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Jetzt ist es Fakt: Dettingen kann seine Grüne Lungen schützen

Nach zehn Jahren wurde der Bebauungsplan für sechs Hektar innerörtliche Freiflächen in Dettingen verabschiedet, das Vorhaben war viel diskutiert und durchaus umstritten. Bürgermeister Michael Hillert spricht von Pionierarbeit.

So schön ist's in der Ortsmitte von  Dettingen, der Erhalt der Grünen Lungen - hier eine Archivaufnahme - ist nun über einen Beb
So schön ist's in der Ortsmitte von Dettingen, der Erhalt der Grünen Lungen - hier eine Archivaufnahme - ist nun über einen Bebauungsplan geschützt Foto: Kirsten Oechsner
So schön ist's in der Ortsmitte von Dettingen, der Erhalt der Grünen Lungen - hier eine Archivaufnahme - ist nun über einen Bebauungsplan geschützt
Foto: Kirsten Oechsner

DETTINGEN. Nach zehn Jahren konnte die Gemeinde Dettingen an ein viel diskutiertes Projekt endlich einen Knopf machen: Die innerörtlichen Grünen Lungen sind künftig über einen Bebauungsplan geschützt, ihm stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. »Wir haben damit Pionierarbeit geleistet«, bilanzierte Bürgermeister Michael Hillert. Seit über 200 Jahren werden die Flächen freigehalten, das sei zur Disposition gestanden. Es hatte Bauvoranfragen für den Innenbereich gegeben. Die Gemeinde hat gemeinsam mit dem Büro Waltraud Pustal aus Pfullingen eine Rechtsgrundlage zur Sicherung dieser neun Grünen Lungen in einer Größe von insgesamt knapp über sechs Hektar geschaffen, die unter anderem dem Klima- sowie dem Arten- und Biotopschutz dienen. Dadurch bleiben, so ein weiteres Ziel, gesunde Lebens- und Wohnverhältnisse im Ort erhalten.

2014 war Dettingen mit einer Bürgerbeteiligung in den Prozess gestartet, der sich laut Hillert unerwartet in die Länge gezogen habe. Auf einen Gemeinderatsbeschluss im April 2014 über eine Bauleitplanung folgte 2017 ein erster Aufstellungsbeschluss, im Mai dieses Jahres musste dann ein vierter Entwurf ausgelegt werden, und dessen Überarbeitung kam nun zur endgültigen Abstimmung. Der Erhalt der Grünen Lungen sei wichtig, darin waren sich die Gemeinderäte einig – die Diskussionen seien auch im Gremium sehr intensiv gewesen. Im Focus stand die allgemeine Gleichbehandlung der Anwohner, die ist über eine Kriterienkaskade geregelt. »Wir haben es uns nicht leicht gemacht«, fasste der Bürgermeister den Prozess zusammen. Aber: »Was lange dauert, wird endlich gut.«

»Neue Baugebiete zu entwickeln, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit«

Zügig sollte eigentlich der Bebauungsplan Ziegelhütte auf den Weg gebracht werden – doch das Bundesverwaltungsgericht hat das beschleunigte Verfahren als nicht zulässig erklärt. Nun liegt der Entwurf in einer ergänzenden Form vor – der Gemeinderat stimmte ihm zu. Er wird nun erneut zwei Wochen ausgelegt. Im Gremium wurde vor allem die erforderliche Umweltausgleichmaßnahme diskutiert: 39 Streuobstbäume fallen dem geplanten Baugebiet zum Opfer, 122 müssen dafür nachgepflanzt werden. Das ist genau geregelt, sie müssen sie auf einem gemeindeeigenen und bislang nicht als Streuobstwiese genutzten Grundstück gepflanzt werden.

Die Vorgabe, dass es sich um Hochstämme handeln müsse, rief Kopfschütteln unter den Fachleuten im Gremium hervor: Die seien eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Auch müsse man laut Manuel Strasser (FWV) darüber nachdenken, ob die Pflege der Bäume nicht die Gemeinde, sondern Privatpersonen übertragen werden könne. Dazu bleibe jedoch keine Zeit, wie Bürgermeister Hillert meinte: Die Satzung muss bis Ende des Jahres beschlossen sein. Für spätere Projekte sei das tatsächlich überlegenswert, so Ortsbaumeister Felix Schiffner.

Die Entwicklung hinsichtlich der rechtlichen Vorgaben sei geradezu beängstigend meinte Dr. Frank Schwaigerer von der Unabhängigen Liste: »Neue Baugebiete zu entwickeln, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.« Im Baugebiet Ziegelhütte – das liegt im südwestlichen Bereich von Dettingen nahe der Bahnlinie - sollen Mehrfamilienhäuser gebaut werden, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.