METZINGEN-GLEMS. Tagelang hing der große GEA-Bericht von Ende Dezember über der Auslage: »Bald frisches Brot im Tante-M-Laden?« Die Frage ist mit Ja beantwortet: Seit Samstag locken täglich frische Brezeln, Brötchen und Brotlaibe die Kunden des komplett im SB-Betrieb laufenden Ladens im Erdgeschoss des Glemser Rathauses.
Die Verhandlungen der Betreiberin Sabine Schneider waren erfolgreich: Café Bäcker Mayer aus Kohlberg, vor über 275 Jahren in Metzingen gegründet, versorgt den Tante-M-Shop und damit auch die gut 1.000 Glemserinnen und Glemser mit frischen Backwaren. Diese Nahversorgung war zuvor zusammengebrochen, nachdem die an der Ortsdurchfahrt liegende Bäckerei Gönninger Ende 2024 nach über 130 Jahren geschlossen hatte.
Betreiberin oft im Laden
Bei der letztlich gefundenen kleinen Nachfolge-Lösung über Tante-M hatte sich dem Vernehmen nach auch Metzingens Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh eingeschaltet. Sie hatte schon vor der Eröffnung des Ladens im Mai 2022 eine mitentscheidende Rolle gespielt, sich bei Tante-M-Erfinder Christian Maresch erfolgreich dafür starkgemacht, dass der Laden in die früher von der Volksbank Ermstal-Alb genutzten Räume einzieht.
Sabine Schneider ist Franchisenehmerin von Mareschs Firma Tante-M-GmbH. Sie hat den unter dem Erstbetreiber zuletzt schwächelnden Laden Ende 2023 übernommen und betreibt ihn mit viel Herzblut. Oft ist die Glemserin, die tagsüber in einem anderen Beruf arbeitet, abends im Tante-M-Shop, füllt Waren nach und wechselt ein Wort mit den Kunden. Die danken es ihr, kommen wieder verstärkt und halten den Laden am Laufen. Sie nehmen sich aus den Regalen, was sie brauchen, scannen es an der Kasse ab und bezahlen per EC-Karte, Tante-M-Kundenkarte oder bar in einen Tresor.
Übernimmt jemand das Einräumen?
Auch die frischen Backwaren räumt Schneider in die Auslagen. Morgens um 6.30 Uhr, wenn der Bäcker-Mayer-Transporter-Fahrer seine Körbe vorne im Laden abgestellt hat: Brezeln, je drei Brötchen- und Brot-Sorten, zudem Pizza-Taschen. Vielleicht bekommt die schaffige Betreiberin, die die Grundversorgung ihrer Mitbürger sichern helfen möchte, ja mal selbst Hilfe und jemand anders übernimmt den Frühjob.
Bei den Kunden spricht sich das noch neue Sortiment langsam herum. »Gibt's hier jetzt jeden Tag frisches Brot?«, fragt eine Frau am Samstag noch etwas ungläubig. Wie viel Backwerk Sabine Schneider beim Großbäcker Mayer letztendlich bestellen wird, muss sich auch noch einpendeln. Am Anfang waren es zu viele Brezeln. Etliche davon fanden sich tags darauf in günstigen »Ware vom Vortag«-Tüten wieder.
Bäckermeister angetan
Unter den ersten Kunden der neuen »Bäckerei« ist auch Reiner Gönninger. »Gar nicht so schlecht«, meint der Chef der ehemaligen Bäckerei Gönninger, der mit seiner Frau Ute, Ortsvorsteher Andreas Seiz und drei geringfügig Beschäftigten jahrzehntelang die Mahlzeiten der Glemser schmackhaft mitgesichert hat, zudem Pizza-Taschen.
Die Gönninger-Kunden kamen längst nicht nur aus dem Metzinger Dorf, sondern ebenso aus der Stadt, aus Neuhausen oder Eningen. Und auch bei Tante-M kaufen Menschen von weiter her ein: immer wieder auch Outletkunden, die sich vor der Rückfahrt in die Heimat noch kurz mit Salat, Klopapier, Nudeln oder Käse eindecken wollen. Oder eben mit Körnerbrötchen und Weizenmischbrot. Bis nachts: Der Laden im Glemser Rathaus hat täglich von 5 bis 23 Uhr offen. (GEA)