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Ermstaler Hobbysänger nimmt an weltweitem Gesangswettbewerb teil

Pascal Kuchar hat die Bewerbung für den ersten weltweiten Gesangswettbewerb für Countertenöre unter 35 Jahren eingereicht und hofft auf eine Teilnahme. Seinen Lebensunterhalt verdient der 31 Jahre alte Hobbysänger als Kundenberater bei einer Bank.

Countertenor Pascal Kuchar bei seinem Auftritt in der katholischen Kirche in Bad Urach, der für die Bewerbung zur Teilnahme am G
Countertenor Pascal Kuchar bei seinem Auftritt in der katholischen Kirche in Bad Urach, der für die Bewerbung zur Teilnahme am Gesangswettbewerb für Countertenöre mitgeschnitten wurde. Foto: privat
Countertenor Pascal Kuchar bei seinem Auftritt in der katholischen Kirche in Bad Urach, der für die Bewerbung zur Teilnahme am Gesangswettbewerb für Countertenöre mitgeschnitten wurde.
Foto: privat

BAD URACH/ERMSTAL. Pascal Kuchar berührt mit seinem Gesang die Menschen ganz tief in ihren Herzen, macht sie ergriffen und beschert ihnen ein unvergessliches Erlebnis. Sein langjähriger Gesangslehrer Jürgen Knöpfler spricht von magischen und zauberhaften Momenten, wenn sein Schüler singt – ihn zu hören, sei wie die Begegnung mit einem weißen Reh. Pascal Kuchar singt nämlich in einer ganz besonderen Stimmlage, die nicht oft zu hören ist: Der 31-Jährige ist Countertenor aus Leidenschaft, der sein Hobby intensiv und auf professionellem Niveau pflegt. Nun hat er Großes vor und möchte Ende Februar im Rahmen der 47. Internationalen Händel-Festspiele in Karlsruhe am weltweit ersten Gesangswettbewerb für Countertenöre unter 35 Jahren in Karlsruhe teilnehmen. Die Bewerbung ist abgeschickt und nun heißt es warten, ob er tatsächlich zum Farinelli-Wettbewerb zugelassen wird: »Wir haben sehr viel Zeit investiert und ich hoffe, dass ich hindarf«, unterstreicht er. Die Aufregung steige und er wünsche sich sehr, die Chance zu erhalten, sich der internationalen Jury zu präsentieren: »Es wäre toll zeigen zu können, was ich kann und eine qualifizierte Meinung zu hören.«

Musik begleitet den in Nürtingen lebenden und im Ermstal aufgewachsenen Sänger bereits sein Leben lang, schon als Kind habe er viel und gerne gesungen. Motiviert und unterstützt hatte ihn stets sein musikalischer Großvater Albrecht Seitz. Aufgrund seiner hohen Stimme habe er in Chören schon immer bei den Mädchen gestanden, erinnert er sich lachend. Doch anders als üblich, behielt Pascal Kuchar nach dem Stimmbruch die hohe Stimmlage: »Als Countertenor zu singen ist schön, weil es selten ist«, weiß er inzwischen. Seit nunmehr 15 Jahren bildet Pascal Kuchar seine Stimme bei Jürgen Knöpfler in der Bad Uracher Musikschule, der wöchentliche Gesangunterricht mit seinem Mentor sei ihm sehr wichtig. Auch wenn das sehr herausfordernd sei, begeistere ihn die intensive Zusammenarbeit nach wie vor: »Das ist ein wunderschöner Ausgleich zu meinem Beruf.«

Bank als sicheres Standbein

Denn seinen Lebensunterhalt verdient Pascal Kuchar als Kundenberater bei einer regionalen Bank, der ausgebildete Bankkaufmann arbeitet in deren Filiale in Riederich. Und das gerne, wie er betont: »Ich arbeite gerne mit Menschen und Zahlen.« Nach dem Abitur 2012 am Bad Uracher Graf Eberhard-Gymnasium sei eines für ihn klar gewesen, dass das Singen ein Hobby bleiben soll: »Es war mir als Hauptberuf zu riskant«, gibt der 31-Jährige zu. »Ich wollte ein sicheres Standbein.«

So ist für den Countertenor das Singen fester Bestandteil seines Lebens geblieben und so oft wie es Pascal Kuchar möglich ist, tritt er als Gastsolist mit Chören oder auf Hochzeiten auf. »Ich freue mich, wenn ich dadurch Menschen glücklich machen kann«. Auch für Dezember waren zwei Auftritte in der katholischen Kirche und der Stiftskirche St. Amandus in Bad Urach geplant, im Nachhinein sei’s ein Glücksfall gewesen. Denn so konnte das Team Kuchar und Knöpfler die Anforderungen für die Wettbewerbs-Bewerbung unkompliziert umsetzen: Verlangt wurden live und ungeschnittene Aufnahmen von öffentlichen Auftritten, die nicht älter als ein Jahr sind. Und die sollten in einem nächsten Schritt auf Youtube gestellt werden – das ist seit 22. Dezember der Fall. Das haben der Sänger und sein Gesangslehrer quasi im Eilverfahren umgesetzt: Am 15. November haben sie von dem Wettbewerb erfahren, bereits am 31. Dezember war Abgabeschluss der Bewerbung: »Es liegen atemlose sieben Wochen hinter uns«, macht der Countertenor deutlich. »Das Tempo war irre«. Wobei, das müsse er zugeben, den Hauptteil der organisatorischen Arbeit Jürgen Knöpfler übernommen habe: »Ich durfte mich auf die künstlerische Arbeit konzentrieren«.

Musikalisch experimentierfreudig

Sein Wirken mit Jürgen Knöpfler sei geprägt von perfektionistischer Leidenschaft: »Wir befinden uns auf einer Wellenlänge.« Da es für Countertenöre kaum spezielle Literatur gebe, seien sie bei der Auswahl der Lieder – darunter auch für Sopranstimme - sehr experimentierfreudig und würden viel ausprobieren. So sei es ihm auch nicht schwergefallen, bei der Bewerbung vier Wahlstücke zu nennen, wovon eines im Fall einer Wettbewerbsteilnahme gesungen werden muss. Zudem musste sich Pascal Kuchar aus einer Liste von Pflichtstücken vier aussuchen, von denen ebenfalls eines zu singen sein wird. Eines davon kenne er schon, auf die anderen drei bereite er sich bereits professionell vor – auch wenn eine Teilnahme ja noch nicht sicher sei. Wie die Chancen dazu stehen, könne er nicht einschätzen – Erfahrungswerte gebe es bei diesem Premieren-Wettbewerb ja noch nicht. Eine Teilnahme würde den Ritterschlag für die 15 Jahre andauernde Arbeit mit Jürgen Knöpfler bedeuten. Der Anspruch sei nicht, ganz oben auf der Siegerliste zu stehen – dabei sein können, das sei zunächst einmal sein großes Ziel. »Ich möchte zeigen, was ich erarbeitet habe.« Und was danach womöglich komme, stehe in den Sternen. (GEA)