PLIEZHAUSEN. Erst ist ein Schuss im Schönbuchstadion von Pliezhausen zu hören. Wenige Millisekunden danach passiert nichts. Es ist die Ruhe vor dem Sturm - oder vor der Kraftentfaltung. Dann setzen sich Füße auf der roten Bahn in Bewegung. Erst stoßen sich Sportschuhe in einer Reihe kraftvoll ab, dann berühren sie immer kürzer den Boden. Während sich die Beine immer schneller über die Bahn bewegen, holen weiter oben die Arme Schwung. Hier geht es um etwas. Manche schaffen es schneller ins Ziel, andere nicht. Es gibt Sieger, Zweit- und Drittplatzierte. So wie bei Olympia. Doch so weit sind die Sportler hier noch nicht. Sie trainieren noch für die großen Spiele. Darum sind sie ja nach Pliezhausen gekommen. Zu »Jugend trainiert für Olympia« in der Leichtathletik.
Am Mittwoch treten Gymnasiasten der Kreise Reutlingen und Tübingen an. »Sie haben das Ziel, im September in Berlin beim Bundesfinale anzutreten«, sagt Uli Singer, pensionierter Sportlehrer aus Pliezhausen und seit 42 Jahren im Orga-Team engagiert. Wer in Pliezhausen gewinnt, tritt zunächst am 17. Juli im Landeswettbewerb in Mannheim an. Wer überhaupt bei den Wettbewerben startet, ergibt sich etwa aus Bundesjugendspielen. Außerdem treten häufig Schüler aus Sport-Leistungskursen an. »Während der Wettkämpfe legen wir die Schulen fast lahm.« So viele Lehrer und Schüler der Gemeinschaftsschule Pliezhausen (GMS) helfen mit. Das bringe auch etwas für die Schulgemeinschaft. »Wenn man als Mannschaft unterwegs ist, bekommen Schüler und Lehrer einen anderen Zugang zueinander.«
Schulidentifikation steigern
Mathias Kommert, Schulleiter der GMS Pliezhausen, freut die Tatkraft der Schülerhelfer. »Sie bringen sich ein, und das stärkt die Identifikation mit der Schule.« Das kann sein Kollege Martin Beck und Mitglied im Orga-Team bestätigen. Ein Schüler sei im Unterricht schwierig, sagt Beck. Aber: »Gestern kam er zu mir und fragte, ob er mir was helfen könne. Er habe gerade Zeit.« Das habe den Lehrer gefreut.
Während für die Schüler das Stadion der Ort der Wettkämpfe ist, ist es für Ute Ostertag am Mittwoch der Urlaubsort. Sie ist Schriftführerin vom Förderverein der GMS Pliezhausen und hat sich Urlaub genommen, damit hungrige Schüler Waffeln, Hot Dogs und Brötchen bekommen. »Ich habe früher selbst teilgenommen. Das ist hier ein besonderes Flair.« Der Förderverein nimmt durch den Verkauf Geld ein, das benachteiligten Kindern zur Verfügung steht, sagt Schulleiter Kommert.
Beim Werfen zählt die Technik
Sarah Bartle erklärt beim Ballwurf, dass alle zehn Minuten zum Einwerfen, also Aufwärmen haben. Sie ist Referendarin in Pliezhausen und Kampfrichterin. »Einen Ball irgendwo hinzuschleudern, schafft jeder. Es kommt aber auf die Technik an, damit Schüler ihn hoch und weit werfen können.« Am anderen Ende des Stadiongeländes sitzt Andreas Kresse im DRK-Zelt. »Es ist deutlich weniger los als sonst. Diese Temperaturen sind ideales Wettkampfwetter.« Das Team hat Prellungen, Verstauchungen und Schürfwunden versorgt.
Anna Buckmaier aus Metzingen ist gerade beim Speerwurf angetreten. »Dabei kommt es auf Stabilität in der Beinen, den Schwung auszuhalten und Koordination an«, sagt sie. Ihr Wurf ging 18,71 Meter weit. Gleich startet die Neuntklässlerin beim Sprint. Johann Paravicini ist eben im Stadion 1,10 Meter hoch gesprungen. Für den Sechsklässler ist die Disziplin neu. Die Herausforderung sei, mit einem Bein abzuspringen. Er wird immer wieder antreten - bis die Latte fällt. (GEA)