WALDDORFHÄSLACH. Heftiger Gegenwind schlug am Donnerstag im Gemeinderat den Vertretern der Reutlinger FairNetz entgegen. Die Kritik richtete sich vor allem gegen den schleppenden Ausbau des Stromnetzes. Dies führt dazu, dass immer mehr Häuslebauer in Walddorfhäslach frustriert sind. Sie können den Sonnenstrom von ihren neuen PV-Anlagen nicht ins Netz einspeisen und melden sich deshalb bei den Bürgervertretern. Aber auch die steigende Zahl Wärmepumpen und Wall-Boxen bereitet dem Energieversorger offenbar Probleme.
Die Gemeinde habe der FairNetz doch die Standorte für neue Trafostationen schon vor langer Zeit mitgeteilt, »aber es passiert nichts, absolut null«, ärgerte sich Olfert Alter (FWV). Den vielen Worten sollten nun endlich Taten folgen. Ähnlich sah es auch sein Fraktionskollege Dr. Heiner Geigle. In der Bevölkerung sei »eine ausgeprägte Unzufriedenheit da«, weil es seit August 2024 mit den Planungen nicht vorangehe.
Lieferzeiten für Transformatoren verlängern sich
Den Unmut konnte der neue Geschäftsführer der FairNetz, Thorsten Jansing, durchaus verstehen. Etwas zerknirscht nannte er zwei wesentliche Gründe für die Verzögerungen. Das sei zum einen der Grundstückserwerb für die Trafostationen, der sich in die Länge ziehe. Bis in diesem Bereich letztlich alles unter Dach und Fach sei, könne schon mal ein Jahr ins Land ziehen, »das ist nicht so einfach«.
Und der zweite Grund: Nicht nur die FairNetz in Reutlingen muss wegen der Energiewende und dem daraus resultierenden ständig steigenden Bedarf an Strom ihre Netze verstärken, das betrifft alle Stromversorger landauf, landab. Sie müssen Trafostationen bauen. Und für diese Stationen brauchen sie Transformatoren. Die Folge: »Die Lieferzeiten für die Transformatoren werden immer länger«, erklärt Jansing.
Zu viel Strom im Netz
Und so müssen sich wohl die Kunden der FairNetz noch weiter in Geduld üben. Die Aussichten scheinen jedenfalls nicht gerade rosig für die nähere Zukunft. »Es ist einfach zu viel Strom im Netz«, sagt Jansing. Das Mittelspannungsnetz sei ausgelastet. Um dieses Netz zu verbessern, muss ein Umspannwerk in Pliezhausen gebaut werden.
»Das ist alles mit einem hohen Aufwand verbunden«, meint Jansing. In Pliezhausen geht es zwar vorwärts, ein Grundstück für das Umspannwerk, so der Geschäftsführer, sei gefunden. Und die FairNetz wolle auch zeitnah dieses Umspannwerk errichten. Doch was »zeitnah« bedeutet, ließ sein Kollege Michael Blümel durchblicken. Bis das alles mit dem Umspannwerk laufe, das könne vier bis fünf Jahre dauern.
Neue Mittelspannungsleitung schon ausgebucht
Auch an anderer Stelle hakt es. So wurde zwar eine Mittelspannungsleitung nach Pliezhausen, die auch der Stromnetzstabilisierung von Walddorfhäslach dient, jetzt fertiggestellt, wie Bürgermeisterin Silke Höflinger berichtete. Die sich hieraus ergebenden Stromleistungen seien jedoch durch bestehende Anträge für den Netzanschluss von Wärmepumpen, Wall-Boxen und PV-Anlagen bereits vollständig reserviert", kritisierte sie. Dass dem so ist, gestand auch Jansing ein.
Nun soll es noch eine weitere Mittelspannungsleitung von Neckartenzlingen nach Walddorfhäslach geben. Die Vergabe dafür sei im November, bestätigte Blümel. Fertig soll diese Leitung dann 2026 werden. Im kommenden Jahr sollen zudem fünf Trafostationen in Walddorfhäslach gebaut werden. Wann denn die neuen PV-Anlagen im Gebiet »Fürhaupt« endlich eingespeist werden könnten, wollte Martin Beyer (SPD) schließlich wissen. Die Antwort darauf sei wie der Blick in eine Glaskugel, erklärte Blümel. (GEA)

