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Für die Nachwelt erhalten

WANNWEIL. Der Weg zu Botho Wall-dorfs Arbeitsplatz führt in den Keller. Von den lichtdurchfluteten Gängen des Wannweiler Rathauses in den dunklen Untergrund. Dort am ehemaligen Ratstisch von 1939 sortiert und katalogisiert er ehrenamtlich das Gedächtnis der Gemeinde. Gelagert in großen Regalen, für die Nachwelt verpackt und registriert. »Alles, was nicht katalogisiert ist, ist nichts mehr wert« sagt Botho Walldorf.

Das Lagerbuch von 1712 ist eines der schönsten Stücke im Wannweiler Rathauskeller, sagt Botho Walldorf, der das Gemeindearchiv ehrenamtlich betreut. GEA-FOTO: WALDERICH
Das Lagerbuch von 1712 ist eines der schönsten Stücke im Wannweiler Rathauskeller, sagt Botho Walldorf, der das Gemeindearchiv ehrenamtlich betreut. GEA-FOTO: WALDERICH Foto: Irmgard Walderich
Das Lagerbuch von 1712 ist eines der schönsten Stücke im Wannweiler Rathauskeller, sagt Botho Walldorf, der das Gemeindearchiv ehrenamtlich betreut. GEA-FOTO: WALDERICH
Foto: Irmgard Walderich
Er selbst hat aus dieser Erkenntnis Konsequenzen gezogen: Seine eigenen Schätze, darunter Tausende von Fotos von der Hohenzollerischen Landesbahn, weiß er gut versorgt im Staatsarchiv in Sigmaringen. »Zu Hause wären die Dinge in Obstkisten vergammelt.«

Arbeitsplatz am alten Ratstisch

Im Wannweiler Archiv vergammelt nichts. Alte Negative kommen in Pergaminschachteln, für alle anderen Gegenstände hat Walldorf Pappboxen aus dem Staatsarchiv besorgt. Da finden sich alte Lagerbücher der Gemeinde ebenso wie Tonbandkassetten und Schmalfilme. Die Gemeindekunstsammlung lagert in den Kellerräumen, aber auch die Geschenke der französischen Partnergemeinde Mably und die alte Lehrerbibliothek der Uhlandschule. Der alte Ratstisch dient nun als Arbeitsplatz von Botho Walldorf, die dazugehörigen originalen Stühle stehen neben ihm. Der alte Bürgermeisterstuhl aus Holz und Leder ist mit dem Gemeindewappen am Stuhlrücken verziert.

Dem Verhandlungsgeschick von Bürgermeisterin Anette Rösch sei es zu verdanken, dass auch das Schmalfilm-Archiv des Heimatfilmers Karl Harrer seinen Weg ins Archiv gefunden habe, berichtet Walldorf. Ein großer Schatz für die Gemeinde.

Das Archiv ist zwar in seinem Platz beschränkt, aber immer offen für weitere Schätze. Wannweiler Bürger, die etwas abgeben wollen, können sich bei Hauptamtsleiter Volker Steinmaier melden, so Botho Walldorf. Die Sachen sollten allerdings nicht größer als 50 auf 60 Zentimeter sein.

Botho Walldorfs Arbeit beschränkt sich aber nicht nur auf das Verpacken und Beschriften. Er beliefert den Wannweiler Blog, pflegt gute Beziehungen zu Bildertanz-Erfinder Raimund Vollmer, hilft Heimatforschern und unterstützt bei Jubiläumsrecherchen. Ohne viel Aufhebens. Jede Gemeinde habe schließlich ein Archiv. Und dass sich Wannweil keinen hauptamtlichen Archivar leisten kann, ist für Walldorf selbstverständlich.

Der gelernte Programmierer ist mittlerweile im Ruhestand. Von der EDV will er nicht mehr viel wissen. Umso mehr interessiert ihn Geschichte. »Ganze Epochen haben sich hier niedergeschlagen« sagt er und zeigt auf die großen Regale im Wannweiler Rathauskeller. Da gibt es Auswandererlisten ebenso wie Material zu den Zwangarbeitern in der ehemaligen Spinnerei. Wenn es nach ihm ginge, könnten es noch mehr sein. Denn »alles, von dem die Leute sich nicht trennen können, ist verloren«. (GEA)