ERKENBRECHTSWEILER. In den Streitwagen zu steigen und sich auf eine imaginäre Fahrt durch das Kelten-Oppidum zu machen – das ist nicht nur für Kinder ein Highlight des Besuchs im Heidengrabenzentrum: Auch Staatssekretär Dr. Patrick Rapp vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und Regierungspräsident Klaus Tappeser haben sich mit Begeisterung auf die Zeitreise gemacht. Doch lange konnten sich die beiden nicht auf das Vergnügen einlassen: Das offizielle Programm war dicht gedrängt. Er hätte sich noch stundenlang umschauen und bei der Führung durch Heidengraben-Geschäftsführerin Tanja Breitenbücher zuhören können, gab der Staatssekretär zu. Aber: Im Fokus seines Besuchs stand der Meinungsaustausch zum Thema nachhaltiger Tourismus im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
»Ich gratuliere den drei Gemeinden und den beiden Landkreisen dazu, dass sie so viel Umsicht und Weitsicht gezeigt und so eng zusammengearbeitet haben«, lobte der Staatssekretär die Gemeinden Hülben, Erkenbrechtsweiler und Grabenstetten sowie die Landkreise Reutlingen und Esslingen, die gemeinsam das vor etwas mehr als einem Jahr eingeweihte Heidengrabenzentrum realisiert haben. Sie hätten ganzheitlich über Gemarkungsgrenzen gedacht, nur so könne man über den Kirchturm hinwegschauen und Leuchtturmprojekte schaffen: »Es ist enorm wichtig zu kooperieren, man muss die Dinge großflächiger sehen«, führte Rapp aus. Da gebe es im Tourismus durchaus noch Optimierungsbedarf: »Jede Gemeinde meint, Tourismus für sich machen zu müssen.« Dabei verharre der Tourist ja auch nicht in einem Ort, sondern bewege sich in der Region und dadurch entstehe Wertschöpfung.
Nach dem Schwarzwald und der Bodenseeregion zähle die Schwäbische Alb zu den drei größten Tourismusdestinationen in Baden-Württemberg, so der Staatssekretär – da habe die Ernennung zum Biosphärengebiet sicherlich dazu beigetragen. Hier werde Natur, Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Tourismus in Einklang gebracht von Menschen, die dafür brennen würden und das beginne in den Rathäusern. Die Verzahnung und Vernetzung sei laut Rapp wichtig und richtig, so könne auch Qualität geschaffen werden. Und mit dem Heidengrabenzentrum sei etwas Qualitatives entstanden. Das konnte Regierungspräsident Tappeser nur bestätigen: »Wenn ich hier Gemeinderat wäre, wäre ich bolle stolz auf das Heidengrabenzentrum.«
Das sei man durchaus, erklärte Hülbens Bürgermeister Sigmund Ganser, der für den eigens gegründeten Zweckverband Heidengrabenzentrum sprach. Doch man sehe sich als Teil der Schwäbischen Alb, die kein gewöhnliches Mittelgebirge sei: »Wir sind stolz auf das Biosphärengebiet«, machte er deutlich, immerhin handele es sich um eine Region mit einem unglaublichen Reichtum und Schätzen an Natur, Kultur und mehr. Vielleicht, so seine Hoffnung, trage das Heidengrabenzentrum und der Keltenlehrpfad, die mit Fördermitteln vom Land unterstützt wurden, zum Anstieg der Übernachtungszahlen im Biosphärengebiet bei: »Wir hoffen auf eine weitere Strahlkraft.«

Miteinander vorwärtszukommen, Verbindungen schaffen: Dafür steht auch die Bergbrauerei aus Eningen, die seit den Anfängen 2008 Biosphärenpartner ist. Die Netzwerkarbeit habe sich laut Brauereichef Werner Zimmerman gelohnt, es seien dank dieser Verzahnung viele Projekte auf den Weg gebracht worden. Und, was für ihn besonders wichtig sei als Unternehmer im Biosphärengebiet: »Regionalität als Stärke und nicht als Schwäche zu erleben.« Er jedenfalls freue sich, so Zimmermann, ein kleiner Mosaikstein in diesem Miteinander zu sein: »Und ich möchte es auch bleiben.«
Staatssekretär Rapp sicherte zu, mit seinem Ministerium das Biosphärengebiet weiterhin so gut wie möglich zu unterstützen – finanziell und darüber hinaus. Er sei jedenfalls nicht zum letzten Mal da: Das Heidengrabenzentrum wolle er sich noch einmal in Ruhe privat anschauen. Die Welt der Kelten und die Aufbereitung habe ihn fasziniert. (GEA)

