BAD URACH. Die Kritik ist glasklar. »Der Fahrplan ist nicht einhaltbar«, sagt Carmen Scheinost. Die Bad Uracherin meint die Stadtbuslinie 108 zwischen dem Hans-Reyhing-Weg und dem Busbahnhof. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2022 müsse der Stadtbus diese Strecke in sechs Minuten zurückgelegt haben, berichtet Scheinost, die im Gebiet nahe des Hans-Reyhing-Wegs wohnt. Sie ist auf den Bus angewiesen und hat dem GEA ihr Leid mit den neuen Fahrzeiten geklagt. Leid, das sie nach eigenen Angaben mit vielen anderen Bewohnern des Gebiets teilt. »Mit dem Auto braucht man zwölf Minuten für die Strecke«, hat Scheinost ermittelt, »es ist immer Verkehr.« Die Busfahrer sollen es in der Hälfte der Zeit schaffen, obwohl sie unterwegs immer wieder anhalten. »Manche Haltestellen werden laut Fahrplan in derselben Minute bedient.« Etwa die an der Amanduskirche und am Busbahnhof, die freilich kaum mehr als 200 Meter voneinander entfernt liegen.
Busse wenden teilweise vorzeitig
»Manche Busfahrer fahren wie die gesenkten Säue, um die Fahrzeiten einzuhalten«, hat die Stadtbusgefrustete beobachtet. Und auch, dass Busse so stark verspätet waren, dass sie zwar das strategisch wichtige Kurgebiet angefahren, vor dem Wohngebiet um den Hans-Reyhing-Weg aber vorzeitig gewendet haben, um wieder in die planmäßige Abfahrtzeit für die Rückfahrt zu kommen. »Das ist das Hauptproblem: Immer wieder fahren Busse überhaupt nicht.« Bis Dezember 2022 sei alles viel entspannter gewesen. »Vor dem Fahrplanwechsel hatte ich nie Probleme«, blickt Carmen Scheinost zurück. Seither ist aber der Wurm drin. Nicht nur bei ihr.
Bei den Stadtwerken Bad Urach, die die Linie 108 verantworten, hat Scheinost ihr Anliegen vorgetragen. Es gab einen gemeinsamen Termin auch mit Vertretern des Busunternehmens Bottenschein, das von den Stadtwerken mit dem Betrieb der Stadtbuslinie beauftragt wurde. Die missliche Lage ist geblieben. Sie wird von der Stadtwerkespitze auch gar nicht bestritten. »Das Thema ist bekannt. Wir sind dabei, ihm nachzugehen«, sagt Andreas Henger, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Bad Urach, auf GEA-Anfrage, »wir werden selbst prüfen, ob der Fahrplan so stimmt oder nicht.« Hengers Stellvertreter Jan Heidemann macht die Möglichkeiten und Grenzen der Stadtwerke deutlich. »Den Fahrplan entwirft ein Dienstleister der Firma Bottenschein, der dabei auch die Fahrzeiten anderer Buslinien und der Ermstalbahn matchen muss«, erläutert er.
Auf Fahrplan der Ermstalbahn abgestimmt
Die Ermstalbahn Metzingen - Bad Urach kommt seit Dezember 2022 ein paar Minuten später als zuvor in der Kurstadt an und fährt entsprechend später auch wieder zurück in die Kelternstadt. Auf diese Züge sind die Stadt- und Regionalbuslinien abgestimmt. Aber müssen deshalb Menschen aus einem großen Uracher Wohngebiet in die Röhre gucken? Das will weder Carmen Scheinost noch die Leitung der Stadtwerke. »Unsere Aufgabe ist es, die Beschwerden aufzunehmen, zu prüfen und das bestmögliche Ergebnis zu erreichen«, sagt Jan Heidemann. In diesem Sinn können die Stadtwerke Bad Urach auf den Busbetreiber und dieser wiederum auf den fahrplangestaltenden Dienstleister einwirken. Mitte Dezember ist wieder Fahrplanwechsel. Dann wird sich herausstellen, ob Scheinosts Beschwerden zu einer Verbesserung geführt haben wird: zu einer Entspannung der Stadtbus-Fahrzeiten, die wieder mehr Einwohnern ein zuverlässigeres Busangebot ermöglicht. (GEA)