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Aktuell Kriminalität

Enkeltrick-Masche in Metzingen immer häufiger

Die Fälle von Telefonbetrug oder über WhatsApp steigen, die Dunkelziffer bleibt ungewiss.

Immer wieder rufen Trickbetrüger Senioren an, geben sich als falsche Polizisten aus oder wenden den sogenannten Enkeltrick an. D
Immer wieder rufen Trickbetrüger Senioren an, geben sich als falsche Polizisten aus oder wenden den sogenannten Enkeltrick an. Die Polizei sensibilisiert die Bevölkerung etwa mit diesem Plakat mit der Aufschrift »Achtung: Hier spricht NICHT die Polizei«. Trotzdem fallen Menschen auf die Betrüger rein. FOTO: MARTIN GERTEN/DPA
Immer wieder rufen Trickbetrüger Senioren an, geben sich als falsche Polizisten aus oder wenden den sogenannten Enkeltrick an. Die Polizei sensibilisiert die Bevölkerung etwa mit diesem Plakat mit der Aufschrift »Achtung: Hier spricht NICHT die Polizei«. Trotzdem fallen Menschen auf die Betrüger rein. FOTO: MARTIN GERTEN/DPA

METZINGEN. Das subjektive Empfinden mag bei vielen Bürgern ein anderes sein, aber Metzingen ist statistisch gesehen eine sichere Stadt. »Die Zahlen sind auf einem historischen Tiefstand«, teilte der Erste Hauptkommissar Martin Wurz neulich bei der Gemeinderatssitzung mit. Diese Tendenz sei seit einigen Jahren auch im Land und im Bereich der Polizeidirektion Reutlingen zu beobachten: »Es handelt sich um Werte, von denen man früher nur träumen konnte.«

Ein vom Leiter des Metzinger Polizeireviers sogenanntes »Alleinstellungsmerkmal« beschere der Statistik der Kreisstadt einen hohen Wert in der sogenannten Kriminalitätsbelastungszahl (KBZ). Die liegt für Metzingen im Jahr 2021 bei 4.766 und damit deutlich über dem Durchschnitt auch im Land: Allein 212 Diebstahls-Delikte wurden 2021 in der Outlet-City gezählt. Würden diese Zahlen aus der Kriminalitätsbelastungszahl herausgerechnet, liege Metzingen deutlich unter dem Land (KBZ: 4.380) und der Stadt Reutlingen (5.194).

Graffiti konsequent angezeigt

Vor zwei Jahren hatte die Polizei dem Gemeinderat zuletzt einen Kriminalitätsbericht vorgelegt, dazwischen gab’s erhebliche coronabedingte Einschränkungen, und das habe sich aufgrund des brachliegenden gesellschaftlichen Lebens auf die Zahlen ausgewirkt. Aber, das machte Wurz deutlich, die Tendenz der Kriminalitätsbelastung sei schon davor rückläufig gewesen. Gleichzeitig hätten nicht, wie man vermuten könnte, häusliche Gewalt und Kindesmisshandlungen zu-, sondern abgenommen: »Uns wurde jedenfalls nichts angezeigt.« Nur wenn das der Fall sei, würden entsprechende Delikte in die Statistik einfließen.

1.360 Straftaten wurden 2020 in Metzingen erfasst, im vergangenen Jahr sank die Zahl auf 1.054 Straftaten. Darunter unter anderem zwölf Wohnungseinbrüche (2020: 14). Die Zahl der Sachbeschädigungen ist laut Statistik ebenfalls deutlich gesunken, außer im Fall von Graffiti – da schnellte die Zahl von acht im Jahr 2019 auf 51 im darauffolgenden Jahr hoch und lag 2021 bei 22. »Damals begann die Stadt Metzingen damit, Graffiti konsequent anzuzeigen«, so Wurz. Kontinuierlich gesunken ist die Zahl der Straßenkriminalität von 217 im Jahr 2020 auf 206 im Jahr 2019 und auf 144 im vergangenen Jahr: »Das gilt als Gradmesser, wie sicher man sich in Metzingen fühlen kann.«

Betrug älterer Menschen

Ein zunehmend wichtiges Thema finde, so Wurz, keinen Niederschlag in die Statistik: »Es geht um den Betrug zum Nachteil älterer Menschen.« Der Schaden – finanziell wie auch psychisch – sei dabei für die Senioren hoch. Erst jüngst seien zwei Kilo Gold herausgegeben worden – die Alterssicherung sei für Betroffene oftmals weg. Die Fälle von Telefonbetrug oder inzwischen über WhatsApp würden steigen, die Dunkelziffer könne nicht eingeschätzt werden: Aus Scham würden sich betroffene Senioren nicht melden. Martin Wurz bat eindringlich, das Thema ernst zu nehmen und bei dubiosen Anrufen (Enkel ist etwas Schlimmes passiert oder die »Polizei« muss Vermögenwerte überprüfen) entsprechend misstrauisch zu sein. Da werde um schnelle Entscheidungen oder die Herausgabe von persönlichen Daten, Bargeld, Schmuck oder Wertgegenständen gebeten. Beim geringsten Verdachtsfall solle die Polizei benachrichtigt werden oder zumindest das Gespräch mit der Familie oder Vertrauenspersonen gesucht werden.

Die Verlagerung von Straftaten ins Netz sei schon vor Corona gestiegen, wie Martin Wurz auf Anfrage von Gemeinderat Robert Schmid (FWV) erklärte – das betreffe auch die Kinderpornografie. Die Zahlen, so seine Auskunft, finden sich in der Kriminalitätsbelastungszahl wieder. »Wir rüsten bei der Cyber-Kriminalität auf und stellen Leute ein«, so Wurz. In Metzingen sei nach einem Artikel in einer überregionalen Zeitung über die Stadt als Hotspot der organisierten Kriminalität die Gerüchteküche hochgekocht, Gemeinderat Bernhard Mohr (FDP) fragte in diesem Zusammenhang nach dem Status quo: »Wir haben keine Anhaltspunkte und aktuell damit kein Problem.« (GEA)