»«Er wollte das Geschäft machen. Er hat das Gespräch darauf gebracht»«Im Zuge des Deals wurden Mitte März, unter Mitwirkung von verdeckten Ermittlern, insgesamt fünf Männer in Metzingen und Kassel verhaftet. Die Drogenpakete im Wert von rund 100 000 Euro wurden beim Zugriff auf einem Metzinger Parkplatz sichergestellt.
Eggsteins Beweisantrag folgte am Freitag der Erklärung eines zuletzt in Spanien lebenden Angeklagten, der sich erstmals zu den Vorwürfen äußerte und damit seine Version zu den Anfängen des Deals beisteuerte. Er will eben jenen »Remo« Anfang des Jahres zufällig in einem Einkaufszentrum im spanischen Malaga getroffen haben.
Wegen einiger Reparaturen an seinem Ferienhaus schon jahrelang befreundet, habe er dem in der Schweiz lebenden Urlauber bei einer Tasse Kaffee seine missliche, finanzielle Lage und die der spanischen Baubranche geklagt. Bei einem späteren Telefonat, habe ihn »Remo« schließlich gefragt, ob er Amphetamin für den deutschen Markt beschaffen könne.
Er brauche es dringend, und auch für ihn würde es sich lohnen. Ein Verdienst von 10 000 Euro sei im Raum gestanden. »Er wollte das Geschäft machen. Er hat das Gespräch drauf gebracht«, so der Angeklagte über »Remo«, der schon davor für Drogengeschäfte bekannt gewesen sei. Nachdem er sich an die Freundschaft an einen heute Mitangeklagten erinnert und damit die Quelle der Drogen erschlossen habe, folgten mehrere Treffen.
Um den organisatorischen Ablauf des Deals ging es unter anderem in einem Metzinger Hotel, in Mannheim oder in Filderstadt. Mit am Tisch saßen nun auch die vermeintlichen Kaufinteressenten: die verdeckt operierenden Ermittler des LKA. Auch sie sagten bereits vor der 1. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richter Ulrich Polachowski aus. Das aber, zum Schutz ihrer Identität, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
"Remos Rolle hat erhebliche Bedeutung für das Verfahren" "Ob sie überhaupt aktiv geworden wären, ohne das Zutun von »Remo«, dahinter setzte Eggstein jetzt ein Fragezeichen. Mit der Befragung des LKA-Kontaktmanns will er nun weitere Details zur Anbahnung des Drogengeschäfts erfahren. Klären will er insbesondere, inwieweit erst durch »Remo« selbst das Geschäft »im eigenen Interesse« initiiert worden ist. Hätte eine solche Tatprovokation doch »erhebliche Bedeutung für das Verfahren«, so Eggsteins Begründung eines Antrags, der für viele Prozessteilnehmer überraschend kam.
Noch ist unklar, ob »Remo« der Kammer persönlich oder per Videoschalte Antwort und Rede stehen wird. Zunächst muss die Kammer über den Antrag der Verteidigung entscheiden. Aber selbst wenn sie den Beweisantrag durchwinkt, dürfte es schwerfallen, den Mann ausfindig zu machen, merkte Staatsanwalt Nicolaus Wegele an. An eine Tatprovokation glaubt er ohnehin nicht, so seine erste Stellungnahme.
Gleichwohl hat die Kammer vorsichtshalber neue Verhandlungstermine anberaumt. Sie reichen bis Mitte Januar. Zeit auch, um über Anträge zu entscheiden, die ein Mitangeklagter auf eigene Faust einreichte. Er beantragte unter anderem die Einstellung des Verfahrens. Bereits zuvor scheiterte er mit zwei Befangenheitsanträgen gegen die Kammer und das Gericht. (GEA)