METZINGEN. Der Tag von Katharina Dodik beginnt um sechs Uhr morgens mit einem Glas Wasser mit Zitrone. Nach einer Gesichtsmassage, Dehnungs- und Yogaübungen vor Rotlicht folgt die Eisdusche. Während andere sich müde aus dem Bett quälen, nachdem sie zum fünften Mal die Schlummertaste auf dem Wecker gedrückt haben, gibt sie sich fünf Sekunden um aufzustehen. Das klappt ohne Probleme, sagt die Metzingerin. Für ihr Morgenritual nimmt sie sich jeden Tag bis zu eineinhalb Stunden Zeit. Routinen sind ihr als Biohackerin wichtig. »Ich gehe immer zur gleichen Zeit ins Bett und stehe zur gleichen Zeit auch wieder auf.«
Der Trend zum Biohacking stammt ursprünglich aus den USA. Hinter dem Begriff verbirgt sich der Versuch, sich über den eigenen Lebensstil selbst zu optimieren. Es gehe darum, möglichst lange gesund alt zu werden, erklärt es Katharina Dodik. Dabei zählt nicht nur die Ernährung, sondern vor allem auch die Lebensweise mit viel Bewegung, sozialen Kontakten und Routinen.
Möglichst viel ans Tageslicht
Dodik bezeichnet sich selbst als »natürliche Biohackerin«. Sie versuche die Natur für sich zu nutzen. Dazu gehört, häufig ans Tageslicht zu gehen, möglichst Lebensmittel aus der Region zu verwenden, bewusst zu atmen und viel an der frischen Luft Sport zu treiben. »Das Basis-Biohacking« ist umsonst, sagt Dodik. Viel Geld für Nahrungsergänzungsmittel auszugeben, wie es bei anderen Biohackern durchaus üblich ist, lehnt sie für sich ab. Aber die junge Frau schaut genau hin, was sie zu sich nimmt. Und manches, von dem sie früher überzeugt war, hat sie wieder von ihrem Ernährungsplan gestrichen. Mittlerweile teilt sie ihr Wissen auch im Internet. Sie bezeichnet sich selbst als »Biohacking-Reporterin«, weil ihr der Begriff Influencerin nicht gefällt.
Aber weiter im Tagesablauf: Nach dem Morgenprogramm folgt das Frühstück. Im Müsli gibt es immer frisch gequetschte Haferflocken. Auch der Kaffee darf bei der Metzingerin nicht fehlen. »Ich freue mich auf mein Koffein am Morgen.« In Maßen sei Kaffee durchaus gesund, allerdings nur schwarz. Nachmittags folgt zeremonieller Kakao, eine Sorte, die sehr schonend geröstet wird. Nach 14 Uhr sind für Dodik alle koffeinhaltigen Getränke tabu. Sie trinkt dann nur noch Tee. Sehr geschätzt bei Biohackern ist Grüntee. Dem kann Dodik allerdings nichts abgewinnen. »Ich mag ihn einfach nicht.«
Drei Esslöffel Olivenöl am Tag
Drei feste Mahlzeiten am Tag, dazwischen keine Snacks, auch kein Kaugummi. Leinöl kommt morgens ins Müsli. Jeden Abend nimmt sie drei Esslöffel Olivenöl zu sich. Polyphenole seien in diesem Öl enthalten, erklärt Dodik. Allerdings nur, wenn das Öl bitter und scharf schmeckt. Im menschlichen Körper wirken sie entzündungshemmend. Biohacker wissen sehr genau über ihre Gesundheit Bescheid. Sie kontrollieren ihren Blutdruck und Puls. Regelmäßig lässt Dodik auch ihre Blutwerte überprüfen. Je nach Bedarf nimmt sie Eisen und Vitamin D als Ergänzung zu sich. Dazu kommen Magnesium, Omega3, Vitamin B12 und Safran-Kapseln.
Aber mit der Ernährung ist es noch lange nicht getan. Katharina Dodik bietet zusammen mit ihrem Partner David Bewegungskurse in der Natur an. Regelmäßig geht sie in Metzingen auf den Waldsportpfad, sonntags steigt sie ins Eisbad. Geht das alles nicht, weil sie beruflich als Model auf Reisen ist, macht sie zumindest Pilatesübungen im Hotelzimmer.
Brille gegen Blaulicht
Eine Stunde vor dem Einschlafen schaltet Dodik ihr Handy aus. Sollte es doch mal länger abends am Bildschirm werden, setzt sie ihre Brille auf, um sich gegen das Blaulicht zu schützen. Für einen guten Schlaf hat sie kürzlich die Technik des »Mouthtapings« entdeckt: Nachts klebt sie sich ein Tape auf den Mund. Das soll die Nasenatmung fördern. Außerdem schütze es die Zähne vor Karies und helfe nicht zuletzt gegen Schnarchen, erklärt Dodik. An den zugeklebten Mund bei Nacht habe sie sich schnell gewöhnt.
Es ist ein sehr kontrolliertes Leben, das die Metzingerin führt. Aber ist es auch ein gutes, glückliches Leben? Auf jeden Fall, sagt die Biohackerin. Seit sie sich intensiv um ihre Gesundheit kümmert, gehe es ihr wesentlich besser als zuvor. »Ich wusste gar nicht, wie gut ich schlafen kann«, erzählt Dodik. Während es für sie früher normal war, nachts immer wieder aufzuwachen, schläft sie heute in fünf Minuten ein und wacht erst morgens wieder auf. Auch ihre Stimmung sei sehr viel positiver, und sie habe mehr Energie.
Schmerzlich lernen musste Dodik und ihr Partner David Birgel allerdings, dass Biohacking nicht davor schützt, schwer zu erkranken. Bei Birgel war ein Tumor entdeckt worden, der auf einen Gendefekt zurückzuführen ist. Der Lebensstil war also nicht ausschlaggebend für die Erkrankung, sagt Dodik. Aber dafür habe er sich erstaunlich schnell wieder von der Operation regeneriert. Gelernt haben die beiden dabei aber auch, dass es nicht reicht, nur auf das eigene Körpergefühl zu hören. Entscheidend war in diesem Fall die frühzeitige Entdeckung der Krankheit. Birgel hat seine Erfahrung ganz offen in den sozialen Medien geteilt. Damit möglichst viele sich nicht nur ums Biohacking kümmern, sondern auch um Krebsvorsorge. (GEA)

