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Früher Veranstaltungen für Metzingen organisiert, heute Kulturschaffende in Kirchheim

Wie die 44-Jährige durch die unsichere Corona-Zeit gekommen ist und was die Vollblut-Kulturschaffende inzwischen so alles stemmt.

Seit zehn Jahren machen Sandra Linsenmayer und Hans-Rainer Selig als Duo SaHaRa  zusammen Musik.
Seit zehn Jahren machen Sandra Linsenmayer und Hans-Rainer Selig als Duo SaHaRa zusammen Musik. Foto: Manfred Schreiber
Seit zehn Jahren machen Sandra Linsenmayer und Hans-Rainer Selig als Duo SaHaRa zusammen Musik.
Foto: Manfred Schreiber

METZINGEN. Sie ist ein Quirl. Eine Optimistin. Eine Frau, die nicht stehenbleibt, sondern immer nach vorne geht. Auch wenn es mal schwierig wird. Sandra Linsenmayer hat auch während der Corona-Krise ihre Wege gefunden. Damals hat sie zunächst noch für den Veranstaltungsring Metzingen gearbeitet. Konzerte organisiert, Theater-Ensembles in die Kelternstadt gezogen, Lesungen gestrickt. Alles für die Hochkultur in der Stadthalle.

Dann sagte der Staat alle Kultur-Events ab und legte das gesamtgesellschaftliche Leben in großen Teilen lahm, um die Ausbreitung der gefährlichen Viren zu bremsen. Im VRM-Büro hing Linsenmayer mit ihrer 50-Prozent-Stelle in Kurzarbeit. »Verzweifelte Künstler haben angerufen«, schildert die aus Dettingen Stammende und seit xx Jahren in Kohlberg Lebende den Ernst der Lage in der Kultur: Viele kämpften um ihre finanzielle Existenz.

»Ich habe Klamotten aus Albmerino-Schafwolle verkauft«

Sie selbst hat die berufliche Existenz gewechselt. Weil sie sich mit einigen aus dem VRM nicht verstanden hat, hat sie ihren Job als Kulturmanagerin beim VRM auf Ende 2020 gekündigt. In völlig ungewisser Zeit. »Ich wusste nicht, wie es weitergeht.«

Auch ihre Engagements als Kulturschaffende lagen während der Lockdowns auf Eis: die Auftritte als Sängerin im Duo SaHaRa mit Hans-Rainer Selig, mit dem sie seit zehn Jahren auf der Bühne steht; das andere Duo mit Luis Aranello; ihre Stadtführungen durch Metzingen, Bad Urach, Münsingen oder Nürtingen, dort »auf Frauenspuren«; die Märchenlesestunden und die Stimm-Workshops.

»Oft kommt die Rückmeldung: Du fehlst!«

Ein knappes Jahr hat die Kohlbergerin im Albgut Münsingen ihre Brötchen verdient. »Ich habe Klamotten aus Albmerino-Schafwolle verkauft.« Flexibel muss man sein. Edith Koschwitz, eine kunstschaffende Freundin aus den dortigen Ausstellungsräumen im BT-24-Gebäude, hatte den Weg ins ehemalige Alte Lager des Militärs gebahnt.

Ende 2021 ging es für Sandra Linsenmayer zurück ins Tal. »Zufällig ist die Stelle beim Stadtmarketing Kirchheim/Teck aufgeploppt«, erzählt sie. Erstmal nur für drei bis vier Monate. Das große Stadtfest im Sommer war zu organisieren, kleinere Aktionen standen an. Insgesamt zu wenig für sie. »Es war mir zu oberflächlich. Ich wollte wieder Kulturprogramm machen - wie beim Veranstaltungsring.«

Bis Ende 2020 war Sandra Linsenmayer Kulturmanagerin beim  Veranstaltungsring Metzingen - hier vor dem VRM-Büro in der Hindenbur
Bis Ende 2020 war Sandra Linsenmayer Kulturmanagerin beim Veranstaltungsring Metzingen - hier vor dem VRM-Büro in der Hindenburgstraße 6. Foto: Markus Pfisterer
Bis Ende 2020 war Sandra Linsenmayer Kulturmanagerin beim Veranstaltungsring Metzingen - hier vor dem VRM-Büro in der Hindenburgstraße 6.
Foto: Markus Pfisterer

