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Erster Vorsitzender des TSV Pliezhausen hört auf

Klaus Katolla hört beim TSV als Erster Vorsitzender auf. Was den 69-Jährigen zu dem Schritt bewogen hat und wie's beim größten Verein im Ort weitergeht.

Klaus Katolla gibt nach zwanzig Jahren den Vorsitz des TSV Pliezhausen - der größte Verein im Ort - ab.
Klaus Katolla gibt nach zwanzig Jahren den Vorsitz des TSV Pliezhausen - der größte Verein im Ort - ab. Foto: Andreas Fink
Klaus Katolla gibt nach zwanzig Jahren den Vorsitz des TSV Pliezhausen - der größte Verein im Ort - ab.
Foto: Andreas Fink

PLIEZHAUSEN.. Müsste man einen Menschen finden, der ein Beispiel für einen Hansdampf in allen Gassen ist, für einen witzigen und liebenswerten Kerl dazu - man würde über kurz oder lang bei Klaus Katolla landen. So sagt eigentlich niemand. Klaus Katolla ist einfach nur Micky. Aber das ist eine andere Geschichte, die auch noch aufgeklärt wird. Fakt ist, dass der 69-Jährige bei der Mitgliederversammlung des TSV Pliezhausen am Freitag, 21. Februar, sein Amt als Erster Vorsitzender abgibt. Eine Zäsur.

»Ich mache mir wirklich Sorgen: Keiner mehr mag sich ehrenamtlich engagieren«

Irgendwann muss genug sein, findet er. Gut zwanzig Jahre hat er sich für seinen Verein engagiert. Dieses Mal soll's ein endgültiger Abschied werden. 2019 wollte er schon mal aufhören. Nach anderthalb Jahren sprang er noch mal als Vorsitzender ein, kommissarisch, weil zwei von vier Vorständen zurückgetreten waren. Jetzt ist aber wirklich Schluss. Es sieht so aus, als würde sich bei der Mitgliederversammlung kein direkter Nachfolger finden. Auch Ingolf Schmid, der Zweite Vorstand, will nicht mehr. Weil das Gremium aus vier Köpfen besteht, rücken Nummer drei und vier nach vorn. Ein klassischer Erster Vorstand fehlt dann aber. Immerhin: »Bei uns ist die Rechtssicherheit gegeben«, sagt Katolla.

Trotzdem geht er mit einiger Sorge: »Ich mache mir wirklich Sorgen: Keiner mehr mag sich ehrenamtlich engagieren«, sagt Katolla. »Bei Veranstaltungen Leute kriegen: kein Problem. Die Eltern stehen da und helfen mit, das ist klasse«, sagt der Noch-Vorsitzende, »am langfristigen Engagement hakt's aber.«

»Wir machen viel Urlaub, wir haben viel nachzuholen«

Als »Ehrenämtler, wie er im Buche steht« würdigte ihn Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold beim Ehrungsabend der Gemeinde am 4. Juli 2024. Da verlieh ihm Dold im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Für ganz viel: Katolla war 40 Jahre aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit seinem Ausscheiden aus der aktiven Truppe ist er Leiter der Altersabteilung. 35 Jahre saß er im Gemeinderat. Nicht als Hinterbänkler, sondern als diskussionsfreudiger und streitbarer Bürgervertreter, zehn Jahre davon als zweiter und erster Bürgermeister-Stellvertreter. 15 Jahre lang arbeitete Katolla im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Sport Pliezhausen (ASP) mit. Weil Sport nicht alles ist, engagierte sich auch noch über zehn Jahre als Erster und Zweiter Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Pliezhausen.

