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Ersatzgebäude und Filmvorführende für das Metzinger Luna Kino gesucht

Bis Ende 2026 kann das Luna Filmtheater Metzingen noch bleiben, wo es ist: in einem Gebäude der Volksbank Ermstal-Alb nah beim Bahnhof. Und dann?

Arthaus-Filme und Kassenschlager: Das Luna Filmtheater steht für beides. Hinten die Volksbank, der das Kinogebäude gehört.
Arthaus-Filme und Kassenschlager: Das Luna Filmtheater steht für beides. Hinten die Volksbank, der das Kinogebäude gehört. Foto: Markus Pfisterer
Arthaus-Filme und Kassenschlager: Das Luna Filmtheater steht für beides. Hinten die Volksbank, der das Kinogebäude gehört.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN/BAD URACH. Die gute Nachricht zuerst: »Die Besucherzahlen liegen zum Teil über denen von 2019«, sagt Thorsten Hail. Der Vorsitzende des Stadtjugendrings Urach freut sich, dass der Corona-Knick im Luna Filmtheater Metzingen und dem Forum 22 in Bad Urach überstanden ist. Seit den Sommer-Open-Airs 2022 haben immer mehr Besucher ihre pandemische Zurückhaltung nach und nach aufgegeben und kommen in die Ermstal-Kinos zurück. Der Stadtjugendring betreibt beide, und das weitestgehend ehrenamtlich: Schüler und Studierende bringen die Filme per Beamer auf die Leinwand, verkaufen die Tickets, Snacks und Getränke. Auf den Leinwänden zu sehen sind anspruchsvolle Arthaus-Streifen genauso wie Blockbuster. Trotz der erfreulichen Entwicklung gibt es Herausforderungen für die Kino-Crew.

  • Die Raumfrage

Gehört das Forum 22 an der B 28 Bad Urach - Römerstein mit seinen beiden Sälen dem Stadtjugendring selbst, muss er für das Luna Miete zahlen: Das rote »Lichtspielhaus« mit seinem Flair der 1950er-Jahre gehört der benachbarten Volksbank Ermstal-Alb. Die hat den Vertrag mit den Luna-Machern im November um zwei Jahre bis Ende 2026 verlängert, wobei die Metzinger Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh und der für Kultur in der Stadt zuständige Erste Bürgermeister Patrick Hubertz zusammen mit dem Volksbank-Vorstand um seinen Vorsitzenden Martin Schnitzler eine gemeinsame Lösung gesucht und gefunden hatten. »Wir haben momentan keinen Eigenbedarf und die Baupreise haben stark angezogen«, sagte Schnitzler im November.

Doch über kurz oder lang möchte sich die Volksbank an ihrem Hauptsitz baulich verändern. Was dann mit dem Luna geschieht, ist offen. »Wir haben mit der Stadt zwar überlegt, aber nichts gefunden«, sagt Stadtjugendring-Chef Hail. Es gibt einfach derzeit kein weiteres Gebäude in Metzingen, das ohne große Umbauten kinotauglich wäre. Denn dazu braucht es Höhe, Breite, Länge und ein Gefälle. Mit der Motorworld in der früheren, riesigen Schmiedefabrik am Stadteingang war man im Gespräch, doch die nutzt, verpachtet und vermarktet ihre Räumlichkeiten selbst: die Schmiedehalle für wechselnde Events, kleinere Gebäude sind oft schon an Betriebe etwa aus dem Oldtimer-Sektor vergeben.

Könnte das Hallenbad das künftige Luna beherbergen, wenn das Kombibad im Bongertwasen in Betrieb geht? »Es wäre von der Größe her möglich, aber es gibt ganz viele theoretischen Nutzungen und Ideen«, gibt Thorsten Hail Aufschluss. Schon seitens der Stadt als Eigentümerin des fast 50 Jahre alten Bads: Als Mensa für die benachbarte Sieben-Keltern-Schule könnte es genauso dienen wie als Trainingsquartier für Vereine. Im Luna ist Platz für knapp 200 Filmfans, so viel, wie in beiden Vorführsälen des Forum 22.

