PLIEZHAUSEN. In der Zugabe standen sie alle nochmal in einem gemeinsamen Sketch auf der Bühne: Ramona Denk spielte die Ärztin, die an diesem Tag nur Privatpatienten empfängt. Ute Ostertag war die Putzfrau, die von Rentner Bernd Reebig für die Ärztin gehalten wird. Angela Jesch kam mit ihrem Hundle und wurde zum Tierarzt geschickt. Schließlich tauchten zwei Figuren aus kurz zuvor gespielten Sketchen auf: »Brötchen-Opfer« Holger Schmid und Matthias Gaiser als Luigi, der das Sexleben eines Ehepaars anzufachen versuchte.
Die sechs feierten am Samstag das 40-jährige Bestehen ihrer Theatergruppe Huggendubbel's Komede in der Pliezhausener Gemeindehalle. Die Bewirtung übernahm erneut der Schützenverein Pliezhausen. Die gut 250 Besucher bekamen eine Reihe an Sketchen und Liedern, darunter einiges aus den vergangenen 16 Programmen. Über 250 Stücke, gut 50 Lieder brachte die Gruppe bisher auf die Bühne.
Über 250 Stücke, gut 50 Lieder
Das Programm an diesem Samstag stand unter dem Titel »Hauptsach‘ s’hebt sich ‘naus …«, eine schwäbische Redewendung, die auf Hochdeutsch am besten so übersetzt wird: Hoffentlich reicht die Zeit! Etwa dem blasenschwachen Senior, der nachts zur Toilette muss. Die meisten der Sketche drehten sich um altersbedingte Gebrechen und vor allem die Kommunikation unter Paaren: Aneinander vorbeizureden kann so komisch sein!
Da gibt es das Paar, das während des Mittagessens um das beste Gedicht für eine Bierwerbung wetteifert. Woanders stört sich der Ehemann daran, dass seine Frau an jedem Wochentag dasselbe kocht. Sie: »I woiß halt, was Dir schmeckt!« Oder die Frau, die ihren Mann fragt, ob sie lieber das schwarze oder das rote Kleid tragen soll. Als er von allen ihren Argumenten genervt schließlich »rot!« sagt, fragt sie: »Warum?« Das Publikum raste vor Lachen.
Nicht nur Paare reden aneinander vorbei
»Der Sketch, der mir am meisten Spaß macht, ist der mit den Brötchen«, sagte Holger Schmid, Gründer der Gruppe, hinterher. Schmid spielt einen Mann, der von seiner Frau beschuldigt wird, eins von drei eingekauften Brötchen ohne ihr Einverständnis verzehrt zu haben, selbst dann noch, als sich das dritte Brötchen in der Einkaufstasche findet. Wie sich die beiden in diesem Sketch hineinsteigern und aneinander abarbeiten, ist einfach nur köstlich!
Der Sketch um den Mann, der in einer Pizzeria unbedingt ein Rahmschnitzel bestellen möchte, was dort nicht angeboten wird, hätte gut und gerne aus Didi Hallervordens Sketchparade »Nonstop Nonsens« stammen können. Sie wissen schon: »Palim Palim, ich hätte gerne eine Flasche Pommes frites!« Die Serie lief ab Mitte der 1970er Jahre im deutschen Fernsehen. Eine ganze Generation wurde davon geprägt.
Rudis Tagesshow diente als Inspiration
Holger Schmid, Jahrgang 1969, führt eine andere TV-Serie als hauptsächliche Inspiration an: Rudis Tagesshow. Auf ähnliche Weise hatte er einst, zusammen mit seinem heutigen Schwager Ralph Frank, beim Abschlussabend eines Zeltlagers der evangelischen Kirche ausgedachte Nachrichten und Werbeslogans verlesen. In schwäbischem Idiom. Aufgrund der Nachfrage gab es mehrere Wiederholungen.
Daraufhin formte Schmid aus seinem Pliezhausener Freundeskreis heraus ein festes Ensemble: Seine Schwester Angela Jesch und Bernd Reebig gehörten zu den frühen Mitgliedern. Manche kamen hinzu, andere schieden aus. Ramona Denk, Ute Ostertag und Matthias Gaiser blieben. Dieses Sextett ist seit 1991, bis heute, zusammen. Reebig kümmert sich um die Musik, Gaiser arbeitet viel an den Texten, Schmid besetzt die Rollen. Dazu kommt Hartmut Knecht, der sich seit vielen Jahren um die Technik kümmert.
Eine Tradition: Kinder stehen mit auf der Bühne
Die Titel der Programme entstehen meist während der Proben. Wer auch immer diesmal mit der Redewendung »Hauptsach‘ s’hebt sich ‘naus …« ankam – die Mitglieder der Gruppe lagen hernach lachend auf dem Boden, wie Schmid glaubhaft versicherte. Der Humor des Ensembles überträgt sich bei Auftritten auf das Publikum, das zumeist aus dem eigenen, sowie den umliegenden Flecken zu den Aufführungen kommt.
Aus dem Kreis der Familien bekommen die sechs Akteurinnen und Akteure viel Unterstützung: Beim Schminken, bei den Kostümen, aber auch als Unterstützung auf der Bühne: Es hat Tradition, dass Kinder der sechs Akteure in einzelnen Szenen mit auftreten. Am Samstag waren Emma Ostertag und Marie Gaiser mit dabei. Was bringt die Zukunft? Im Stillen, so Holger Schmid, bastle die Gruppe bereits am nächsten Programm. (GEA)