»Der TSV ist meine Heimat«, fasst er seine Beziehung zum größten Verein des Orts zusammen. Der Verein mit derzeit 738 Mitgliedern und den Abteilungen Fußball, Jugendfußball, Turnen & Fitness, Fechten, Tanzen (»SchönbuchDancers«) und Basketball (»Pliezhausen Basketeers«) steht bestens da, betont er. Mitgliederschwund haben andere, beim TSV stehen die Leute teilweise Schlange. Das Sportbüro im alten Milchhäusle mit der Kindersportschule (KiSS), der Arbeitsgemeinschaft Sport Pliezhausen (ASP), dem TSV und dem Tennisclub habe das Thema Sport im Flecken »super professionalisiert«.

»Mit sechzig geht der Katolla in Rente, da hat er g'nug g'schafft«

Der TSV ist Mickys Heimat, sein Herz schlägt aber für die Familie. Für Renate, die Frau, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist, und die Söhne Matthias und Steffen sowieso. Und dann wären da noch die Enkel Nelli, Hannes, Lina und Julian. Denen soll's an nichts fehlen, die Großeltern unterstützen die Kinder mit viel Leidenschaft und Zeit. Wenn sie nicht gerade irgendwo in der Welt unterwegs sind. Das macht Micky mit seiner Renate regelmäßig, seit er im Ruhestand ist. »Wir machen viel Urlaub«, sagt er, »wir haben viel nachzuholen.«

»Eigentlich wäre ich ja fast Polizist geworden«, sagt er. Nach der Realschule hatte er die Prüfung in Biberach bestanden, die erste Stelle in Hechingen wartete. »Das wollte aber meine Mutter nicht«, blickt er zurück, »das war in der Hoch-Zeit der RAF.« Also machte er bei der WLZ (Württembergische landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft, heute: BayWa) eine Ausbildung als Großhandelskaufmann. Katolla führte den HG-Markt in Pliezhausen und hatte bald schon fünf Märkte unter sich. 1988 verkaufte er den Laden und machte sich danach mit »Katolla Brennstoffe« einen Namen. 2016 war Schluss. Schluss nach 28 Jahren mit viel Frühaufstehen (»mir reichen sechs Stunden Schlaf«) und x-Bandscheibenvorfällen. »Mit sechzig geht der Katolla in Rente, da hat er genug g'schafft«, hat sich Micky damals gesagt. Und wenn er was sagt, macht er das.

»Ich habe nie einen Elfer verschossen, war also so was wie der Harry Kane von Pliezhausen«
Klaus Katolla war früher ein nervenstarke und torgefährlicher Fußballer.
Klaus Katolla war früher ein nervenstarke und torgefährlicher Fußballer. Foto: Andreas Fink
Klaus Katolla war früher ein nervenstarke und torgefährlicher Fußballer.
Foto: Andreas Fink

Auf die faule Haut hat er sich im (Un-)Ruhestand nie gelegt. Bewegung muss sein. Wie sich's für einen ehemaligen Fußballer gehört, sind Haxn kaputt, in einem Knie sind der Meniskus und die Kreuzbänder komplett weg. Radfahren geht noch gut, Wandern kann er ziemlich genau zehn Kilometer, dann ist aber Schluss. Zum Fußball: »Früher haben wir auf dem Schillerplatz gekickt, mindestens drei Mal in der Woche.« Ein Bolzplatz mit feinen Kieseln, ohne Tore. Danach richtig ernsthaft im Verein. »Ich habe hinten oder im Sturm gespielt«, sagt Katolla, »nur nicht im Tor.« Die gegnerischen Torhüter mochten ihn gar nicht: »Ich habe nie einen Elfer verschossen«, sagt er, »war also so was wie der Harry Kane von Pliezhausen.«

Und warum Micky? »Wir waren drei Klaus in meiner Klasse«, sagt Katolla, »mein Freund Jürgen Schwaiger durfte Micky-Maus-Heftchen kaufen, die ich bei ihm daheim lesen konnte.« Offensichtlich mit großer Begeisterung. »So bin ich vermutlich zu meinem Namen gekommen.« Micky ist dann mal weg. (GEA)

www.tsv-pliezhausen-1902.de