METZINGEN. Normalerweise könnte die Metzinger Kolpingsfamilie ihre Maultaschen innerhalb kürzester Zeit an Abholer verkaufen. Doch es geht nicht darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen, auch wenn der Hauptteil vom Erlös für die Aktion Lepra der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe Würzburg (DAHW) bestimmt ist.
Vielmehr geht es der Kolpingsfamilie außer der Spende darum, dass durch die Aktion Gemeinschaft gefördert wird und Solidarität gezeigt wird mit den »Aussätzigen«, wie Leprakranke früher genannt wurden. Jeweils 50 bis 60 ehrenamtliche Mitarbeiter aus Kolpingsfamilie, Kirchengemeinde, aber inzwischen auch andere Bürger machen an den Aktionstagen freudig mit, egal welchen Alters.
Teigexperten waren gefragt
Die einen organisieren und bereiten alles vor, andere sind in der Küche zuständig für Brühe und Salate, einige wechseln sich ab, um die Maultaschen im großen Kessel zu garen, nachdem ein großes Team die schwäbische Spezialität nach Kolpings-Familienrezept angefertigt hat. Dazu braucht es Teigexperten, die mit der alten Nudelmaschine den Nudelteig herstellen, andere haben die Füllung zubereitet. Nach dem Vorgaren müssen die Maultaschen abgeschreckt und getrocknet werden. Dazu werden sie auf langen Tischen ausgebreitet. Sonst würden sie zusammenkleben. Dieses Mal wurden dabei 7.254 Stück gezählt. Sonntags sind dann zunächst Frühaufsteher dran, die zuerst noch vor dem Morgengrauen die Kartoffeln aufsetzen, damit ab sieben Uhr gepellt und gerädelt werden kann, um den selbst gemachten Kartoffelsalat zuzubereiten. Parallel schnippeln andere Salat oder sind für die Brühe zuständig.
Schon lange vor elf Uhr bildet sich vor dem Bonifatiussaal eine große Warteschlange für den Straßenverkauf. »Die meisten Menschen bringen inzwischen ihre eigenen Behälter mit, die herkömmlichen Plastiktüten haben wir aus Nachhaltigkeitsgründen abgeschafft und dafür von einem Start-up-Unternehmen nachhaltige Verpackungen gekauft«, so Oliver Schnepf von der Kolpingsfamilie. So kann jeder auch spontan eine oder mehrere Portionen mit nach Hause nehmen, zum Beispiel für Angehörige und Freunde, die nicht mehr gut zu Fuß sind, aber sonst immer zum gemütlichen Maultaschen-essen in den Bonifatiussaal kamen.
Da treffen sich die Menschen gerne zum gemeinsamen Essen, plaudern miteinander und genießen die familiäre Atmosphäre. Schnäppchen finden viele dazu beim qualitativ hochwertig bestückten Flohmarkt im Eingangsbereich, den es jeweils bei der Januaraktion zum Welt-Lepra-Tag gibt.
Der Hauptteil der Erlöse aus den Maultaschenaktionen ist nach wie vor für die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg bestimmt, die sich weltweit dafür engagiert, Lepra und Tuberkulose zu besiegen um Menschen, darunter auch viele Kinder, vor dem sicheren Tod zu retten und ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.
Unterstützung einer Leprastation
Ein Teil der Erlöse geht durch persönlichen Kontakt direkt nach Brasilien an die Leprastation. Außerdem unterstützt die Kolpingsfamilie seit Jahren kleine soziale Projekte in und um Metzingen, die sonst kaum mit Spenden bedacht werden, bei denen man viel erreichen kann mit relativ wenig Geld mit Beträgen von 500 bis 1.000 Euro. »Wer uns überzeugt mit seiner Projektidee«, so Schnepf auf die Frage, welche Voraussetzungen Spendenempfänger erfüllen müssen.
Das alles ist nur möglich, weil viele Ehrenamtliche aus Nächstenliebe gerne helfen. Doch die Kolpingsfamilie hat noch viel mehr zu bieten, außer den Maultaschenaktionen von der Theatergruppe bis zu Bildungsreisen. Mehr Informationen dazu gibt es online. (mar)
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