PLIEZHAUSEN. Ein großer Erfolg für alle Beteiligten? »Das müssen wir dann noch sehen«, sagte Gabi Egerer-Huschka von der Fleischerei Schneider. Die Fachverkäuferin vertrat eine der 20 Firmen, Schulen und Institutionen, die am Dienstag in Pliezhausen beim »Matchday« nach Fachkräften suchten.
Svenja Hentschel und Stefan Rechthaler vom Reutlinger Kreisamt für Migration und Integration hatten Geflüchtete und Migranten mit der Jobmesse angesprochen. Fachkräfte werden momentan in manchen Bereichen händeringend gesucht – auch wenn einige Firmen aufgrund der Rezession sehr zurückhaltend seien, wie Rechthaler betonte.
200 Geflüchtete zeigen Interesse
Aber es gibt andere Beispiele: Die Metzgerei Schneider etwa sucht Fachkräfte und Azubi. »Das sind ja lauter ganz liebe Leute hier«, freute sich die Egerer-Huschka über das große Interesse von rund 200 Geflüchteten. Die Fleischereifachverkäuferin habe alle Namen der Interessierten notiert, »Voraussetzung ist aber, dass sie gut Deutsch können«. Weil sowohl im Verkauf wie auch in der Produktion Sprachkenntnisse erforderlich seien.
Ähnlich ergeht es auch den zahlreichen anderen Branchen, die vertreten waren. Burkhard Mülln etwa, der mit seiner Fahrschule Fahrlehrer sucht. Vom Pkw- über Lkw- und Busführerscheine, bis hin zu Bedienerscheinen für Kräne – alles könne man bei ihm ablegen. »Wir suchen ständig nach Mitarbeitern«, sagte Mülln.
Wo weniger Sprachkenntnisse als vielmehr Muskeln gefragt sind, ist bei der Firma »Natural Gums« in Mittelstadt. Das Großunternehmen sucht für die Vormischungen für Hunde- und Katzen-Nassfutter, die in alle Welt geliefert werden, vor allem kräftige Männer. So welche wie Essoham Sansan. »Ich bin schon zehn Jahre bei der Firma, bin jetzt Teamleiter«, sagte der muskulöse große Mann. Angefangen hatte er aber, indem er 25 Kilo schwere Säcke durch die Gegend wuchtete. »Wer dort arbeitet, muss nicht mehr ins Fitnesscenter«, sagte Sansan und lachte.
Pflege ist stark gefragt
Die Pflege war stark nachgefragt beim »Matchday« in Pliezhausen. »Bei mir waren in der vergangenen Stunde rund 30 Personen, die sich für die Pflege interessierten«, sagte Anna Sonnemann, die als Diakonin für die Asylarbeit beim »Matchday« eher eine koordinierende Funktion in der Gemeindehalle übernahm. Ebenso wie das Ausländeramt und die Agentur für Arbeit, die grundsätzliche Fragen klärten.
»Viele der Interessierten wollen eine Ausbildung machen«, so Sonnemann. »Wir suchen Arbeit«, sagten unvermittelt wie zur Bestätigung vier junge Männer zu der Diakonin. Wie denn ihre Sprachkenntnisse seien, fragte Sonnemann. B1 und A2 sagten zwei der Männer. Die Diakonin vermittelte weiter, in Richtung Bruderhaus-Diakonie oder auch zur Akademie für Gesundheit und Soziales.
Dort trafen die Männer auf den Lehrer Thomas Ostheim: »Wir bilden Altenpflegehelferinnen und -helfer aus, mit Deutschförderung, und auch Pflegefachfrauen und -männer.« Eine der Schülerinnen war Alexandrine Razafindsanito: Sie kam vor zwei Jahren aus Madagaskar nach Deutschland, will nach der zweijährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin auch noch die dreijährige Pflegefachfrau absolvieren.
Aus Syrien geflüchtet
Wael Alsade sucht für den Betrieb seines Onkels Hassan Aldeeri Polsterer. Alsade, der den deutschen Pass hat, ist ebenso wie Aldeeri vor fast zehn Jahren als geflüchteter Syrer nach Deutschland gekommen. Die Polsterei haben sie in Pliezhausen gemeinsam aufgebaut. »Die Situation gerade ist ganz schwierig für Syrer, die jetzt nach Deutschland kommen«, betonte Alsade. Die negative Stimmung gegenüber Geflüchteten gefalle ihm gar nicht. Dass manche seiner Landsleute Angst haben vor Abschiebung, wundert ihn nicht.
»Wir wollen mit der Jobmesse ein Zeichen setzen«, betonte deshalb Rechthaler. »90 Prozent der Geflüchteten, die herkommen wollen arbeiten, der Rest sind Kinder«, sagte der »Jobmentor«. Dabei wisse er natürlich, dass nicht nur Engel nach Deutschland kommen. »Aber man muss doch was gegen die miese Stimmung im Land tun – und die Jobmesse zeigt eindeutig, dass Geflüchtete arbeiten wollen.« (GEA)
Angebote des Kreisamts für Integration
Nach den Worten von Svenja Hentschel biete das Kreisamt für Integration neben den Sprachkursen eben die vierteljährlichen Jobmessen in unterschiedlichen Kommunen an. Seit vielen Jahren bemühen sich die Mitarbeiter, Geflüchtete schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hinzu komme eine psychologische Koordinierungsstelle – die sei für Geflüchtete in den vorläufigen Unterbringungen da und vermittle beispielsweise zu weiteren Beratungsstellen oder auch in sozialpsychiatrische Kliniken.