühren.

SPD-Rätin Sigrun Franz-Nadelstumpf zeigt sich angetan von Matthias Stedile: »Ihr Bericht zeigt, dass langsam aber sicher was geht.« Sie wünscht sich noch mehr Angebote für Mädchen - vergleichbar mit dem Angebot des Vereins »gÖrls« im Reutlinger Mädchencafé. Angebote für Mädchen in einem geschützten Raum befürwortet auch Katharina Härtter, selbst studierte Sozialarbeiterin. Als Fachfrau macht sie Matthias Stedile Mut: »Auch wenn's mal scheiße läuft, lernt man was draus.«

Christian Herrmann (CDU) hebt positiv hervor, dass Matthias Stedile schon in der Schule für seine Angebote wirbt, »das ist sicher der richtige Weg«. Obwohl der 1999 geborene Jugendbetreuer ein Digital Native ist, macht er sich Gedanken darüber, wie er noch besser an die Kinder und Jugendlichen herankommen könnte: »Vielleicht sollten wir auch ein Schild aufstellen, wo man uns findet.« (GEA)