WANNWEIL. »Der Stein darf sich entwickeln«, sagt Petra Schenk über ihre Arbeiten aus Speckstein. Sie suche das Material und seine Farbe zwar aus, doch es sei maßgeblich der Stein, »der zeige, was er werden wolle.« Petra Schenk aus Bad Urach-Sirchingen stellt bis zum 16. Mai 2025 zusammen mit der Malerin Karin Materna aus Kusterdingen und der Fotografin Carola Peters (Wannweil) im Wannweiler Rathaus aus.
Bei der Vernissage am Samstag begrüßte Bürgermeister Dr. Christian Majer die zahlreich erschienenen Gäste und dankte den »drei Powerfrauen«, die seit vielen Jahren in der Kunstwelt unterwegs seien. »Und jetzt ist es das Rathaus, dem Ihre Werke ein noch würdigeres Ambiente verleihen«, sagte er. Frühlingshaft bunt verschönern sie die Amtsflure und animierten zum genaueren Hinschauen und Entdecken. Petra Schenk sorgte überdies am Klavier für den musikalischen Rahmen der Vernissage.
Kunstwerke mit tieferem Sinn
Ihre Skulpturen zeigen Adler, offene Hände, Schutzengel. Immer steckt ein tieferer Sinn dahinter. So steht eine Herzform mit einbeschriebenen Herzlinien für ein Mutterherz, das seine Kinder in sich trägt. Eine andere Plastik sollte eine Spirale werden, zerbrach jedoch im Schaffensprozess in einen größeren und einen kleineren Teil. »Es sollte so sein«, sagte die Künstlerin. »Manchmal will der Stein nicht so, wie man selbst möchte.« Die beiden Stücke, die Autonomie ausstrahlten, stünden jetzt für einen Loslösungsprozess. In ihren Objekten gehe es häufig um zwischenmenschliche Beziehungen. »Die Motive rühren an«, sagte Kunsthistoriker Thomas Becker von der VHS Reutlingen in seiner Eröffnungsrede.
Karin Maternas Acrylbilder erstrahlen in bunten, mutigen Farben. »Exmoor Beauty 3« ist eine Kuhdarstellung, bei der sich ein farbiger Streifen an den anderen setzt. Ein Birkenwald leuchtet in ungewohnten Farbharmonien. »Cat Cool« zeigt eine Katze mit Cocktail am Strand. Katzen finden sich auch auf ihren Becher, die sie mit Sprüchen wie »Live, Love, Meow« im Foyer anbietet. Dort sind auch ihre Fensterbilder aus leichtem Kunststoff zu sehen. In »Pouring Art«, dem Acrylgießen, entstanden spannende Formen. Becker betonte die Inspirationen aus Impressionismus und Expressionismus in Maternas Werk sowie, ebenfalls unverkennbar, aus der Romantik. Caspar David Friedrichs »Wanderer über dem Nebelmeer« wurde neu interpretiert.
Durch Heranzoomen eine neue Identität gewinnen
Eine Fußmatte, Leerrohre, ein Revisionsdeckel aber auch eine Physalisblüte oder ein Gänseblümchen im Laub – sie alle werden zu ästhetischen Stars in den Fotografien von Carola Peters. Durch das fotografische Heranzoomen scheinen die Objekte eine neue Identität zu erhalten. »Die Aufgabe des Künstlers ist nicht, abzubilden, sondern eigene Bildrealitäten zu schaffen«, betonte Becker. Von besonderer Ästhetik sind auch bunte Heißluftballons in einem graublauen Himmel oder das Triptychon »Nirvana«, das auf dem Darß an der Ostsee einen Anleger zeigt, der ins schier endlose Meer führt. Immer achtet Carola Peters auch darauf, dass der Untergrund wie Papier, Leinwand oder Alu-Dibond sich optimal für ein Foto eignet.
Becker begrüßte, dass das Rathaus in Wannweil sich für Kunst öffnet, denn »Kunst muss unter Leute«. Besonders jene, die primär nicht wegen der Kunst ins Rathaus gekommen seien, würden neugierig und könnten neue Erfahrungen und Impulse gewinnen. (GEA)