PLIEZHAUSEN. Auf dem Weg zur Flüchtlingsunterkunft von Pliezhausen steht unterhalb der Tübinger Straße ein Betonmischer. Dessen Trommel dreht sich gerade und stoppt, als die Wanne vor dem Ausguss voll ist mit Beton. Nun kommt der grau-gelbe Baukran zum Einsatz. Ein Bauarbeiter hebt die Wanne hoch, schwenkt sie durch die Luft und lässt sie langsam ab. Schließlich verschwindet sie hinter den Mauern des bereits aufragenden Treppenhauses. Der Bau des Hauses für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung schreitet voran. Mit dem Begriff ist gemeint, dass Flüchtlinge nach dem Abschluss des Asylverfahrens oder nach spätestens zwei Jahren dauerhaft in einer Gemeinde untergebracht werden. Wenn sie auf dem freien Markt keine Unterkünfte finden, werden die Flüchtlinge Gemeinden zugeteilt, die ihnen Wohnungen zur Verfügung stellen müssen.
Der Baubeginn für das vierstöckige Gebäude auf dem Areal einer früheren Gärtnerei war Ende September 2024. Wenn es voraussichtlich Ende September fertig ist, soll es Platz bieten für 52 Flüchtlinge, die dort am Ortsrand jeweils zu sechst in Drei-Zimmer-Wohnungen leben. Für zehn Jahre sind die Wohnungen zunächst zweckgebunden, später könnten dort alternativ auch Studenten oder Mitarbeiter von Firmen einziehen.
Alter Rat traf Baubeschluss
Während der Bau voranschreitet, haben die Kommunalpolitiker in der vergangenen Gemeinderatssitzung mehrheitlich für die Vergabe weiterer Bauarbeiten gestimmt. Nur die beiden AfD-Räte Christian Bothner und Natalie Weimer-Hess stimmten dagegen. Ihr Fraktionskollege Harald Rinderknecht war nicht in der Sitzung. Redebedarf zu den erneuten Vergaben hatten die Gemeinderäte nicht mehr. Schließlich hatte das Gremium bereits in alter Zusammensetzung im Mai 2024 den einstimmigen Beschluss zum Bau der Flüchtlingsunterkunft getroffen. Bei der anschließenden Gemeinderatswahl im Juni hatten Bürger aus Pliezhausen drei AfD-Kommunalpolitiker in den Gemeinderat gewählt, die seitdem gegen Vergaben der Bauarbeiten für das Flüchtlingshaus stimmen.
In der Aprilsitzung gingen nun die Fensterbauarbeiten an eine Firma aus Metzingen für 93.276 Euro, die Flachdacharbeiten für 61.639 Euro an ein Unternehmen aus Riederich, und die Sonnenschutzarbeiten für knapp 25.000 Euro erhielt eine Firma aus Nürtingen. Stefan Adam, der Leiter der Pliezhäuser Bau- und Liegenschaftsverwaltung, bezifferte dem GEA gegenüber die Leistungen der bereits vergebenen Gewerke auf 1,5 Millionen Euro reiner Baukosten. Noch offen sind die Gewerke Innen- und Außenputz, Estrich, Schlosser- und Bodenbelagsarbeiten. Gleiches gilt für Fliesen-, Schreiner- und Malerarbeiten, Trennwände zu Abstellräumen und die Gestaltung der Außenanlagen.
Gesamtkosten wohl 2,15 Millionen Euro
In der Kostenberechnung summieren sich die noch zu vergebenen Arbeiten auf 334.582 Euro. Wenn die in dieser Höhe ausfallen, ergeben sich daraus und aus der Summe der vergebenen Gewerke reine Baukosten für das Flüchtlingshaus von 1,84 Millionen Euro. Aktuell sind also 81,8 Prozent davon vergeben. Zusammen mit den Baunebenkosten von 319.515 Euro summiert sich der Bau des Hauses in Holzständerbauweise somit auf 2,15 Millionen Euro. Im Vergleich zur Kostenschätzung liegt die -berechnung nun mit zwei Prozent etwas höher. Das liege an höheren Brandschutz- und Statikanforderungen, die sich nach dem Baubeschluss noch ergeben hätten.
Das Gremium vergibt die Arbeiten für jedes Gewerk einzeln. Im Dezember 2024 hatte Raach diese Vorgehensweise damit erklärt, dass die Gemeinde früher größere Blöcke bei Ausschreibungen gebildet habe. Diese seien aber mit höheren Kosten verbunden. Letztlich habe die Gemeinde Pliezhausen sich daher auf die Ausschreibung der einzelnen Gewerke konzentriert, damit sie diese nicht öffentlich ausschreiben muss. »Wir machen lieber beschränkte Ausschreibungen, als dass sich Bieter von JWD melden. Das hatten wir schon, die haben unter Preis angeboten und uns dann hängen gelassen«, hatte Bürgermeister Dold ebenfalls im Dezember 2024 ergänzt.
Bau soll im September fertig sein
Für die Gemeinde drängt die Zeit. Damit sie nämlich Fördermittel von 500.000 Euro für den Bau erhält, muss dieser bis zum 30. September 2025 fertiggestellt sein. Den Rest der Kosten muss die Gemeinde aus eigenen Mitteln zahlen. »Wir gehen momentan von einer fristgerechten Fertigstellung aus. Da dies witterungsabhängig ist, müssten wir bei Bedarf bei der L-Bank eine Fristverlängerung beantragen«, sagt Stefan Adam. (GEA)