METZINGEN-NEUHAUSEN. Ortschaftsrat Klaus Rümmelin blickte auf den Beschlussantrag, der vor ihm auf dem Tisch lag, und sprach diesbezüglich von »einem weinenden und einem lachenden Auge«. Vor einem knappen Dreivierteljahr hatte Rümmelin gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Neuhäuser Ortschaftsrates dem Gemeinderat empfohlen, im Gebiet Amtäcker-Brühl ein neues Kinderhaus zu bauen. Die Metzinger Räte sahen es genauso und gaben grünes Licht für den Standort auf Neuhäuser Gemarkung. Allen war damals bewusst, dass keine Zeit zu verlieren war, da der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen groß sei.
Mehr Platz für vier Gruppen
»Unverhofft kommt eben oft«, kommentierte Bauamtsleiter Konrad Berger nun die unerwartete Wendung am Dienstagabend im Ortschaftsrat Neuhausen.
Neue Regeln des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales zwingen die Beteiligten nun zu Planänderungen. Demnach ist der Standort im Amtäcker-Brühl zu klein, um mehr als drei Kindergruppen unterbringen zu können. Die Stadt möchte aber aus pädagogischen und wirtschaftlichen Gründen Platz für mindestens vier Gruppen in dem Neubau schaffen. Als neuer Standort ließ sich nun ein Grundstück in der Ermsstraße finden. »Keine Topadresse, da uns die Fläche nicht gehört«, erläuterte Berger, fügte aber hinzu, dass die Holy AG als Eigentümerin einem Verkauf bereits zugestimmt habe.
»Das neue Grundstück ist erschlossen, die Anfahrt dorthin ist okay«, erklärte Lilli Reusch. Neuhausens Ortsvorsteherin sprach von einem »kurzen Schock«, den sie erlitten hätte, als bekannt wurde, dass das mit viel Mühe gefundene Grundstück im Gebiet Amtäcker-Brühl doch nicht in Frage komme. »Jetzt bin ich aber froh, dass wir die Fläche in der Ermsstraße bekommen können«, sagte Reusch und sah mit Blick auf die rasant steigenden Betreuungszahlen die Priorität eindeutig darin, dass überhaupt ein Kinderhaus gebaut werde. Nach dem Motto »nicht jammern, sondern pragmatisch agieren«, sprachen sich auch alle anderen Ortschaftsräte für den neuen Standort aus. Klaus Rümmelins weinendes Auge galt der ruhigen Lage und dem schönen Blick auf den Hofbühl. Beides sei unschlagbar gewesen.
Gut zu erreichen
»Das lachende Auge hab ich, weil der neue Ort gut für Autos und Fahrräder erreichbar ist«, ergänzte Rümmelin. Die Tatsache, dass in der Ermsstraße fünf Kindergruppen unterkommen können, im Obergeschoss Platz für mehrere Wohnungen ist und eine Tiefgarage gebaut werden kann, erzeugte unter den Räten ausschließlich positive Reaktionen. »Es gibt überhaupt keinen Grund, in Trauer zu verfallen«, befand Günter Hau, Michael Bolz sprach gar von einem »Eins-A-Standort«. Gerhard Fritz hatte sich bereits mit den topografischen Gegebenheiten des Grundstücks beschäftigt und schlug vor, die angrenzende Erms zu renaturieren. Eine Idee, die bei Konrad Berger auf fruchtbaren Boden fiel.
Einstimmig empfahl der Ortschaftsrat Neuhausen dem Metzinger Gemeinderat, das Kinderhaus am Standort Ermsstraße zu realisieren. (tbö)