Logo
Aktuell Friedenswochen

In Metzingen auf Friedensmission

Wie kann man Kriegstreiber wie Wladimir Putin aufhalten? Ein Friedensforscher gibt Impulse

Das Metzinger Aktions-Team für den Frieden (von links): Peter Hild, Pfarrer Jörg Karle, Reinhard Glatzel, Dr. Werner Deigendesch
Das Metzinger Aktions-Team für den Frieden (von links): Peter Hild, Pfarrer Jörg Karle, Reinhard Glatzel, Dr. Werner Deigendesch, Karin Berkemer und Patricia Stasch. FOTO: GEA
Das Metzinger Aktions-Team für den Frieden (von links): Peter Hild, Pfarrer Jörg Karle, Reinhard Glatzel, Dr. Werner Deigendesch, Karin Berkemer und Patricia Stasch. FOTO: GEA

METZINGEN. In einer Welt, in der aktuell 21 Kriege toben – darunter der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern und der Krieg in der Ukraine – sind die Auswirkungen auf Menschen, die Umwelt und den globalen Frieden äußerst verheerend. In dieser Zeit möchte die Ökumenische FriedensDekade den Frieden mit Ideen, Anregungen und vor allem Achtsamkeit unterstützen.

Sie setzen sich seit mehr als 40 Jahren für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ein. Auch soll das wachsende Gefühl der Menschen angesprochen werden, dass Frieden nur eine Illusion sei und lediglich durch Waffen und Gewalt erreicht werden könne. Dabei »existieren positive Beispiele von Menschen, Initiativen und Organisationen, die trotz Krieg und Gewalt gewaltfrei für Frieden eintreten und Wege der Versöhnung finden«, heißt es vom bundesweit tätigen Verein Ökumenische FriedensDekade.

Ein Experte für Friedensforschung ist Dr. Thomas Nielebock. Er ist ehemaliger Professor der Uni Tübingen und wird im Rahmen der Metzinger Friedenswochen über Alternativen zum Krieg sprechen. Dass diese Alternativen für Wladimir Putin funktionieren könnten, hält er für unwahrscheinlich. Um den russischen Angriffskrieg zu beenden, müsse man auf Diplomatie hoffen: »Mit Putin muss man verhandeln, anders geht das nicht«, sagt Nielebock.

Kriege im Atombombenzeitalter

»Wie will man eine Atommacht anders aufhalten, als diplomatisch? Da hinkt auch der Vergleich mit Adolf Hitler und dessen Kriegsende, der so oft kommt. Wir leben heute in einem Raketen- und Atombombenzeitalter. Die Eskalationsgefahr ist einfach unkontrollierbar«, so die Einschätzung des Experten. Man könne zwar einen gemeinsamen Weg über die NATO gehen, um Russland militärisch zur Niederlage zu zwingen, doch hier stelle sich auch dann die Frage: »Wie und wo endet dieser Einsatz? Darauf konnten mir die Unterstützer dieser Angriffspolitik bisher noch keine gescheite Antwort geben. Ich glaube, dass es militärisch nicht funktionieren wird«, zeigt sich der Professor kritisch. Es fallen die Stichwörter Entspannungs- und Kooperationspolitik. Es brauche »gute Politik, die die andere Seite und ihre Sicherheitsbedürfnisse ernst nimmt«.

Denn »Krieg ist teuer: Menschenleben, Sachschäden und psychische Traumata. Als Entscheidungsinstrument für Staaten ist dieses Mittel einfach überholt. Die Kosten gegenüber den Nutzen sind viel zu hoch«, schließt Nielebock ab. Welche Möglichkeiten realistisch sind und wie genau die Verteidigung auf sozialer Ebene aussehen könnte, erklärt Dr. Thomas Nielebock am Donnerstag, 21. November, um 19.30 Uhr im Kulturforum.

Eine Welt ganz ohne Kriege und Gewalt – das kann man sich wirklich nur noch erträumen. Oder? Der Historiker Matthias Hoffmann möchte mit seinem Beitrag zur Metzinger Friedenswoche gleich zu Beginn Hoffnung aufzeigen. In seinem Vortrag »Traumland Frieden?!« erzählt er von inspirierenden Beispielen, in denen es durchaus gelungen ist, bewaffnete Konflikte schnellstens beizulegen oder im Vorfeld sogar gänzlich zu verhindern. Am Donnerstag, 10. Oktober, lädt die AK deshalb in den VHS Raum im alten Feuerwehrhaus ein. Neben der Historie kann auch Kunst die Positivität in dunklen Zeiten anregen. In der Ausstellung »Gesichter des Friedens«, die ab Samstag, 12. Oktober, für fünf Tage im Chorraum der Martinskirche in Metzingen begutachtet werden kann, stellt das Forum des zivilen Friedensdienstes zehn besondere Menschen vor. »Es sind bewundernswerte Geschichten von Menschen, die Frieden in ihren Regionen bereits aktiv initiiert oder bestärkt haben«, fasst Susanne Bernauer als AK-Mitorganisatorin zusammen. »Passend zum Motto ›Erzähl mir vom Frieden‹ eben«, wirft Reinhard Glatzel ein.

Erlebnisse live aus Jerusalem

Im Kulturforum liegt der Fokus derweil auf der Situation in Israel und Palästina. Mit dem Programmpunkt »Frieden – die einzige Option« legen gleich zwei Experten ihre Sicht auf Jerusalem dar und erzählen von ihren persönlichen Erfahrungen und der Stimmung vor Ort. Andrea Krogmann lebt und arbeitet seit 2009 mitten im Geschehen Jerusalems, unter anderem als Nahost-Korrespondentin einer Nachrichtenagentur, und weiß, wie die Dinge dort stehen. Auch der ehemalige Kinderarzt Dr. Werner Deigendesch aus Metzingen war bereits mittendrin: Von 2011 bis 2012 hat er im Bethlehemer Caritas Baby Hospital gearbeitet.

Im Zoom-Call live aus Jerusalem und Metzingen gibt es viel zu erfahren. Wie lebt es sich dort? Was kann man über die Entwicklung der vergangenen Jahre sagen? Und vor allem: Sehen die Menschen dort überhaupt noch einen Weg zum Frieden? All das und mehr kann man am Dienstag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr im Metzinger Kulturforum durchblicken.

Das Aktionsteam der Friedensdekade Metzingen ist durchaus zufrieden mit der Vielfalt der diesjährigen Programmpunkte, bei denen jeder ganz für sich allein entscheiden kann, wie er an den Friedenswochen teilhaben möchte. Ob eher intensiv und auseinandersetzend oder doch emotional und Kraft gebend beim gemeinsamen Singen: Hier ist für alle etwas dabei. Wichtig ist vor allem, »dass man sich einsetzt, auch wenn man nicht immer den großen Wurf macht«, appelliert Susanne Bernauer. (GEA)