METZINGEN-GLEMS. Der Glemser Chor »Fortissimo« hat am Samstag in der Otto-Single-Halle Frühlingslaune verbreitet, entsprechend dem Motto des Abends »spring to life«. In dem ersten großen Frühjahrskonzert unter Leitung der neuen Dirigentin Stefanie Schmid präsentierte sich der Chor selbstbewusst, fröhlich und mit Liedern, die mit guten Erinnerungen verbunden sind.
Schon der Anfang war schwungvoll, denn die Sängerinnen und Sänger kamen mit nahezu tänzelnden Schritten mitten durch das Publikum auf die Bühne und waren dabei schon optisch Frühlingsboten mit ihrer bunten Kleidung in Frühlingsfarben statt im klassischen Einheitslook.
Zarte Pastelltöne symbolisierten das »Frühlingserwachen« bis hin zu etwas kräftigeren Tönen für das Aufblühen, das auch auf den Chor zutrifft. Der bot bewusst kein titelmäßiges Frühlingslieder-Programm, sondern ein Selbstporträt des Erwachens und Wachsens nach einer Ruhepause.
Suche hat sich gelohnt
Die intensive Suche nach einer Nachfolgerin für die damalige Chorleiterin hat sich gelohnt, denn mit Stefanie Schmid haben die Glemser Glück gehabt.
»Ich wollte nach Corona eigentlich den Schwerpunkt anders setzen als auf Chorleitung, aber dieser Chor hat mich interessiert, weil er einen Neuanfang machen wollte«, so die Musikerin, die mit dem Chor ein schwungvolles Repertoire für das erste große Frühjahrskonzert erarbeitet hat. Basis dafür war eine Wunschliste mit »Fortissimo«. Lieblingsmelodien und Gedanken der Chormitglieder dazu. Die hatte Helga Füllemann, die durch das Programm führte, abgefragt und dabei vielfältige Antworten erhalten. Das Ganze ergab ein musikalisches Seelenbild des Chores. Eine Sängerin hat »Please, Mr. Postman« von den Marvelettes, später als Coverversion von den Carpenters und den Beatles, als Lieblingslied, weil »in der jetzigen Zeit, im Zeitalter von Social Media, immer weniger handgeschriebene Briefe verschickt werden«. Sie selbst aber ist eine passionierte Briefeschreiberin und freut sich über jeden persönlichen Brief. Eine Mitsängerin mag das Lied besonders, weil ihr Vater 40 Jahre bei der Post war, ihr »Mr. Postman Nr 1« ist. »Thank you for the music« von ABBA wurde gewünscht mit der Frage: »Was wären wir ohne Musik«? Musik könne Erinnerungen festhalten, glücklich oder traurig machen und Menschen untereinander verbinden. »Musik hat eine eigene Seele.«
»Solange man träumen noch leben kann« von der Münchner Freiheit, trifft wohl auf den Chor besonders zu, denn trotz Auflösung des gemischten Chores und vor allem des 1897 gegründeten Männerchors setzt »Fortissimo« die Tradition des Gesangvereins Glems fort, frei nach der Liedzeile »versuchen wir es wieder – so lang man Träume noch Leben kann«.
Dazu passte auch »Wunder geschehen«, ein Lied über unerwartete Wendungen im Leben, das Mut macht in dunklen Zeiten nicht aufzugeben. »Open Arms«, übersetzt »offene Arme«, von »Journey« ist eher unbekannt im Chor gewesen, ist zwar ein Liebeslied über Geborgenheit, aber ein Sänger denkt dabei auch an eine spanische Rettungsorganisation, deren Schiff »Open arms« heißt, das Flüchtlinge auf See an Bord nimmt.
Elvis Presleys Songs erinnern ein Chormitglied an die Gymnasialzeit in ihrer Heimat Korea, so wie jeder Titel eine besondere Bedeutung für die Mitglieder hatte, mit den die Funken der Erinnerung auch im Publikum zündeten. »Gute Nacht, Freunde«, von Reinhard Mey, war ein passender Schlusstitel, allerdings nicht das Ende des stimmigen Abends, denn nach der geforderten Zugabe folgte noch das gemütliche Beisammensein. (mar)