  • Das Personal

Viele Jahre hatte der Stadtjugendring seine Crew zusammen: junge Leute, die Spaß am Filmezeigen hatten und haben und ihr Taschengeld aufbessern. Inzwischen »könnten wir mehr Mitarbeiter gebrauchen«, redet Hail Klartext, »helfende Kräfte sind willkommen.« Wer sich angesprochen fühlt, kann sich per E-Mail unter info@luna-metzingen.de oder info@forum22.de melden, danach geht's in ein kleines Vorstellungsgespräch. Zehn bis 13 Leute sind derzeit regelmäßig dabei.

  • Finanzen und Investitionen

Weil er kaum Personalkosten hat und die Städte Metzingen und Bad Urach die beiden Kinos seit vielen Jahren treu bezuschussen, auch in der Corona-Krise, hatte der Stadtjugendring Urach unter den Schließungen während der Lockdowns und dem langsamen Wiederhochfahren mit Besucherbegrenzungen nicht allzu heftig zu leiden - selbst wenn mancher Film erstmal vor so gut wie leeren Sälen lief. Finanzlöcher aufgerissen werden könnten, wenn die Kinobetreiber die Coronahilfen des Bundes zurückzahlen müssen. »Sie sind noch nicht abgerechnet, wir wissen noch nicht, wie viel wir zurückzahlen müssen«, sagt Thorsten Hail, und: »Wir halten uns deshalb mit Investitionen zurück.«

Auch so kann das Kinp im Gespräch bleiben: Der Förderverein Kino und Kultur in Metzingen hat Besuchern des Luna Filmtheaters und
Auch so kann das Kinp im Gespräch bleiben: Der Förderverein Kino und Kultur in Metzingen hat Besuchern des Luna Filmtheaters und Passanten je eine Kugel Eis spendiert – als Dankeschön für die treuen Besucher und Werbung für künftige. Foto: Förderverein Kino und Kultur Metzingen
Auch so kann das Kinp im Gespräch bleiben: Der Förderverein Kino und Kultur in Metzingen hat Besuchern des Luna Filmtheaters und Passanten je eine Kugel Eis spendiert – als Dankeschön für die treuen Besucher und Werbung für künftige.
Foto: Förderverein Kino und Kultur Metzingen

Dass sie investieren müssen, wissen die Kinomacher schon. So muss etwa über kurz oder lang die Vorführtechnik ersetzen werden. »Die Projektoren sind zehn Jahre alt und noch einsetzbar, kommen jetzt aber in die Zeit, wo sie Probleme machen könnten.« Oder von der Software her nicht mehr up to date sind: Die digitalen Projektoren müssen mit Datenservern verbunden werden.

  • Unterstützer

Um Investitionen zu stemmen, haben Luna-Aktive um Yannick Penka schon vor Jahren über die Plattform betterplace.org eine Spendenaktion gestartet. »Ein Herz für unser Luna - das Kino soll bleiben und schöner werden« ist sie überschrieben. 3.000 Euro für den Erhalt des liebenswerten Kinos sammeln wollten die Organisatoren, zusammengekommen sind 831,17 Euro, gespendet unter anderem von Banken; derzeit ist die Aktion geschlossen.

Andere Aktionen wollen das Luna weiter sympathisch nach außen tragen, dabei spielt der Förderverein Kino und Kultur Metzingen eine entscheidende Rolle: so etwa das Muttertagskino oder dem Afterwork-Kino »Movies & Soup«, bei dem Fördervereinsmitglieder vor dem Film die Suppenkelle schwangen. »Warten auf Weihnachten« hieß es am vergangenen Heiligabend auch wieder. Hoffen auf eine auch nach 2026 gesicherte Zukunft tut nicht nur der Förderverein und das Team des Luna Filmtheater, sondern auch alle Freunde gepflegter und vielfältiger Filmkunst in Metzingen. (GEA)