Logo
Aktuell Tierschutz

Igelstation Riederich: Warum so viele Tiere schwach sind

Steigende Temperaturen bringen Stacheltiere durcheinander. Igelstation Riederich freut sich über Spenden.

Melanie Bauer mit Igel Leni, der mit schweren Verbrennungen nach Silvester in die Igelstation kam.  FOTOS: PRIVAT
Melanie Bauer mit Igel Leni, der mit schweren Verbrennungen nach Silvester in die Igelstation kam. FOTOS: PRIVAT
Melanie Bauer mit Igel Leni, der mit schweren Verbrennungen nach Silvester in die Igelstation kam. FOTOS: PRIVAT

RIEDERICH. Da Igel jetzt normalerweise noch Winterschlaf halten, müsste es in der Igelstation in Riederich dieser Tage ruhig sein. Aber auch jetzt klingelt das Telefon fast täglich. »Wegen des milderen Wetters bekommen wir schon seit Januar immer wieder Anrufe von Menschen, die schwache Igel finden, die aus dem Winterschlaf aufgewacht sind, tagsüber umherirren und Futter suchen«, sagt Melanie Bauer von der Igelinteressengemeinschaft Reutlingen. Man merke das auch bei den Igeln, die in der Igelstation ihren Winterschlaf halten. »Sie wachen immer wieder auf, sind eine Woche wach und schlafen dann wieder. Sie merken das wärmere Wetter.«

Und genau das kostet die Tiere wertvolle Energie. »Sie müssen den Herzschlag hochfahren und, wenn es kühler wird, wieder runter.« Für die Igel in der Natur ist das schwer. Gefriert der Boden wieder, finden sie keine Nahrung. Glück haben die wenigen, die von aufmerksamen Menschen gefunden und nach Riederich gebracht werden. Diese Tiere sind meist sehr mager. »Viele haben schlimmen Milbenbefall, keine Haare mehr, sind einfach sehr angeschlagen. Sie laufen tagsüber herum und suchen Hilfe.«

Raus aus dem Winterschlaf

Normalerweise schlafen Igel von Mitte November bis Mitte März. Das Igelweibchen Leni ist Anfang des Jahres mit verkohlten Stacheln und rußigen Stellen am Körper in die Station gekommen. »Da vermuten wir, dass sie an Silvester aufgewacht ist und was abbekommen hat. Ihr Körper ist recht groß und dafür ist sie viel zu dünn. Ein ganz armes Geschöpf. Aber sie liegt jetzt auf dem Wärmepad bei uns und nimmt langsam zu.«

Kommt ein neuer Igel in die Station, heißt es erstmal Rührei kochen. »Das machen wir zur Stärkung der Igel. Deshalb freuen wir uns ganz arg über Eierspenden«, sagt Melanie. »Aber auch Küchenrollenpapier und Klopapier sind immer eine große Hilfe.« Auch Katzenfutter werde dringend benötigt. Da muss man allerdings auf eine Besonderheit achten: »Igel vertragen nur Katzenfutter ohne Soße und Gelee. Das ist ganz wichtig«.

In vielen Fällen macht Melanie Bauer die Erstversorgung und die Finder päppeln das Tier dann zu Hause selbst auf. »Das ist uns eine große Hilfe.« Derzeit gibt es in der Igelstation zehn Igel, die eine bleibende Behinderung haben und für die die Igelstation Pflegestellen sucht. Einer davon ist das Igelmädchen Mila. »Sie kam als Jungigel im Herbst zu uns. Sie ist blind, hat keine Pupillen«, erzählt Melanie Bauer. »Sie bräuchte ein Gehege in einem Garten, wo es egal ist, dass sie Tag und Nacht nicht unterscheiden kann.«

Suche nach Dauerpflegeplätzen

Ein Dauer-Plätzchen im Haus sucht Marie. »Sie ist ein Mähopfer, wurde von einer Motorsense erfasst und hat nur noch ein halbes Gesicht und ein Auge.« Auch das Mähopfer Gudrun, der kleine Jimmy mit seinen neurologischen Problemen und die blinde Hilde sind Sorgenkinder, die man nicht mehr auswildern kann. »Für sie alle suchen wir Dauerpflegeplätze in Gärten mit gesicherten Gehegen, sodass unsere Helfer in der Station entlastet werden.«

Ein Gruß aus der Weihnachtszeit

Auf ihr Helferteam ist Melanie mächtig stolz. »Wir sind so eine tolle Truppe und arbeiten richtig schön zusammen. Ich freue mich auch, dass einige Helferinnen Interesse an der medizinischen Versorgung der Igel haben und mich entlasten, indem sie die Milbenigel mit Kokosfett einreiben oder auch Hautpilzigel einpinseln.« Mehr Helfer wären natürlich immer toll.

Besonders groß war die Freude in der Igelstation im Januar, als die Igelinteressengemeinschaft eine tolle Spende bekam. »Thilo Schwaiger aus Pliezhausen hat sein Haus in der Vorweihnachtszeit immer ganz toll mit 120.000 Lichtern beleuchtet. Weil viele Leute bei ihm vorbeikommen, um sein Weihnachtshaus zu sehen, hatte er die Idee, Spenden für unsere Igel zu sammeln.« Und das mit Erfolg. So sind 1.600 Euro zusammengekommen. »Die Spende bedeutet uns so viel, weil wir als kleiner Verein immer zu kämpfen haben, und die Ausgaben oft das übersteigen, was reinkommt.« Dass sich jemand so lieb Gedanken macht, wie Thilo Schwaiger mit seiner Spenden-Idee, ist für das ganze Team eine Riesenfreude. Für die kleinen Patienten bedeutet sie Wärme, ein sattes Bäuchlein und nicht zuletzt Leben.

Helfer und Spenden willkommen

Die Igelstation freut sich sehr über Spenden an die Igelschutzinteressengemeinschaft Reutlingen. Wer einem der beeinträchtigten Igel ein Zuhause in seinem Garten schenken möchte, kann sich telefonisch melden. (GEA)

 

07123 958849