BAD URACH-SEEBURG. Am 12. März 1869 ging das Rathaus von Seeburg in Betrieb. Das war bis 2020 Verwaltungsstelle. Seit die Stadt Bad Urach das ehemalige Gemeindehaus für 1,4 Millionen Euro zu einem Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehr-Stützpunkt mit Wagenhalle umgebaut hat, steht es leer. Bürgermeister Elmar Rebmann und der Uracher Gemeinderat hatten von Anfang an klar gemacht, dass damit die Tage des Alten Rathauses in Seeburg gezählt sind. »Ziel war, dass die Unterhaltskosten nicht mehr von der Stadt zu tragen sind«, so Rebmann. Es hätte spätestens 2025 - in diesem Jahr also - unter den Hammer kommen sollen. Jetzt ist es anders gekommen.
Die Spitze des 2007 gegründeten Fördervereins »Seeburg schafft Zukunft« hat seit fast zehn Jahren immer wieder Interesse am Alten Rathaus bekundet. Zunächst ganz allgemein, dann immer klarer. Jetzt hat Uthe Scheckel im Gemeinderat ein Konzept zur Nutzung vorgelegt. Sie ist die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins, von 2004 bis 2014 war sie Ortsvorsteherin von Seeburg. »Seeburg schafft Zukunft« möchte das Alte Rathaus mit einem Erbaupacht-Modell übernehmen. Der Gemeinderat hat es fraktionsübergreifend positiv aufgenommen und zugestimmt.
»Wir wollen es in die Hände der Seeburger und der Öffentlichkeit geben«
»Unser altes Rathaus«, stellt Uthe Scheckel über die Präsentation, die ein älteres Schwarz-Weiß- und ein jüngeres Farbfoto zeigt, »wir wollen es in die Hände der Seeburger und der Öffentlichkeit geben! Wir wollen uns um das Gebäude kümmern.« Der Förderverein »Seeburg schafft Zukunft« existiert seit 18 Jahren. Als Vereinszwecke eingetragen sind Kultur- und Landschaftspflege. Aktuell hat der rührige Verein 102 Mitglieder, die Hälfte davon aus Seeburg selbst. Das jüngste Mitglied, Lukas Bechthold, ist vier, das älteste, Ludwig Hölz, 94. Im Zentrum stehen Pflegemaßnahmen der Wacholderheiden-Landschaft am Burgberg und am Hartberg. Die Mitglieder sind beim Schäferlauf mit Wagen dabei, die den Tuffstein-Abbau und die Moste im Dorf dokumentiert. In »Löwirtsmaries Häusle« in der früheren Ortsmitte, das der Verein auf Vordermann gebracht hat und pflegt, gibt es das Maicafé und das Glühweinhäusle.
Auch wenn das ortsbildprägende Tuffsteingebäude leer steht: »Die Statik ist in Ordnung«, sagt Uthe Scheckel. Sie hat mit allen Seeburger Vereinen Gespräche geführt: Kein anderer Verein hat Interesse. Der Verein hat sich vom Architekturbüro Selbmann (Schelklingen) beraten lassen, das die Pläne für den neuen Uracher Musikpavillon gezeichnet hat. »Sie sind für uns von Anfang an ein großer Glücksfall - sowohl fachlich als auch mental«, sagt Uthe Scheckel über die Chefs Daniela und Sebastian Selbmann.
So könnte das Alte Rathaus in Händen des Fördervereins aussehen: Im Erdgeschoss soll ein Multifunktionsraum entstehen. Der barrierefreie Eingang erfolgt über das Magazin. Dazu soll eine kleine Versorgungsküche kommen. Das Obergeschoss und das Dach bleiben vorläufig unberührt. Sämtliche Materialien wie Festwagen, Mostpresse sollen künftig im Rathaus eingelagert werden. Die sind derzeit an fünf verschiedenen Stellen verteilt, so Scheckel.
Eine Idee fürs Innenleben gibt's schon: Eine kleine, ständige Kletterausstellung könnte hier entstehen. Uthe Scheckel berichtet von dem Münsinger Gymnasiallehrer Michael Hägele, Schul- und Fachreferent Geographie am Regierungspräsidium Tübingen, der die Idee hat, eine historische Sammlung zum Klettersport auf der Schwäbischen Alb anzulegen. Der kennt Achim Pasold aus Köngen und dessen Panico-Verlag für Alpinliteratur. »Außerdem gab es Kontakt zu Reinhold Messner im Zusammenhang mit dessen Alpinmuseum«, so Uthe Scheckel. Und: »Es gibt eine Zusage der Firma Edelrid, uns mit aktuellen Exponaten zu unterstützen.«
Das Alte Rathaus soll weder ein Vereinsheim noch ein Museum werden. Sondern ein öffentlicher Ort mit und für wechselnde Themen in einem Vier-Jahres-Rhythmus. "Der Ideenkasten ist gefüllt", sagt Uthe Scheckel mit Blick auf 2027 (Thema: Klettern), 2028 (Thema: Steine), 2029 (Thema: Wasser) und 2030 (Thema: Frauen auf dem Land"). (GEA)


