WALDDORFHÄSLACH. Die Bushaltestellen an der Stuttgarter Straße in Walddorf werden jetzt beidseitig behindertengerecht ausgebaut. Der Bus wird in Zukunft dort nicht mehr in eine Busbucht einfahren, sondern direkt auf der Straße halten. Der Fluss des Durchgangsverkehrs wird deshalb während des Halts kurz unterbrochen. Der Ausbau der beiden gegenüberliegenden Haltestellen war im Gemeinderat jetzt nicht unumstritten und er wird vor allem deutlich teurer als ursprünglich geplant.
Die ersten Schätzungen für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen in der Stuttgarter Straße hatten im Jahr 2020 noch 80.000 Euro als Kosten ausgewiesen. Jetzt ist die Rede von bis zu 200.000 Euro. Dies stieß vor allem Gemeinderat Gerhard Neuscheler (FWV) bitter auf. Außerdem war er gar nicht damit einverstanden, dass die Busse zukünftig auf der Straße halten sollten. Dies sei für ihn ein Schritt »zurück ins Mittelalter«. Und schließlich stellte sich Neuscheler die Frage, ob man nicht ganz auf den Ausbau verzichten könne.
Und in der Tat wäre ein solcher barrierefreier Ausbau nicht unbedingt zwingend. Zwar drängt das neue Personenbeförderungsgesetz des Bundes auf einen solchen Ausbau, der Nahverkehrsplan des Landkreises allerdings weicht diese Forderung auf. Gemeinden müssten nicht alle Haltestellen barrierefrei ausbauen, wenn sie bereits eine solche Haltestelle im Ort haben, heißt es dort.
Nicht zwingend, aber sozial
Und das ist in Walddorf am umgestalteten Notariatsplatz der Fall. Dort gibt es eine barrierefreie Haltestelle. Dazu kommt noch zweite barrierefreie Haltestelle auf Walddorfhäslacher Gemarkung, nämlich auf der Höhe bei der Firma Moldex/Metric. Diese Haltestelle finanziert der Kreis.
Die alte Kostenschätzung von 80.000 Euro hält Bürgermeisterin Silke Höflinger allerdings für eine »Fehlplanung«. Das müsse man sich noch genauer anschauen. Wahrscheinlich hätte die Schätzung schon damals höher liegen müssen.
Die Diskussion im Gremium bewegte sich schließlich weg von den Kosten. Es sei doch ein gesellschaftspolitisches Ziel, Menschen mit körperlichen Einschränkungen, auch älteren Menschen oder Frauen und Männern mit Kinderwagen die Teilnahme am öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern. Und die Haltestellen an der Stuttgarter Straße seien schon wichtig für den ÖPNV und gut frequentiert.
Auch Olfert Alter (FWV) hielt die barrierefreie Haltstelle am Notariatsplatz für nicht ausreichend. »Das ist schon eine ganz schöne Entfernung von der Stuttgarter Straße bis zum Notariatsplatz«, gab er zu bedenken. Allerdings war auch er »nicht glücklich mit den Kosten«. Und Dagmar Böpple von der Frauenliste betonte noch einmal, dass man doch an die steigende Zahl älterer Menschen denken sollte. Für sie wäre es wesentlich leichter, an einer barrierefreien Haltestelle in den Bus einzusteigen.
So zeigte sich schnell, dass die Mehrheit im Gremium für einen barrierefreien Ausbau votieren würde. Auch dass Walddorfhäslach noch einen schon lange gewünschten Fußgängerüberweg mit Signalanlage an den Haltestellen erhalten würde, stärkte die Argumente der Befürworter. Schließlich ging es nur noch darum: Bushaltestellen mit Busbucht, wie bisher, oder ein sogenanntes Bushalte-stellenkap, bei dem der Bus direkt auf der Straße hält. Viele im Gremium, inklusive der Bürgermeisterin, hätten gerne eine Busbucht gehabt.
Diskussion: Buskap oder -bucht?
Doch das Problem dabei ist, dass es für Busfahrer ungleich schwerer ist, in einer Busbucht so nah wie möglich an den erhöhten Zustieg heranzufahren, als bei einem Kap. Und wenn der Bus zu weit weg vom Zustieg anhält, haben Menschen mit körperlichen Einschränkungen große Probleme, überhaupt in den Bus zu kommen.
Am Schluss war das Votum im Gremium eindeutig. Alle bis auf Gerhard Neuscheler stimmten für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen und alle bis auf Neuscheler entschieden sich dafür, die Bushaltestellen bis an den Straßenrand heranzuziehen. In Zukunft wird deshalb der Bus an den beiden Haltestellen direkt auf der Stuttgarter Straße kurz anhalten. (GEA)