WANNWEIL. Die Grünanlage »In der Au« ist mit dem Einbau der neuen Eisenbahnbrücke am 11. August 2023 verschwunden. Seither ist hier nur noch eine karge Steinwüste mit ein paar wenigen Gräsern. Immer wieder kommt im Gemeinderat die Frage hoch, wie und wann es weitergeht. »Endlich sehen wir Licht«, sagte Dr. Christian Majer jetzt im Gemeinderat. Der Wannweiler Bürgermeister ist froh, dass er endlich positive Neuigkeiten zu der Brache an der Kusterdinger Straße präsentieren kann.
»Es wird nachher noch schöner, als es vorher war«
»Es wird nachher noch schöner, als es vorher war«, versprach der Verwaltungs-Chef. Wie, das präsentierte in der Sitzung Ortsbaumeister Carsten Göhner anhand der Pläne der Planungsgruppe Stahlecker (Stuttgart). In der insgesamt rund 900 Quadratmeter großen Grünanlage »In der Au« ist kein Rasen geplant, den der Bauhof ständig mähen muss, sondern eine naturnahe Wiese. Mit Gräsern und Blumen, die Insekten anziehen. Daneben ökologisch hochwertige Pflanzen wie Schafgarbe, Aster, Sonnenhut, Storchschnabel, Katzenminze und Salbei. Auch bei den Sträuchern - vom Liguster über den Hartriegel und den Pfeifenstrauch bis zur Schlehe und zur Hundsrose - haben die Planer auf regionale Gewächse geachtet, die auch Insekten mögen. So etwas muss nur ein Mal im Jahr abgeräumt werden.

Überragt wird das Ganze von zehn Bäumen mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern. Sie sorgen für Schatten und verbessern das Kleinklima im Ort. Die Sorten: Maulbeerbaum, Scharlach-Rosskastanie, Blumenesche und Zierkirsche. »Zukunftsfähige Bäume«, betonte Ortsbaumeister Carsten Göhner. Bäume also, die auch für ein immer extremeres - in diesem Fall: trockneres - Klima gewappnet sein sollten.
»Wir brauchen solche kleinen Ruhepunkt im Ort«
»Wir wünschen uns dringend, dass die Bahn die Anlage wieder herstellt«, hatte SPD-Gemeinderätin Sigrun Franz-Nadelstumpf schon vor längerer Zeit betont, »wir brauchen solche kleinen Ruhepunkte im Ort.« Ihre Fraktionskollegin Katharina Härtter sagte jetzt: »Das Warten hat sich gelohnt.« Ihre Anregung: in der neuen Grünanlage noch einen Hundekotbeutelspender einzuplanen. »Den nehmen wir in die Planung auf«, versprach Ortsbaumeister Göhner. Nicht aufnehmen will er die von Valentin Paal (Grüne) ins Spiel gebrachte wetterfeste Tischtennisplatte. Die gibt's nämlich schon am Spielplatz »Gries«.
Wer in der Grünanlage nicht nur ruhen will, kann sich an zwei Spieltischen (»Mühle« und »Vier gewinnt«) mit festen Spielsteinen und einer Gartenschach-Platte beschäftigen. Die nach der Meinung von Dr. Christoph Treutler unnötig ist. »Die Zeiten sind vorbei«, meinte der Grünen-Rat.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diesem Platz überhaupt etwas wächst«
Ein paar technische Dinge noch: Um in der Grünanlage unsanfte Begegnungen zwischen Radfahrern aus Richtung K'furt und Fußgängern zu vermeiden, sollen die Zweiräder außen herum geleitet werden, sodass sie über die Straße »In der Au« in die Kusterdinger Straße einbiegen, wo sie auch eine besserer Einsicht ins Verkehrsgeschehen haben. Im oberen Bereich der Grünanlage wird beim Gehweg ein Schacht eingebaut. Hier könnte man bei einem Fest einen Getränkewagen aufstellen. Ob zur Bahnlinie hin noch ein Zaun gebaut wird, entscheidet die Bahn selbst.
Von Mai bis August wird die Hardware eingebaut, wie sich Ortsbaumeister Carsten Göhner ausdrückt, also die Grünanlage mit den Wegen hergestellt. Im November und Dezember geht's dann an die Pflanzungen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diesem Platz überhaupt etwas wächst«, sagte CDU-Sprecher Erich Herrmann, »da ist doch jetzt nur Letten und Steine.« In diesem Punkt gab ihm Carsten Göhner Recht. Kein Problem aber, das sich nicht lösen ließe. »Dort, wo die Bäume gepflanzt werden, werden größere Löcher ausgehoben und mit gutem Boden verfüllt«, so Göhner, »wir haben der Bahn das sehr klar gemacht.« An den Stellen, an denen »nur« Stauden oder Gräser in den Boden gebracht werden, reicht eine flachere Humus-Auflage.
»Wir haben hart verhandelt«
Womit auch der Einwand von Joachim Hespeler beantwortet wäre, der darauf hingewiesen hat, dass es einige Zeit braucht, bis eine Stauden-Anlage richtig angewachsen ist. Der Grünen-Rat blickt ins Jahr 2039 - dem Jahr, in dem die Bundesgartenschau ins Echaztal kommen könnte. "Bis dahin ist dann alles schön angewachsen", so Hespeler augenzwinkernd. Die Bahn wird der Gemeinde Wannweil die Grünanlage erst dann übergeben, wenn alles gut eingewachsen ist und sich der Baumbestand in der Reifephase befindet. Die Bahn ist also noch zwei Jahre für die Pflege verantwortlich. »Wir haben hart verhandelt«, sagte Bürgermeister Majer. (GEA)