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Aktuell KOMMENTAR

Fest des Schulsports

Jugend trainiert für Olympia Pliezhausen

Foto: Axel Grundler
Foto: Axel Grundler

Über Jahrzehnte hat »Jugend trainiert für Olympia« in Pliezhausen Schüler, Lehrer und Organisatoren begeistert. Mit großem Einsatz von allen Seiten wurde hier ein Fest des Schulsports zelebriert. Dass jetzt das »Aus« der beliebten Veranstaltung durch den (zu) hohen Einsatz der vier Organisatoren begründet ist, mag bedauerlich sein, war letztlich aber nicht mehr zu verhindern. Das Quartett hat über viele Jahre ein weit überdurchschnittliches Engagement an den Tag gelegt, das in heutigen Zeiten so nicht mehr üblich ist. Jahr für Jahr an drei Tagen über 2.000 Teilnehmer aus rund 100 Schulen organisatorisch zu bewältigen, verdient größte Anerkennung.

Worin liegt der Wert der Pliezhäuser Vorzeigeveranstaltung und »Jugend trainiert« allgemein?

»Hier lag meine Chance, mich sportlich auszuprobieren, mein Talent zu entfalten«, beschrieb der Reutlinger Judo-Olympiasieger Ole Bischof am Ende seiner Karriere die Initialzündung in der »Jugend trainiert«-Teilnahme mit Teams im Reutlinger BZN-Gymnasium.

»Jugend trainiert hat mich zum Sport gebracht und nie wieder los gelassen«, bewertet Martin Schall, späterer Zweitliga-Basketballer in Tübingen und Schulleiter an der Geschwister Scholl-Schule, seine Erfahrungen mit dem Schulsportwettbewerb, nachdem er mit seinen Kindern und unzähligen GSS-Teams immer wieder auch in Pliezhausen dabei war. »Dies war prägend fürs Leben«, sagt Schall im Nachhinein.

Spitzensportler wie Boris Becker, Olympiasieger Michael Groß, Hochspringerin Heike Henkel, Basketballer Dirk Nowitzki oder Schwimmerin Franziska von Almsick haben allesamt an »Jugend trainiert« teilgenommen. Doch nicht die Spitze des »Eisbergs« steht für den Erfolg des Wettbewerbs. Die jährlich 800.000 Teilnehmer bundesweit bildeten immer die Basis. Wer die Szenerie im Schönbuchstadion bei der Siegerehrung nach einem siebenstündigen Wettkampftag erlebt hat, konnte hier den Geist der Veranstaltung erkennen, wenn Hunderte auf dem Rasen des Schönbuchstadions auf ihre Platzierungen gewartet haben. Es ist ein Team-Wettbewerb, bei dem bis zu zwölf Schülerinnen oder Schüler zusammen siegen oder verlieren, immer mit hoher Identifikation für ihre Schule und größtem Einsatz, egal ob für Grundschulen, Gymnasien Gemeinschaftsschulen. Es ist auch ein soziales Lernfeld. Natürlich ist der Jubel bei denen, die sich fürs Landesfinale qualifizieren, besonders groß. Den Weg von Pliezhausen ins Bundesfinale nach Berlin haben jährlich maximal zwei Teams geschafft, kaum ein Prozent der teilnehmenden Teams.

Wetteifern, sich vergleichen, nach Leistung streben sind die tiefergreifenden Werte. In der Wirtschaft, der Kultur, der Musik, im erzieherischen Bereich und auch im Sport sind sie unverzichtbar. Im Zeitalter einer explodierenden Digitalisierung und Medienlandschaft, deren negativen Wirkungen auf das Bewegungsverhalten und die körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen offensichtlich ist, war Pliezhausen eine Veranstaltung mit hohem Aktivierungspotenzial. Ganz viele Schüler haben über mehrere Jahre nicht nur einmal teilgenommen, sie waren kontinuierlich in Bewegung. Eine bessere Alternative gab es nie. Ob der Übergang der Veranstaltung nach Tübingen und Pfullingen klappen wird, hängt davon ab, ob die Schulverwaltung die Rahmenbedingungen schaffen kann.