BAD URACH. Der Pavillon im Kurpark hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Das ehemals orangefarbige Gebäude mit den zwei Spitzen - von manchen flapsig »Kurbusen« genannt -, sieht nicht nur grau und traurig aus, es entspricht auch nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, dass die Kurstadt einen neuen braucht. Bis zur Gartenschau 2027 soll er fertig sein. Der beste und schönste wurde in einem Architekturwettbewerb ermittelt. Im Mai 2024 wurde der prämierte Entwurf des Büros Selbmann Architektur (Schelklingen-Ingstetten) präsentiert. Der war auf allgemeine Zustimmung gestoßen, ein Teil der Räte hatte aber kleine Änderungen gewünscht. Sebastian Selbmann, der das Büro zusammen mit seiner Frau Daniela führt, hat jetzt im Gemeinderat einen modifizierten Entwurf vorgelegt. Auch der hatte viel Zustimmung erhalten - und einen weiteren Verbesserungsvorschlag.
»Haben wir eine Segel-Lösung für schlechtes Wetter?«
Architekt Sebastian Selbmann hat seinen Entwurf zusammen mit seinem Planerteam noch mal durchleuchtet und überarbeitet. »Es ist nicht mehr so, dass ein Architekt allein über allem steht«, erklärt der Baumeister die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten - also einem Heizung-Lüftung-Sanitär- und Elektroplaner, einem Bauphysik- und Akustikplaner und einem Tragwerksplaner. Letzterer hat errechnet, dass es die ursprünglich angedachten 32 Pfeiler gar nicht braucht. Jetzt soll das Dach von acht Pfeilern getragen werden.
Weil der Pavillon ein ovales Dach hat, spricht der Architekt von einem Donut. »Ein multifunktionales Dach, das viele Veranstaltungsmöglichkeiten offen lässt«, so Sebastian Selbmann. Genau an diesem Punkt setzt Dr. Stefan Wolf an. Der CDU-Rat hat mit seinem Mann, dem US-amerikanischen Sänger und Musical-Darsteller (»Tanz der Vampire«) Kevin Tarte schon vielen Freilichtbühnen gesehen. »Haben wir eine Segel-Lösung für schlechtes Wetter«, fragt Wolf mit dem Hinweis auf den allgemeinen Trend, Bühnen wetterfester zu machen. Schließlich solle vermieden werden, dass die Künstler im Regen performen müssen.

»Das war in dem Entwurf erst mal nicht gefordert«, sagt Architekt Sebastian Selbmann, »wenn wir das Gebäude konstruktiv weiterentwickeln wollen, sind solche Überspannungen aber sicher möglich - der Ring bietet viele Verankerungspunkte.« Man habe eine Überspannung nicht aufgenommen, »weil es bisher so funktioniert hat«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Zum Gemeinderat: »Wir wollen's auf dieser Basis weiterentwickeln.«
»Wir haben finanzielle Sicherheit«
Der Donut bleibt also erst mal oben offen. Offen bleibt er auch hinten an der Rückwand. Ein Punkt, an dem wie schon in der vorigen Sitzung CDU-Rat Axel Steinhart nachfasst. Architekt Selbmann will die Rückwand nach wie vor nicht schließen. Steinhart fürchtet, dass Wind und Wetter durchpfeifen und damit die Musik vom Winde verweht werden könnte. Nach Rücksprache mit einem Akustikbüro aus Bietigheim-Bissingen ist der Architekt überzeugt, dass die Klänge nicht nach hinten verpuffen. Im Gegenzug biete der Baumbestand dahinter einen guten Schutz vor dem Straßenlärm der B 28, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann zu den Bedenken von Gesine Kerschbaumer (Grüne).
Zu den Kosten: Stand heute wird der Musikpavillon mit ziemlich genau 800.000 Euro zu Buche schlagen. Die Stadt Bad Urach hat aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm rund 520.000 Euro erhalten. »Wir haben also finanzielle Sicherheit«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Derzeit bewege man sich im Kostenrahmen, so Architekt Selbmann zur Frage von CDU-Rat Michael Schweizer. »Die Kostensteigerungen im öffentlichen Bereich sind derzeit stark rückläufig«, beruhigt der Architekt die Bürgervertreterinnen und -vertreter, »wir beobachten seit einem Jahr keine Kostensteigerungen mehr.« Die Stadt hatte in Hoch-Corona-Zeiten schon Baustellen, bei denen beispielsweise Baustahl zum Stundenpreis gehandelt wurde und nach oben schoss.
»Die Kostensteigerungen sind derzeit stark rückläufig«
Zum weiteren Zeitplan: Im September sollen die Ausschreibungen raus, im Oktober die Gewerke vergeben werden. Im November soll der alte Pavillon dann abgebrochen werden, im Dezember soll mit dem Neubau begonnen werden. Ein knappes Jahr später, im November 2026, soll der Selbmann'sche Donut im Kurpark fertig sein. (GEA)