METZINGEN. Im Metzinger Rathaus ist man momentan nicht erfreut über das, was sich auf und vor allem an den Rändern der Großbaustelle zwischen der Florianstraße und dem Kiefernweg im Wohngebiet Neugreuth tut. Der Unmut der Verwaltung trifft dabei nicht das Bauprojekt der Wohnungsgesellschaft GWG Reutlingen, sondern die Art und Weise, wie der Stuttgarter Baukonzern Züblin die dortige Baustelle betreibt. Denn offensichtlich wurde die Grenze der Baustelle ausgedehnt: auf Grundstücke der Anwohner und auf das der städtischen Kita. Anschaulich für alle zu erkennen: Hinter dem Bauzaun befinden sich Bagger, Geräte und Bauarbeiter dort, wo sich vorher Kinder auf der Wiese und den Spielgeräten austobten.
Spielen ist für eine absehbare Zeit dort nicht mehr möglich. In einer Mitteilung aus dem Metzinger Rathaus, die dem GEA vorliegt, heißt es dazu recht behördlich: »Das städtische Grundstück wurde mit involviert. Der Außenbereich der Kita Neugreuth ist dadurch derzeit nicht nutzbar, da Bauzäune die Spielgeräte absperren. Die Zaunpfähle des Kindergartens wurden entfernt sowie ein junger Baum.« Weiter heißt es in der Stellungnahme: »Nach unserem Kenntnisstand geschah dies versehentlich. Die Stadt Metzingen ist mit der GWG hier im engen Austausch. Es wurden bereits Maßnahmen zur Schadensbegrenzung entwickelt und Lösungen vorgeschlagen.« Dies klingt nicht gerade danach, als wenn die Stadtverwaltung als Betreiber der Kita mit dem Stand der Dinge zufrieden ist, geschweige denn sich mit ihm abfinden will.

Als Bauherrin steht die GWG in der Verantwortung. Nicht nur für die 44 Wohnungen, die dort entstehen sollen, sondern auch für alles, was auf der Baustelle geschieht. Das Problem liegt bei der Reutlinger Wohnungsgesellschaft auf dem Tisch: »Bei der Kindertageseinrichtung (Florianstraße 61) kam es zu einem ungewollten Grundstücksübertritt«, heißt es aus der Firmenzentrale am Reutlinger Oskar-Kalbfell-Platz. Dem Schreiben nach soll es bald eine Lösung geben: »Zum Schutz der Kinder war der Außenbereich der Kindertageseinrichtung vorübergehend nicht zugänglich. Ab kommender Woche steht dieser Außenbereich jedoch wieder zur Verfügung.«
Eine Sprecherin von Züblin hingegen teilte im Gespräch mit dem GEA mit, verantwortlich für alles, was auf der Baustelle passiere, sei die Bauherrin GWG. Und wörtlich: »Die Firma Züblin legt Baugerät nur auf Flächen ab, wo die Bauherrin das vorsieht.« Die Stadt Metzingen als Träger der Kita war dem Vernehmen nach wegen des Vorgehens der Baufirma wohl ziemlich verärgert. Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh soll nach GEA-Informationen alles andere als »amused« gewesen sein.
Anwohner schalteten Polizei ein
Regelrecht erschreckt waren zuvor auch einige Anwohner im Mehrfamilienhaus im Kiefernweg, der unmittelbar an die Baustelle grenzt. Denn vor ihren Fenstern standen zuvor groß gewachsene, etwa fünfzig Jahre alte Bäume: »Als ich eines Morgens aus meinem Fenster sah, konnte ich meinen Augen nicht trauen«, sagte ein Anwohner dem GEA. Auf einmal habe er freie Sicht ins Wohnviertel gehabt, wo er doch lieber die bunten Herbstblätter der Bäume gesehen hätte.
Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will, war mit seiner Überraschung nicht alleine. Auch seine Nachbarn nahmen an: Hier kann etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Sie riefen sogar die Polizei, die auch tatsächlich anrückte und alles dokumentierte. Kurze Zeit später war auch die GWG im Bilde und versuchte sich in Schadensbegrenzung. Es gab ein Treffen mit allen Beteiligten und die GWG teilte hinterher mit: »Um Bedenken auszuräumen und Transparenz zu schaffen, wurde ein Vermessungsdienstleister beauftragt, der die korrekte Lage des Bauvorhabens bestätigt hat. Zur besseren Orientierung wurde der Grenzverlauf außerdem nochmals mittels Pflöcke markiert.« Mit anderen Worten: Laut GWG hat es keine Verschiebung der Grundstücksgrenzen gegeben und Bäume und Sträucher wurden ordnungsgemäß gefällt.
Auch wenn der GWG signalisiert wird, dass die Zeichen auf Entspannung stünden. Ob wirklich Frieden auf und an der größten Baustelle im Neugreuth einkehrt, dürfte sich erst in der Zukunft zeigen. (GEA)