PLIEZHAUSEN. Auf eine musikalische Reise »Einmal um die Welt« lud am Samstagabend der »Musikverein Pliezhausen 1876« ein. Beim sehr gut besuchten Sinfonischen Jahreskonzert in der Gemeindehalle erlebte das Publikum die Bandbreite der Möglichkeiten eines Blasorchesters sowie die bewundernswerten Fähigkeiten des wiedererstarkten Jugendorchesters. Durch den Abend führte Vorstand Jens Mohaupt, der Altbürgermeister Otwin Brucker, die Ehrenvorsitzenden sowie die Vertreter befreundeter Vereine begrüßte.
In der Coronazeit, so Mohaupt, sei es gerade für Blasorchester, die durch ihre Instrumente Atemluft ausströmen lassen, nicht einfach gewesen. Das Hauptorchester sei zusammengeblieben, doch das Jugendorchester von 20 auf sechs Mitglieder geschrumpft. Deshalb herrsche große Freude, dass es inzwischen wieder auf 25 bis 30 Mitglieder anwuchs. »Wir fördern die jungen Leute durch ein kostenloses Leihinstrument und einen zweijährigen vergünstigten Besuch der Musikschule«, so Jugendleiterin Julia Heldmaier. Außerdem, hob Mohaupt hervor, gebe es eine gute Kooperation mit der Bläserklasse der Gemeinschaftsschule. Beim Konzert wurden sechs Jugendliche geehrt, die erfolgreich den D1-Lehrgang absolviert hatten. Ebenfalls ausgezeichnet durch Vorstand Stefan Hartmann sowie Walter Klaus vom Blasmusikverband Neckar-Alb wurde Evelyn Hatwig, seit 30 Jahren in Pliezhausen aktiv, darunter zwei Jahre als Jugenddirigentin.
Jugendorchester mit hohem Niveau
Das hohe Niveau des Jugendblasorchesters unter der Leitung von Jernej Oberzan Neuhauser zeigte sich bei »Pirates of the Caribbean« als mitreißendem Einstieg in den Abend. Michael Jacksons »Man in the Mirror« im Bigband-Sound gelang ebenso bravourös wie das fröhlich-sommerliche »Surfin´USA« und der beschwingte »Sternschnuppen-Walzer«. Sicht- und hörbar war der Spaß der Jugendlichen an der Musik und dem engagierten und konzentrierten Zusammenspiel. Das Publikum reagierte mit Beifall, Pfiffen und Bravo-Rufen und wurde mit der Zugabe »Final Countdown« belohnt.
Der Musikverein wird seit Anfang 2023 von Nina Cichon dirigiert, die dessen Offenheit für neue Ideen und die gute Gemeinschaft betonte. Posaunist Franz Wildgruber war zum Konzert gar von seinem neuen Domizil in Japan angereist. Erstes Stück war das originelle »Mount Everest«, das musikalisch den beschwerlichen Aufstieg, aber auch den Erfolg und den grandiosen Ausblick vom Berggipfel beschreibt. In den Czardas-Modus fiel das Orchester mit der feurigen »Kleinen ungarischen Rhapsodie«, bei der die Post abging und die Musikerinnen und Musiker überzeugend harmonisch die zahlreichen Tempiwechsel vollzogen.
Afrikanisches Vaterunser
Rhythmusbetont erklang das afrikanische Vaterunser »Baba Yetu«, voller Farben und sprühend voll Lebensfreude der »Persische Markt«, zu dem das Orchester auch sang. Weiter ging es nach Irland, wo der Blick herab vom »Irish Castle« die mystische Landschaft, Waffengeklirre mit Schlagzeugeinsatz und Fanfaren und die anschließende freudige Versöhnung erfasste. Das Orchester spielte wie aus einem Guss.
Natürlich durfte auch ein heißblütiger argentinischer Tango nicht fehlen, bevor in einer Zeitreise mit Saxophon-Solo die »Frank Sinatra Classics« mit »New York«, »Somethin´stupid« oder dem »Final curtain« eine schillernde Epoche heraufbeschworen wurde. Die Vielfalt der Heimat mit Mühlen, Alpen, Tänzen und Universitäten beschrieben die »Deutschlandbilder«. Das begeisterte Publikum erklatschte sich noch zwei Zugaben, darunter ein Weihnachtsliedermedley aus den USA. (GEA)