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Aktuell Übung

Feuerwehr Erkenbrechtsweiler: Rettung aus Höhen und Tiefen

Berufsfeuerwehr Stuttgart im Einsatz am Heidengrabenturm in Erkenbrechtsweiler mit Hubschrauber

ERKENBRECHTSWEILER. Für Menschen, denen schon beim Ersteigen eines Stuhles schwindlig wird, ist dieser Job definitiv nichts: Gemeint ist der eines Höhenretters bei der Berufsfeuerwehr Stuttgart. Die übten am gestrigen Donnerstag beim Parkplatz Hochholz auf Erkenbrechtsweiler Gemarkung, wo sich der Heidengrabenturm über die Schwäbische Alb erhebt.

Abtransportieren von »verletzten« Personen von der Turmplattform in 18 Metern Höhe mit einem Helikopter der Polizei lautete die Aufgabe. Weitere Stationen waren das Schotterwerk Jakob Bauer und der dortige Steinbruch. Der Turm zum ersten Mal in die Übung mit einbezogen. Werbewirksam hat dies die Leiterin der Geschäftsstelle des Heidengrabenzentrums, Tanja Breitenbücher, ermöglicht, die wie der Erkenbrechtsweiler Bürgermeister Roman Weiß vor Ort war.

»Die Einsatzgebiete der Höhenretter im Gegensatz zu der Bergwacht sind im urbanen Bereich«

Nur wenige Spaziergänger, die trotz sieben Grad Außentemperatur zum Spaziergang unterwegs waren, konnten das Schauspiel mitverfolgen. Ganz Unrecht war es der Höhenrettungsgruppe um Ausbilder Andreas Leffler nicht, dass kaum Schaulustige die einmal jährlich durchgeführte Übung mit dem Hubschrauber verfolgten. So konnte das Team der 15 Höhenretter oder Air-Rescue-Spezialisten wie es neudeutsch heißt in Ruhe arbeiten.

Die Höhenrettungsgruppe ist eine Spezialeinheit der Berufsfeuerwehr Stuttgart mit Sitz in Degerloch für Rettungseinsätze aus Höhen und Tiefen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1998 leistet sie laut Leffler schnelle und präzise Hilfe bei schwierigen Rettungssituationen und bringt durch ihre Stationierung auf der Feuer‐ und Rettungswache 5 auch die medizinische Expertise mit ein.

"Die Einsatzgebiete der Höhenretter im Gegensatz zu unserer Konkurrenz der Bergwacht sind im urbanen Bereich», sagt Leffler. Gemeint sind Industrieanlagen, Häuserdächer, schwer zugängliche Bereiche, Hochhäuser, ein Baukran in Holzgerlingen, wo der Kranführer einen Herzinfarkt erlitt oder wie hier ein Aussichtsturm. «Allerdings werde das Einsatzteam erst gerufen, wenn alle anderen Rettung smöglichkeiten nicht machbar sind", sagt Andreas Leffler. "Also zunächst wird die örtliche Feuerwehr gerufen, die mit ihren Möglichkeiten: Abseilen der verunglückten Person oder Retten mit Hilfe einer Drehleiter nicht funktionieren", betont er.

»Nach einem Alarmruf fahren wir von Degerloch zum Flughafen«

Schließlich ist eine Hubschrauberrettung die teuerste und letzte Alternative. »Nach einem Alarmruf fahren wir von Degerloch zum Flughafen, wo die Hubschrauberstaffel der Polizei Baden-Württemberg stationiert ist und starten von da zum Zielgebiet. Bei zehn Fahr- und zehn Flugminuten wären wir nach 20 Minuten an der Unfallstelle«, betont Leffler.

Mit einer Lagebesprechung ging es um 9.45 Uhr los, dann startete der Hubschrauber, um nach einer kurzen Platzrunde einzuschweben und den ersten Höhenretter mittels Winde vom Boden hochzuziehen. Bei mehreren Flügen hin und her zwischen Schotterwerk Bauer, Steinbruch und Turm wurde das Aufnehmen und Absetzen trainiert.

Spannend wurde es als es darum ging, den Höhenretter auf dem 18 Meter hohen Turm abzusetzen, sodass er den dortigen »Verletzten« aufnehmen konnte und zu zweit der Rücktransport zum Schotterwerk Bauer erfolgte. Nach einer Pizza-Pause der Höhenretter war dann am Nachmittag Übungseinheiten mit einem Luftrettungssack angesetzt, in denen der Verletzte samt Retter via Helikopter geborgen wird.

»Das war im Katastrophengebiet im Ahrtal nach dem Hochwasser«

Für Andreas Leffler ist die Übung sein letzter Einsatz. Er geht zum 31. März in den Ruhestand. An seinen spektakulärsten Einsatz in seiner Berufslaufbahn erinnert er sich sofort. »Das war im Katastrophengebiet im Ahrtal nach dem Hochwasser. Damals waren wir an vier Tagen im Einsatz und haben 38 Menschen von den Dächern ihrer Häuser gerettet, das vergisst man nie«, so der Höhenretter. (GEA)