Zu dessen langjährigem Vorsitzenden Konrad Kramer, der das Amt im Juli 2021 altersbedingt abgegeben hat, Linsenmayer nach wie vor einen guten Draht hat. Nachdem die VRM-Aktiven, mit denen es nicht gestimmt hat, ebenfalls aus ihren Ämtern sind, hat sich ihr Verhältnis zum Veranstaltungsring entspannt. »Ich werde wiederkommen und unterstütze ihn.« Zum Beispiel mit einer bezahlten Anzeige für ein Konzert, in dem sie selbst mitsingt.

Aber auch zum Kulturforum Metzingen um seinen Vorsitzenden Dr. Harald Hug und die emsige Programmmacherin Susanne Hoppenkamps pflegt Sandra Linsenmayer enge Kontakte. »Oft kommt die Rückmeldung: Du fehlst.« Auch auf der Straße wird sie in der Kelternstadt schnell erkannt. Nach ihrem Gespräch mit dem GEA lief sie vor der Redaktion am Kelternplatz einer Bekannten in die Arme. »Sandra - bist Du auch mal wieder da!«, rief die erfreut aus.

»Ich werde wiederkommen und unterstütze den Veranstaltungsring«

Lebten die Kontakte zu den Metzingern also wieder, hat Linsenmayer die Stadtführungen hier nicht wieder aufgenommen. »Metzingen war eine der zögerlichsten Städte.« Auch nicht in Nürtingen. »Die Gruppe, die die Führungen organisiert hat, wurde 2024 altershalber aufgelöst. Die Leiterin war 84.« Die Musik aber lebt. Stimmbildung betreibt die Allrounderin inzwischen auch in der Salzgrotte in Dettingen. Musikalische Früherziehung von Kindern hat sie beruflich schätzen und an zwei Musikschulen auf Honorarbasis anwenden gelernt.

Ihre Wunschstelle als Kulturplanerin bei der Stadt Kirchheim sollte zunächst intern anders besetzt werden. Dann ging die große Tür in ihrer noch jungen Arbeitsstadt für die Kohlbergerin aber doch noch auf: Zunächst als Krankheitsvertretung engagiert, darf Sandra Linsenmayer seit November unbefristet Kulturprogramm machen. Ganz ähnlich wie einst in Metzingen beim Veranstaltungsring.

»Bei der Dettinger Sportlerehrung haben wir drei Lieder performt«

Auch in ihrem Privatleben dreht sich viel um die Kultur. Ihr Mann Philipp, mit dem sie seit 2006 verheiratet ist, ist Heavy-Metal-Fan. Ihren musikalischen Partner und Gitarristen Hans-Rainer Selig hat die einstige Hochzeitssängerin auch in einem Rockkonzert getroffen, mit der Band Saxon: im Longhorn LKA in Stuttgart-Wangen. »Hans ist groß und konnte alle Infos sehen.« Und ihr vorlesen.

Sie tauschten die Visitenkarten. »Zwei Wochen später hat er angerufen.« Schnell war das Duo gegründet. Anfangs noch als Partyband Sandra & Friends »Bei der Dettinger Sportlerehrung haben wir drei Lieder performt.« Am Freitag gastieren sie als SaHaRa in Metzingen. Sandra Linsenmayers vieljähriger beruflicher Heimat. Als Kulturplanerin und Bühnen-Aktive. (GEA)

10 Jahre SaHaRa - Konzert im Kulturforum

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihres Duos SaHaRa treten Sandra Linsenmayer als Sängerin und Hans-Rainer Selig an der Gitarre am Freitag, 7. Februar, im Kulturforum Metzingen auf. Das vertraute Duo wird unterstützt durch Gerald Schmitt am Bass, Luis F. Aranello an weiteren Gitarren und Marion M. Wetzel am Schlagzeug. Der Eintritt ist frei. Spenden werden für bedürftige Musikerinnen und Musiker gesammelt. Das Konzert beginnt um 19 Uhr. (pfi)